„Da möchte ich auch noch mal Kind sein.“ Diese Reaktion kommt intuitiv von vielen Besuchern, die Leiterin Elisabeth Ankenbrand durch das neue Kinderhaus Sankt Regiswind führt. Die 160 Kinder, die bereits eine Woche vor Weihnachten eingezogen sind, finden dort eine absolute Wohlfühl-Atmosphäre vor, natürlich auch das 41-köpfige Personal.
Am Sonntag, 18. Mai, wird das Haus nun offiziell gesegnet und ist an diesem Tag auch öffentlich zugänglich (Programm: siehe Info-Box unten). Durch den Eingang sollen die Bewohner und Besucher des Kinderhauses quasi ein Dorf betreten. Ein Steinboden verzweigt sich in die Einzelräume, in denen dann helles Holz dominiert.
Jede Gruppe hat einen eigenen Raum auf zwei Ebenen mit Küche einschließlich Kühlschrank und Gefrierfach und Herd. Je nach Alter der kleinen Benutzer sind sie leicht unterschiedlich ausgestattet. Niedlich zum Beispiel die Toiletten für die Kleinsten, die möglichst schnell von der Windel entwöhnt werden sollen.
In den Räumen der Jüngsten findet sich auch das wenigste Mobiliar, denn sie spielen am liebsten am Boden. Im neuen Kinderhaus leben jetzt fünf Krippen-Gruppen, drei Regelgruppen und eine Schulkindergruppe zusammen.
Die Architekten Brückner & Brückner aus Tirschenreuth haben alle Ecken und Enden des Hauses ausgenutzt und mit Funktionen versehen. So geht es über eine helle Holztreppe hoch in die obere Ebene des Gruppenraums und über eine Rutsche wieder runter. Ein Heidenspaß für die Kinder.
Putzig auch die kleinen Bettchen, in denen die Kinder ihre Ruhezeit verbringen. In Sankt Regiswind gibt es einen Rundum-Service – sogar die Bettwäsche und das Waschen werden vom Haus übernommen.
Der Blick schweift nach draußen. Auf den großen Außenflächen ist noch wenig Grün festzustellen, doch das wird noch. Stadtgärtner André Ditterich will das Kinderhaus in den roten floristischen Faden einbeziehen, der sich einmal durch die ganze Stadt ziehen soll, berichtet Ankenbrand. Das Gras wird erst angesät, wenn das Eröffnungsfest vorbei ist. Beerensträucher und Erdbeeren sind aber schon gepflanzt (eine Spende der Gärtnerei Krais).
Zur Freifläche gehören auch ein Wasserspielplatz mit Frischwasser und ein Eidechsenhaus. Der Garten ist der Raum der Bewegung, die immer mehr zum A und O auch schon im Kindergartenalter wird.
Nicht nur für die Kinder, auch für das Personal ist nun alles viel großzügiger. Chefin Elisabeth Ankenbrand hat ihr eigenes Büro, ebenso die Verwaltung. Sogar für die Eltern, die ihre Kinder holen oder bringen, gibt es einen eigenen Aufenthaltsbereich. Und es gibt Räume für ungestörte Gespräche zwischen Erzieherinnen und Eltern.
Das Herzstück im Erdgeschoss ist das Esszimmer. Dort steht es mehreren Etappen jeden Tag ein warmes Mittagessen auf dem Tisch, das die Frankenwinheimer Gaststätte Kraus liefert. Pflegerinnen und Erzieherinnen übernehmen den Service.
Das Erd- und Obergeschoss hat je eine kleinen Turnhalle, unten mit Geräten, oben weitgehend leer für Ballspiele. Auch die Logo- und Ergotherapeuten im Haus haben ihre eigenen Räume, ebenso die externe Krabbelgruppe, die jeden Montag von 15 bis 17 Uhr in Sankt Regiswind zusammenkommt.
Im Obergeschoss ist durch die Spitzgiebel nach oben noch mehr Luft. Ein solcher Raum im Giebel wird zum Beispiel als Puppenwohnung genutzt. Anstatt des Gartens haben die Gruppen oben weitläufige Terrassen als Außenfläche, die auch als Fluchtwege dienen. Ebenfalls im Obergeschoss ist der Raum für Schulkinder. 30 Schüler von der 3. bis zur 7. Klasse kommen hierher, um mit zu Mittag zu essen und dann ihre Hausaufgaben zu machen.
Das Herzstück oben ist der Raum der Stille, in dem die Kinder entschleunigen und zur Ruhe kommen sollen. Auch das Elisabeth Ankenbrand wichtig, „denn manche Kinder können überhaupt keine Stille mehr spüren“, geschweige denn ereignislose Phasen aushalten.
Der Gang durch das Haus zeigt, wohin die knapp 4,2 Millionen gekommen sind, die das Kinderhaus komplett gekostet hat. Sowohl durch die bauliche und räumliche Ausstattung als auch das Konzept, das für Kinder und Jugendliche von einem halben bis zu 14 oder 15 Jahren ausgelegt ist, wird Sankt Regiswind zweifellos zum Aushängeschild und Standortfaktor für Gerolzhofen. Laut Elisabeth Ankenbrand waren bisher alle Besucher begeistert. Auch von den Eltern kamen noch keine negativen Stimmen, seit die Kinder im Haus sind.
Die Kosten
Mit etwa 4,2 Millionen Euro werden die Kosten für den Neubau des Kinderhauses Sankt Regiswind beziffert. Zu Beginn der Planung und Bauzeit war stets von etwa 3,2 Millionen die Rede. Das heißt aber nicht, dass das Projekt fast eine Million teurer geworden ist als geplant, erläutert Kirchenpfleger Hubert Zinkl. Denn die ursprünglich genannte Summe bezog sich nur auf dien reinen Baukosten. Die haben sich von geplanten 3,2 Millionen auf 3,5 Millionen erhöht.
Ursache dafür sind vor allem die umfangreichen Schreinerarbeiten mit vielen Sonderanfertigungen , die im ganzen Haus sichtbar sind. Dazu kommen eine Trafostation und und ein nachträglich geplantes WC. Zu den reinen Baukosten kommen noch die Außenanlagen mit rund 200 000 Euro und die Nebenkosten (wie Architektenhonorar) mit etwa 500 000 Euro.
Das Programm der Segnung
Ein ökumenischer Gottesdienst im Festzelt am Rotkreuzweg steht am Anfang des Programms im Kinderhaus Sankt Regiswind am Sonntag, 18. Mai. Zelebranten sind Pfarrer Stefan Mai und Pfarrer Jean-Pierre Barraud, die das Haus auch segnen werden. Es folgen Grußworte. Die Kinder ziehen am Ende singend vom Zelt in ihre Gruppenräume. Von 12 bis 14 Uhr gibt es warmes Mittagessen im Zelt, zu dem die gesamte Öffentlichkeit eingeladen ist. „Willkommen hier im Kinderhaus“ heißt es ab 14 Uhr.
Sankt Regiswind steht dann zur allgemeinen Besichtigung für alle offen. Begleitend gibt es eine Spielstraße und eine Kaffeebar. Gesucht sind Helfer für den Auf- und Abbau (Meldung unter Tel. 31 88 50). Mit einem „Tschüss, Ade und auf Wiedersehn“ endet am Sonntag das Programm gegen 16.30 Uhr.