zurück
Schweinfurt
Radler fordern: Eine Poolnudel Sicherheitsabstand
Immer wieder verunglücken Radfahrer im Straßenverkehr. Der ADFC hat mit einer außergewöhnlichen Aktion auf das Thema Unfallprävention aufmerksam gemacht.
Im Fahrradkorso durch die Ignatz-Schön-Straße: Der ADFC Schweinfurt nahm den Tag der Verkehrssicherheit 2019 zum Anlass, um auf den mangelnden Überholabstand im Straßenverkehr aufmerksam zu machen. Radfahrer klemmten sich Poolnudeln auf den Gepäckträger, um Autos dazu zu bewegen, genügend Abstand zu halten.
Foto: Klaus Neumann | Im Fahrradkorso durch die Ignatz-Schön-Straße: Der ADFC Schweinfurt nahm den Tag der Verkehrssicherheit 2019 zum Anlass, um auf den mangelnden Überholabstand im Straßenverkehr aufmerksam zu machen.
Bearbeitet von Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:22 Uhr

Die Rechtsprechung ist eindeutig: 1,5 Meter seitlichen Abstand sollten Autos beim Überholen von Radfahrern einhalten. Darauf machte jetzt der ADFC Schweinfurt am Tag der Verkehrssicherheit mit einem Fahrradkorso in der Ignaz-Schön-Straße aufmerksam. Die Radfahrer hatten sich Poolnudeln auf den Gepäckträger geschnallt, um die nötige Distanz zu verdeutlichen. Ein überraschend breiter Abstand. Die Poolnudel-Aktionen fanden auch in Bamberg, Würzburg, Berlin, Kassel und Rosenheim statt.

Gemütlich schiebt sich die Schlange aus Fahrradfahrern die Ignaz-Schön-Straße entlang. 20 Stundenkilometer. Höchstens. Hinter den Radlern staut sich der Autoverkehr ein wenig. Überholen will keiner. Der Grund: die knallbunten Poolnudeln, die sich die Radfahrer seitlich auf den Gepäckträger geschnallt haben. Gerade mal 1,5 Meter sind sie breit, doch sie ragen in die Fahrspur. Die Aktion des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) erregt Aufsehen, mittags um 12 Uhr auf der Ignaz-Schön-Straße. Und sie macht neugierig.

„1,50 Meter, das ist der seitliche Abstand, den andere Verkehrsteilnehmer beim Überholen zum Radfahrer, aber auch zu parkenden Autos halten sollten“, erklärt Martin Dettmar, Vorsitzender des ADFC. Die genaue Breite leitet sich zwar nicht aus der Straßenverkehrsordnung ab – dort ist lediglich von einem "ausreichenden Abstand" die Rede. "Allerdings haben mehrere Gerichtsurteile bestätigt, dass Autos mindestens 1,5 Meter Platz lassen müssen, wenn sie überholen", erklärt Dettmer. "Sind Kinder dabei, müssen sogar zwei Meter eingehalten werden."

Nur wenige Autofahrer trauen sich zu überholen

Um diesen Abstand einmal anschaulich zu machen, haben sich die ADFC-Mitglieder die Poolnudeln auf den Gepäckträger geschnallt und Westen mit einer Grafik "1,5m – Sicher vorbei" angezogen. Die Reaktion der Autofahrer auf die Fahrten die Straße hoch und runter sind fast immer gleich: Respektvoller Abstand und Geduld. Nur wenige Autofahrer trauen sich zu überholen, als auf der Gegenspur kein Fahrzeug auszumachen ist.

Das sei leider nicht der Normalfall auf vielen Straßen in Schweinfurt, die sich Radfahrer mit anderen Verkehrsteilnehmern teilen müssten, so Dettmar. Ein besonderes Negativ-Beispiel sei die Ignaz-Schön-Straße mit ihrem sogenannten Schutzstreifen, der weiß gestrichelten Linie, die Radfahrern eine Spur frei hält und die Autofahrer im Ausnahmefall aber überfahren dürfen. „Leider suggeriert diese gestrichelte Linie aber auch dem fahrenden Autofahrer: Ich darf bis an die gestrichelte Linie heranfahren, obwohl ich bis zum Radfahrer dann keine 1,5 Meter Platz lasse“, erklärt der ADFC-Sprecher. Daher wurde bewusst diese Stelle gewählt, um den Hinweis zur Verkehrssicherheit zu geben.

Bundesweite Kampagne "Mehr Platz fürs Rad"

Der durch Gerichtsurteile vorgegebene Abstand ist in der Praxis erstaunlich breit. Das konnten nicht nur die Autofahrer in der Ignaz-Schön-Straße beobachten. "Mich hat die Breite selbst überrascht", sagt ein ADFC-Mitglied. Dem Radfahrer-Club geht es deshalb gar nicht um den erhobenen Zeigefinger: "Die Aktion ist gedacht als Einladung an alle Verkehrsteilnehmer zu einem fairen und sicheren Miteinander."

Seit 2005 ruft der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) jedes Jahr dazu auf, am dritten Samstag im Juni mit Aktionen und Veranstaltungen die Aufmerksamkeit auf das Thema Verkehrssicherheit zu lenken. Der Aktionstag soll zeigen, dass alle dazu beitragen können, die Unfallzahlen zu senken und den Verkehr sicherer zu machen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat den Handlungsbedarf ebenfalls erkannt und eine fahrradfreundliche Novelle der Straßenverkehrsverordnung vorgestellt. Darin wird der Mindestüberholabstand zu Radfahrenden von 1,5 Meter innerorts und 2,0 Meter außerorts gesetzlich vorgeschrieben.

Mit seiner bundesweiten Kampagne "Mehr Platz fürs Rad" fordert der ADFC auch breite Radwege in zusammenhängenden Netzen, sichere und geschützte Kreuzungen sowie ausreichend komfortable Fahrradparkplätze. Im Rahmen der Kampagne gibt es deutschlandweit Aktionen – von Rad-Demos über Poolnudel-Aktionen bis zu ADFC-Streifen, die zeigen sollen, wie gut es sich anfühlt, wenn dem Radverkehr mehr Platz eingeräumt wird.




 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Andreas Scheuer
Auto
Autofahrer
Fahrräder
Fahrzeuge und Verkehrsmittel
Radverkehr
Straßenverkehr
Verkehr
Verkehrssicherheit
Verkehrsteilnehmer
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • R. Ö.
    Die kriegen auch noch eine eigene Autobahn gebacken! Wenn´s zu brenzlig wird, einfach mal den*******vom Sattel nehmen und absteigen und vor allem mal die Schrittgeschwindigkeit in den Fußgängerzonen einhalten! KENNZEICHENPFLICHT FÜR FAHRRÄDER!!!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. B.
    Wenn die Radfahrer gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern (z.B. Fußgängern) genau so rücksichtsvoll wären, wie sie es einfordern wäre eigentlich alles OK.
    Rücksichtslose Radfahrer sind nach meinen Beobachtungen keine Einzelfälle, sondern eher die Regel.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. F.
    Dem kann man nur zustimmen, viele Radfahrer (nicht alle) denken sie können sich überall alles erlauben. Beispielsweise zu zweit nebeneinader fahren, hupt man wird man noch angepöbelt. Den Obergipfel der Dreistigkeit durfte ich vor ein paar Tagen erleben...Ich war innerorts am Linksabbieger, Blinker war gesetzt, schaue zufällig in den Rückspiegel und sehe einen Radfahrer der gerade dabei ist mich zu überholen. Normalerweise nutzt man beim Linksabbiegen so gut wie nie den Rückspiegel, hätte ich es (warum weiss ich gar nicht) nicht getan, könnte es u.U. einen Radfahrer weniger geben. Das anschließende Gespräch mit dem, vom Alter her, erwachsenen Mann verlief erst so daß er im Ansatz versuchte mich zu beschimpfen, letztendlich aber sich sogar entschuldigte und seine Schuld eingestand, sogar froh war das es so abgegangen ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. F.
    Natürlich hat der Radfahrer da einen Fehler gemacht aber ...
    "wieso ich in den Rückspiegel geschaut habe weiß ich auch nicht ..." hallo! Eigentlich gilt hier Schulterblick. Außerdem ist es halt traurige Wahrheit, wenn bei uns Autofahrern nur etwas Blech zerbeult, liegt der Radler wenn es gut kommt im Krankenhaus. Fahrt in Schweinfurt mal mit dem Rad über die ein oder andere Kreuzung und vergleicht das Erlebte mit jenem im Auto. Ihr werdet erstaunt sein für eine Kreuzung 3 Ampelphasen. Mit dem Auto Grün und durch.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. F.
    @bfoerster .... Schulterblick wenn ich blinke und links in eine gleichberechtigte Straße abbiege??? Was ganz was Neues.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. H.
    So siehts aus!
    Liebe Radfahrer, dann haltet diesen Abstand auch bitte mal beim Vorbeifahren an Kinderwagen, Fußgängern und geparkten Autos ein!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten