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Werneck
Quereinsteiger bei der Wernecker Feuerwehr
Für sie legte die Wernecker Feuerwehr erfolgreich ein Quereinsteigerprogramm auf: Holger Mai (links) und Patrick Schmitt.
Foto: Philipp Röder | Für sie legte die Wernecker Feuerwehr erfolgreich ein Quereinsteigerprogramm auf: Holger Mai (links) und Patrick Schmitt.
Bearbeitet von Michael Mahr
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:14 Uhr

Früher waren es Figuren wie der kleine Drachen Grisu, der bei Kindern das erste Interesse an der Feuerwehr weckte. Heute sind es eher Feuerwehrmann Sam oder Marshall von der Paw Patrol. Gibt es zusätzlich Eltern oder Geschwister bei der Feuerwehr als Vorbilder in der eigenen Familie, ist der Werdegang der künftigen Floriansjünger häufig bereits vorgezeichnet. Dieser beginnt dann im Normalfall mit zwölf Jahren und der Ausbildung in der Jugendfeuerwehr, wo das Handwerk von der Pike auf erlernt wird.

Doch wie funktioniert das, wenn Menschen erst im Erwachsenenalter in das Ehrenamt einsteigen möchten und dabei keinerlei feuerwehrtechnische Vorbildung mitbringen? Auf diese Frage hat die Freiwillige Feuerwehr Werneck in Form eines Quereinsteigerprogramms eine Antwort gefunden. Sie zieht nach anderthalb Jahren eine erste vielversprechende Bilanz.

Interesse an aktiver Mitarbeit in der Feuerwehr

Probanden waren die beiden Wernecker Neubürger Patrick Schmitt und Holger Mai, beide Familienväter Mitte 30, die im Neubaugebiet sesshaft geworden sind. Durch neu geknüpfte Freundschaften sowie das Feuerwehrfest im Jahr 2018 wurden die beiden auf die umfangreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten der örtlichen Wehr aufmerksam. Aus dem losen Interesse erwuchs nach ersten unverbindlichen Gesprächen sowie einer spontanen Führung durch das Feuerwehrhaus schnell der Wunsch, die Mannschaft durch aktive Mitarbeit zu unterstützen.

Dass man potenzielle neue Kameraden, die am besten sofort mitmachen möchten, nicht auf die nächste, eventuell erst in einem halben Jahr stattfindende, gemeindeweite Grundausbildung vertrösten könne, verstehe sich von selbst, berichtet Kommandant Christian Kullick. Jedoch habe man sich zu Anfang schon intensiv die Köpfe zerbrechen müssen, wie es denn gelingen könne, zwei Mittdreißiger an die Grundlagen dessen heranzuführen, was Jugendlichen sonst über mehrere Jahre ganz behutsam beigebracht wird.

Man entschied sich dafür, die benötigten Grundlagen in einer eng getakteten Ausbildungsphase am eigenen Standort zu schulen, um die Anwärter möglichst schnell in den regulären Übungsdienst übernehmen zu können. Bereits nach dieser Phase konnten die beiden Neulinge erste Einsatzluft schnuppern, wobei sie grundsätzlich außerhalb des Gefahrenbereichs eingesetzt wurden. Im weiteren Verlauf wurde das Basismodul der modularen Truppausbildung (MTA) absolviert, die mit der Truppmann-Qualifikation endet und zur vollwertigen Teilnahme an Einsätzen berechtigt.

Die Neuen loben die schnelle Integration in die Wehr

Nach einer angemessenen Zeit des Erfahrungsammelns erfolgte die weiterführende Ausbildung zum Truppführer sowie der freiwillige Besuch der Lehrgänge Atemschutzgeräteträger und Träger von Chemikalienschutzanzügen. Damit sind die beiden neuen Feuerwehrleute bestens gerüstet und haben das notwendige Wissen für den vielfältigen Einsatzalltag in der Wernecker Wehr.

Bei der Nachfrage, wie die beiden Anwärter die Erfahrungen der letzten anderthalb Jahre bewerten, fällt direkt auf, dass beide mit Stolz und großer Begeisterung dabei sind. Insbesondere die Tatsache, dass sie schnell an die Aufgaben der Feuerwehr herangeführt wurden und bereits frühzeitig Erfahrungen im Einsatz sammeln konnten, bewerten beide positiv. Des Weiteren habe man es ihnen extrem leicht gemacht, sich in der Mannschaft zu integrieren und dabei neue Kontakte zu knüpfen. So sei es als Neubürger besonders einfach gewesen, im neuen Wohnort anzukommen.

Für die Feuerwehr sei die Zielgruppe der Erwachsenen besonders interessant, berichtet Kommandant Christian Kullick. Wer vor kurzem neu gebaut hat und damit sesshaft geworden ist, werde den Ort nicht plötzlich wegen der Aufnahme eines Studiums oder beruflicher Veränderungen verlassen. Des Weiteren sei die Entscheidung für eine ehrenamtliche Tätigkeit im Normalfall gut überlegt und mit einer gewissen Reife getroffen.

Schon zwei weitere Quereinsteiger in Ausbildung

Weiter merkt Kullick an, man sollte es zwar eigentlich nicht als Konkurrenzsituation sehen, jedoch brauche die Feuerwehr Nachwuchs und stehe hierbei faktisch eben doch in Konkurrenz zu anderen Freizeitangeboten und Vereinen. Bei denen lasse sich die Freizeitgestaltung zudem besser planen als bei einer Feuerwehr mit im Durchschnitt allen zwei bis drei Tagen einem Einsatz. Allein über die Jugendfeuerwehr werde man auf lange Sicht den Personalbedarf nicht decken können. Daher müsse man eben auch neue Wege gehen. Bei der Wernecker Wehr seien alle Einsteiger herzlich willkommen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder feuerwehrtechnischer Vorbildung, so der Kommandant.

Das vorläufige Fazit des Pilotprojekts fällt somit bei allen Beteiligten positiv aus. Die Verantwortlichen der Feuerwehr haben es verstanden, für die Anwärter einen "zweiten Bildungsweg" mit den richtigen Schwerpunkten zu schaffen. Die Anwärter fühlten sich von Beginn an gut aufgenommen und betreut, wodurch schnell eine Begeisterung für die ehrenamtliche Tätigkeit entfacht wurde, die zum Weitermachen animiert. Da überrascht es nicht, dass bereits eine weitere Zweiergruppe von Quereinsteigern hinzugekommen ist und sich inzwischen ebenfalls in Ausbildung befindet.

So wird es in Zukunft also neue Familien mit Feuerwehrhintergrund in Werneck geben, in denen der Funke der Begeisterung für dieses wichtige Ehrenamt auf die Kinder überspringen kann. Das könnte der Wernecker Wehr zusätzliche Nachwuchskräfte bescheren, hofft man.

 
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