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VOLKACH
Putzige Helfer im Weinberg
Peter Pfannes
 |  aktualisiert: 07.11.2019 20:19 Uhr

Auf der kleinen Ranch am Ortsrand von Volkach ist das Geblöke groß. Die elf lebhaften Ouessant-Schafe sind aufgeregt. Heute ist Scher-Tag. Eigentlich sind die Mini-Schafe heilfroh, dass sie bei den sommerlichen Temperaturen die lästige Wolle endlich los werden. Doch das Geräusch der elektrischen Hand-Schermaschine von Schafscherer Helmut Ratzke aus Albertshausen im Landkreis Würzburg scheint sie nervös zu machen.

Allein Lämmchen Jesus bleibt cool. Der jüngste Sprössling in der Schaf-Familie von Jungwinzer Toni Müller hat gut meckern. Er ist das einzige Familienmitglied, das nicht unters Messer kommt. Jesus mit seinen kleinen Hörnern ist vier Wochen alt und ein echtes Flaschenkind. „Weil seine Mama nicht genug Milch hatte“, erklärt Müller.

Während seiner Lehre zum Winzer ist er auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, das Unkraut in den Weinbergen nicht mit Vernichtungsmitteln zu beseitigen, sondern Schafe einzusetzen. Ganz umweltfreundlich, denn den Dünger liefern die Tiere postwendend.

Zwei Jahre ist es nun her, dass er sich die ersten Mini-Schafe angeschafft hat. Dank eines potenten Bockes ist die Familie bereits auf elf Tiere angewachsen. Toni hat die niedlichen Vierbeiner richtig lieb gewonnen, sie sind sein Hobby geworden. Ab und zu karrt er sie im Schafsanhänger in einen seiner Weinberge. Der Anhänger passt zwischen die Zeilen und dient als Unterstand.

Damit die Schäfchen nicht davonlaufen, braucht er keinen Hund. Er grenzt die jeweilige Weinbergsfläche mit einem Steckzaun ein. „Eigentlich bräuchte ich für meine Weinberge eine viel größere Schafherde“, sagt Müller. Elf Schafe schaffen den riesigen Unkrautanfall in der Wachstumsperiode kaum. Doch in den Zeilen, in denen die Quessant-Schafe aktiv waren, wächst kein (Un-)kraut mehr. Um die Rebstöcke auszudünnen, dürfen die Schafe auch die unteren Blätter wegfressen. Eine ideale Hilfe für den Winzer bei der anstrengenden Weinbergsarbeit.

Vor dem nächsten Fressgelage in Wengert muss allerdings erst einmal die Wolle geschoren werden. Jesus ist neugierig und steckt die Nase mitten ins Geschehen. Bei dem Friseurtermin auf der Volkacher Ranch ist auch Wolfgang Thomann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen mit von der Partie.

„Schafe haben keinen normalen Fellwechsel wie andere Tiere. Die Wolle wächst immer weiter“, erklärt der Fachmann. Einmal pro Jahr müssen Schafe nach den gesetzlichen Bestimmungen geschoren werden, um ihnen das Leben erträglicher zu machen. „Wir ziehen ja auch keinen Pelzmantel im Sommer an.“ Die geschorene Wolle bekommt ein Kindergarten in München. „Die machen Bastelprodukte daraus“, so Thomann. Er ist froh, dass es noch Schäfer wie Helmut Ratzke gibt, die auch kleine Herden scheren. „Helmut ist ein Experte und macht das schon sein Leben lang.“

Ein Fachmann ist auch Tierfreund Toni Müller bereits geworden. „In Neuseeland, Südtirol und in Österreich werden schon lange Schafe zur Unkrautvernichtung in den Weinbergen eingesetzt“, sagt er. Er hat festgestellt, dass die Ouessant-Schafe einen großen Dickschädel haben und ziemlich schlau sind.

„Wenn ich ein Schaf zum Abtransport eingefangen habe, checken das die anderen sofort. Da muss ich mir immer neue Tricks einfallen lassen“, sagt der 23-Jährige lachend. Klein-Jesus, Paula, Bärbel, Lisel, Hildegard, Lisett, Liz und Thörnum bestätigen Tonis Worte mit nicht enden wollendem „Mäh“.

Das Ouessant-Schaf

Herkunft: Das Ouessant-Schaf, auch Bretonisches Zwergschaf genannt, ist die kleinste Schafrasse Europas. Es stammt ursprünglich von der Île d’Ouessant, einer knapp 16 Quadratkilometer großen, baumlosen Insel vor der bretonischen Atlantikküste. In dem rauen Klima ist eine widerstandsfähige Rasse entstanden, die nicht anspruchsvoll ist.

Farbe: Die meisten Ouessant-Schafe sind schwarz. Es gibt aber auch weiße, braune und graue Tiere.

Maße: Die Schafe werden höchstens kniehoch und ausgewachsene Böcke höchstens rund 20 Kilo schwer. fp, Quelle: www.minischafe.com

Bunte Schafe: Es gibt auch weiße, braune und graue Exemplare.
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Pelz ab im Sommer: Profi Helmut Ratzke schert die Schafe.
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