
Nach Wochen der Hitze und der Dürre änderte sich ausgerechnet zum Beginn der Theateraufführungen von „Fräulein Schmitt und der Aufstand der Frauen“ die Großwetterlage. Und so mussten sich die Besucher auf dem Marktplatz auf kühle Temperaturen, einen steifen Wind und vereinzelte Regenschauer einstellen.
Während die ersten drei Aufführungen ohne nennenswerten Regen über die Bühne gebracht werden konnten, erwischte es die Besucher der Samstagabend-Vorstellung.
Gegen 21 Uhr, rund 15 Minuten vor der geplanten Pause, setzte schlagartig ein Platzregen ein. Zwar lagen auf jedem Sitzplatz in weiser Voraussicht schon zusammengefaltete Regenponchos bereit, doch bis man dann dieses Teil entfaltet, den Einstieg gesucht und schließlich mitten drin in der Plastikhülle die Auslässe für Kopf und Arme gefunden hatte, dauerte es seine Zeit. Und so sahen etliche Besucher wie gebadete Mäuse aus.
Regisseurin Silvia Kirchhof unterbrach die Vorstellung und forderte das Publikum auf, in der nahen Stadtpfarrkirche Schutz zu suchen. Mitglieder des Roten Kreuzes und der Feuerwehr Gerolzhofen geleiteten die Theaterbesucher über die teils rutschigen Metallstufen.
Pfarrer Stefan Mai, der als ehemaliges Ensemble-Mitglied der Aufführung beiwohnte, öffnete sofort alle Türen des Steigerwalddoms. Das gesamte Ensemble und die meisten der rund 700 Zuschauer, eingehüllt in ihre Ponchos, zogen um zum Kirchenasyl. Und was dann folgte, wird wohl auch die Kulturgeschichte der Stadt eingehen.
Denn nach der größten Theateraufführung der vergangenen Jahrzehnte gab es spontan das größte Konzert des Jahres mit rund 600 Zuhörern. Scotty Riggins, der im Stück den US-Adjutanten Sergeant Miller darstellt, griff im Altarraum zur Gitarre und gemeinsam mit dem kräftig mitagierenden Publikum sang man sich die Kälte aus den Knochen. Scotty gab alte Klassiker zum Besten, die man noch aus Jugendzeiten von Abenden am Lagerfeuer kennt: das „Miss American Pie“ von Don McLean etwa, die „Country Roads“ oder „We Shall Overcome“ von Joan Baez.
Nach der Regenpause ging die Aufführung schließlich weiter. Aus technischen Gründen konnten die fehlenden Szenen, die dem Regen vor der geplanten Pause zum Opfer gefallen waren, leider nicht mehr nachgeholt werden.
Von einigen Tropfen abgesehen, hielt der Himmel dann bis zum Ende des Theaterstücks dicht. Erst als die meisten Besucher schon zuhause angekommen waren, öffneten sich wieder alle Schleusen und der nächste Platzregen ging über Gerolzhofen nieder.
