Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen und das Krankenhaus St. Josef haben in Schweinfurt ein Modellprojekt zur psychosozialen Hilfe für Asylsuchende gestartet. Ein Team aus einer Psychologin und geschulten Laienberatern aus dem Kulturkreis der Geflüchteten hilft den Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung seit März, mit psychischen Belastungen umzugehen, so eine Pressemitteilung. Ärzte ohne Grenzen will damit auch auf die unzureichende psychologische Versorgung von Asylsuchenden in Deutschland hinweisen und Organisationen und Behörden hierzulande anregen, ähnliche Programme zu starten.
„Die Asylsuchenden in Schweinfurt berichten uns, wie sie in Syrien ausgebombt oder in Afghanistan bedroht wurden, wie sie in Somalia Angehörige verloren oder auf der Flucht durch Libyen gefoltert wurden“, sagt Projektleiterin Henrike Zellmann. „Dazu kommt die Unsicherheit über ihre Zukunft in Deutschland. Die Menschen brauchen Unterstützung, mit diesen Belastungen umzugehen. Leider gibt es dafür in Deutschland zu wenige Angebote, und die Sprachbarriere ist ein großes Problem. In Schweinfurt wollen wir zeigen, dass unser in zahlreichen Flüchtlingslagern weltweit bewährtes Modell psychosozialer Hilfe auch Asylsuchenden in Deutschland helfen kann.
“ Zellmann hat 2013 als Psychologin ein ähnliches Projekt für syrische Flüchtlinge im Irak geleitet.
Seit März haben die Psychosozialen Berater der von Ärzte ohne Grenzen und dem Krankenhaus gemeinsam getragenen „Ambulanz für seelische Gesundheit St. Josef“ mehr als 110 Asylsuchende beraten. Die Berater bieten ihre Hilfe auch in der Gemeinschaftsunterkunft in Geldersheim bei Schweinfurt an, heißt es in der Mitteilung weiter.
Die Psychosozialen Berater sind selbst vor einiger Zeit aus Syrien, Somalia und dem Iran geflohen. Sie sprechen die Muttersprachen ihrer Klienten und kennen die Situation von Asylsuchenden aus eigener Erfahrung.
„Unsere niederschwellige Hilfe in den Unterkünften vor Ort ist eine Ergänzung zu den spezialisierten psychotherapeutischen und psychiatrischen Angeboten“, so Zellmann. Das Angebot soll auch Einrichtungen wie die Erstaufnahme entlasten, indem man psychische Belastungen frühzeitig erkennen und ihnen in einem frühen Stadium entgegenwirken kann. Ärzte ohne Grenzen leistet in mehr als 40 Ländern weltweit medizinische Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene. Seit 15 Jahren hat die Organisation auch Projekte für Asylsuchende in Europa, derzeit in Griechenland, Italien, Serbien, Schweden und Belgien, so die Mitteilung.