„Ich war schon immer ein politisch denkender Mensch“, sagt Erhard Rückert. Mit fast 65 hat er sich entschlossen, als Mitbewerber ins Rennen um das Sulzheimer Bürgermeisteramt zu gehen. Es war eine „Summe von Kleinigkeiten“, die ihn dazu motivierte, wie er sagt.
Vor allem ist es seine Verbundenheit zu Sulzheim. Vor über 30 Jahren kehrte er in seinen Heimatort zurück. Er hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen.
Als er merkte, dass auch längere Zeit, nachdem Bürgermeister Michael Geck seinen Rückzug vom Amt bekannt gegeben hatte, niemand aus Sulzheim eine Kandidatur signalisierte, habe er sich gedacht: „Warum soll ich das nicht machen?“
Sollte er einmal Bürgermeister sein, wäre für Rückert die Kläranlage, die ja gemeinsam mit Kolitzheim gebaut werden soll, ein großes Problem. Dort sei ein großer Investitionsstau entstanden und die Förderpolitik für Kläranlagen schon seit 2008 ausgelaufen. Für nicht gut hält der Kandidat die Idee, den Mönchstockheimer Klärteich auszubauen und damit den Ort aus der großen Kläranlage zu nehmen. Der Grund für Rückerts Skepsis: Das direkte Ausbringen von Klärschlamm wird nach seiner Einschätzung mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit und schon bald verboten.
Zweites großes Thema, das alle vier Ortsteile von Sulzheim betrifft: die Dorferneuerung. In Sulzheim ist Rückert davon selbst betroffen, weil er ein älteres Anwesen am Knick der Ortsstraße gegenüber dem Schloss besitzt. Er habe deswegen nichts an dem Anwesen gemacht, weil er auf die Pläne des Straßenbauamts gewartet habe, um die Straßenführung zu entschärfen. Gespräche hätten gezeigt, dass jetzt Bewegung in den Straßenausbau kommen könnte.
Dorferneuerung kann in den Augen des Sulzheimer Kandidaten nur mit einer hohen und engagierten Beteiligung der Bürger funktionieren. Da man demografisch absehen könne, wie es in zehn Jahren in den Dörfern aussieht, sei er nicht unbedingt für die Ausweisung von Neubaugebieten. Speziell für die Ortsteile Vögnitz und Mönchstockheim möchte sich der Sulzheimer für bessere Busverbindungen einsetzen. Ein Zukunftsproblem auf den Dörfern werde auch der Kampf der Vereine um die wenigen Jugendlichen sein, die noch da sind.
„Alle sprechen von Kindertagesstätten, warum sollten wir nicht auch mal über eine Seniorentagesstätte nachdenken?“, so Rückert weiter. Aber auch hier gelte, was Rückert zu anderen Punkten sagt: Es soll alles geprüft, jedoch nichts versprochen werden. Im Sinne einer guten Amtsführung hält Erhard Rückert vorausschauende Analysen der Zustände für sehr wichtig. Ein Bürgermeister sollte weder „Eventmanager noch Zirkusdirektor“ sein. Entscheidend sei auch die Einbindung des Gemeinderats in die bürgermeisterliche Arbeit. Jeder Rat könnte bei ihm ein spezielles Aufgabengebiet zugeteilt bekommen. Jeder der vier Ortsteile soll bei Erhard Rückert seine Individualität behalten.
Zur diskutierten Neuordnung der Pfarreiengemeinschaften (die Alitzheim, Sulzheim und Mönchstockheim stark betreffen könnte) befragt, spricht sich Rückert für eine Beibehaltung der jetzigen, bewährten Situation aus – auch wenn das natürlich nicht zum Aufgabengebiet eines Bürgermeisters gehört.
Rückert, der sich als traditionellen und heimatverbundenen Menschen bezeichnet, hält nicht viel vom Wort „Wahlkampf“. Es gehe nicht um einen Kampf zwischen den Kandidaten, sondern um das Beste für die Gemeinde.
Zur Person
Erhard Rückert ist 1949 in Sulzheim geboren, hat einen Abschluss als Diplom-Geologe und hat im Fach Landwirtschaft/Bodenkunde promoviert. Am Landratsamt Schweinfurt arbeitete er zunächst im Vertragsnaturschutz und jetzt in der Energie-Agentur. Seit 13 Jahren fertigt er digitale Karten über das Geografische Informationssystem (GIS). Damit kann man zum Beispiel Bebauungspläne internetfähig und damit für jeden einsehbar machen. In Sulzheim ist Rückert Feldgeschworener, Vorsitzender des Förderkreises Schloss Sulzheim und Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbands. Seit 25 Jahren gehört er dem BBV-Kreisvorstand an. Darüber hinaus ist er Mitglied im Gutachterausschuss für Bodenrichtwerte im Landkreis Schweinfurt. Text: FI
