Er war gerade aus seiner Unterbringung in der forensischen Psychiatrie entlassen worden, da ging es schon weiter mit einer ganz speziellen Straftat, die für seine Opfer besonders peinlich und folgenreich ist. Im Sommer 2016 soll der 51-Jährige in der Wohnung in Bad Neustadt/Saale, in der er damals als Mitglied einer größeren Wohngemeinschaft ein Zimmer bewohnte, heimlich Fotos von Frauen auf der Toilette oder im Bad gemacht haben. So steht es in der Anklageschrift, die der Staatsanwalt am Montag vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Schweinfurt vortrug.
Demnach habe der Mann eine Mini-Kamera in einem Schuh versteckt und diesen so positioniert, dass diese Bilder von Personen aufnahm, während sie duschten oder ihre Notdurft verrichteten, so die Anklage. Sie listet sieben Fälle auf, in denen er von Juni bis September 2016 von fünf Frauen derartige Aufnahmen gefertigt habe.
Spannen auch am Campingplatz
Laut einer weiteren Anklage soll er sich im Sommer 2019 sechsmal ohne Erlaubnis der Betreiberin auf einem Campingplatz in der Rhön aufgehalten haben, um dort Frauen bei ihrem Aufenthalt in den Sanitäranlagen zu beobachten beziehungsweise heimlich mit einer Teleskop-Kamera unter der Duschwand hindurch Bildaufnahmen zu machen. Eine der Camperinnen hat er laut Staatsanwalt mitten in der Nacht, gegen 24 Uhr, sogar bis zu ihrer Unterkunft verfolgt. Erst ihr Bruder, den er zunächst nicht wahrnahm, habe ihn zur Rede gestellt, worauf er verschwand.
Schließlich fand die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung im Februar 2019 zwar keine Waffen, wie vermutet, aber auf einem Computer 250 Bilddateien mit kinderpornografischem Inhalt. Das Gerät wurde sichergestellt. So erst kamen auch die illegal gefertigten Aufnahmen der Frauen – meist Besucherinnen der WG – bei der Nutzung von WC oder Dusche zum Vorschein. Die Opfer erfuhren erst von den Ermittlern, dass sie ohne es zu ahnen heimlich fotografiert worden waren.
Kinderpornos auf dem Rechner
Was sagt der Angeklagte zu alledem? Er räumt die Vorfälle in der WG-Wohnung wie auf dem Campingplatz allesamt ein. Er gibt zu, dass er "spannen" wollte. Angeklagt sind die Aufnahmen in Toilette/Bad als Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen in sieben Fällen, sowie Hausfriedensbruch in sechs Fällen auf dem Campingplatz. Nur mit den kinderpornografischen Dateien auf dem PC will er nichts zu tun haben. Wie diese auf den Rechner kamen, wisse er nicht: "Ich interessiere mich überhaupt nicht für Kinder."
Zwei Frauen erklären als Zeuginnen, wie schlimm sie die Nachricht der Polizei getroffen hat, dass von ihnen Bilder gemacht wurden, als sie als Gäste dieser WG auf der Toilette waren. Eine sagt: "Ich kann seitdem nicht mehr auf öffentliche Toiletten." Sogar bei Freunden traue sie sich das nicht mehr.
Wie ist der Angeklagte zu den illegalen Aufnahmen in Bad und Klo gekommen? Er sei damals arbeitslos gewesen, sagt er, hatte Zeit und im Internet die Mini-Kamera bestellt. "Zum spannen", räumt er unumwunden ein – mal im Bad, mal im Klo habe er diese in einem Schuh versteckt. Und: "Die Bilder wurden direkt per Funk auf den Rechner übertragen." Für den Prozess sind weitere fünf Verhandlungstage angesetzt.