Nach dem die Mitgliederversammlung im vergangen Jahr Pandemie-bedingt nicht stattfinden konnte, hatte Ernst Gehling, Vorsitzender der Tafel Schweinfurt, den Mitgliedern, in den Räumen der Schweinfurter Diakonie einiges zu berichten. Gehling blickte chronologisch zurück, was seit der vergangenen Sitzung im November 2019 rund um die Schweinfurter Tafel passiert ist.
Beendet wurde das Jahr 2019 mit dem Weihnachtsmarkt in der Stadthalle, 2020 startete mit der Teilnahme an der "Vesperkirche", die längst ein "Muss geworden ist, für die Tafel", berichtete Gehling, der darin "klassische Tafelarbeit" sieht: "Tafel ist auch Brücke - für Überfluss und Not, für Verschwendung und auf der anderen Seite für ein kleines bisschen Teilnahme am Leben."
Als Gehling bei seiner Beamer-Präsentation im März angelangt war, sagte er kurz und knapp: "Dann kam der Mist." Der Ausbruch der Corona-Pandemie zwang auch die Tafel erst einmal zur Schließung. "Das war eine ganz schwierige Entscheidung, die wir so wie wir sie gemacht haben – das sage ich aus voller Überzeugung – absolut richtig gemacht haben", resümierte der Vorsitzende. Es galt Vorsorge für viele Menschen, Helfer wie Kunden, zu treffen. "Irgendwie waren wir hilflos."
Gehling hielt aber auch eineinhalb Jahre später nicht mit seiner persönlichen Verärgerung über die Verantwortlichen der Stadt und des Landkreises zurück,. "Wirklich niemand wollte und konnte uns helfen, weil die auch hilflos waren. Niemand sagte, wie es geht, sondern alle sagten, wie es nicht geht." Einzig SPD-Stadtrat Ralf Hofmann, der die Tafel in dieser Zeit unterstützte, wurde aus Gehlings Kritik explizit ausgenommen.
Angestoßen von Pfarrer Jochen Keßler-Rosa von der Diakonie, gelang der Tafel im April 2020 die Wiederöffnung. Ungeahnt standen dabei auch junge Helfer zur Verfügung. Durch eine Facebook-Gruppe von der Stadt wurde Mitarbeiterin Erika Ketschik gewonnen. "Es hat selten so viel Spaß gemacht zu arbeiten, wie in dieser Zeit, weil so viel gut gelaunte und Willige da waren", schwärmt Gehling. Tatkräftig mit angepackt habe damals auch eine Gruppe junger Flüchtlinge, unter der Leitung von Steven Henze, dem Migrationsberater der Diakonie.
"Peu a Peu ging es wieder in Richtung Normalität" in den Folgewochen, ehe im Herbst 2020 mit der neuen Corona-Welle die Lage wieder angespannter wurde. Im Mai 2021 eröffnete die Tafel in Eigenorganisation eine eigene Corona-Teststrecke, im Juni folgte die erste Impfaktion. Pünktlich zum Beginn des Schuljahres 2021/22 verteilte die Tafel 350 Kinderbücher.
Das Jahr 2020 konnte mit einem Gewinn von 4500 Euro abgeschlossen werden. 2019 betrug der Verlust rund 19 000 Euro. Die Verbesserung von über 23 000 Euro kam vor allem durch mehr Spenden und Zuschüsse zustande, klärte Schatzmeister Stefan Glaser die Mitglieder auf.
Gedanken machen sich die Mitglieder über Außenstellen in Werneck und Gerolzhofen sowie einem Lastenfahrrad-Konzept, berichtete Gehling in seinem Ausblick. Außerdem wird die Tafel, im Zuge von "Mensch inklusive", Partner der Lebenshilfe.
In die Zukunft führen wird die Tafel Schweinfurt ein neuer Vorstand. Anstelle von Horst Wacker und Hermann Spinrath sind nach ihrer Wahl bei der Mitgliederversammlung Heinrich Schürr (Beisitzer) und Evelin Schulz (2. Vorsitzende) neu dabei. Schulz war vier Jahre lang bis 2021 Geschäftsführerin der Tafel Deutschland ist und seit August als Geschäftsführerin für die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew in Schweinfurt tätig. Ernst Gehling (Vorsitzender), Brigitte Stühler (Schriftführerin) und Stefan Glaser (Schatzmeister) bleiben weiter im Vorstand. Außerdem wurden die Referate innerhalb des Vorstandes getauscht. Die neuen Kassenprüfer sind Jürgen Menninger und Ferdinand Heil.
