Was, wenn "Schwermut" schon in jungen Jahren krankhaft wird? "Icebreaker" heißt ein Theaterstück, das mit Hilfe der AOK auf die Bühne der FOS/BOS gebracht worden ist. Ziel ist Prävention im Kampf gegen die Volkskrankheit Depression. Sorya Lippert, Zweite Bürgermeisterin, und Jürgen Montag als Sozialreferent der Stadt schauen vorbei, bei einer der Aufführungen, ebenso Schulleiter Ralf Prosch.
Das junge Publikum macht mit und soll mit Hilfe einer Checkliste entscheiden, welcher Jugendliche einfach nur "schlecht drauf" und wer ernsthaft an Depression erkrankt ist. Theaterpädagoge Jean-Francois Drozak hat das Eisbrecher-Projekt nach Schweinfurt gebracht. Der Regisseur belgisch-brasilianischer Abstammung wagt den Balanceakt: Für das Thema sensibilisieren, ohne selbst Teenager zu destabilisieren.
Eine Woche lang geübt
Pädagogin Lisa Geßner begleitet das Projekt als Lehrerin für Deutsch und Psychologie, Johannes Kiep als Gesundheitsexperte der Schweinfurter AOK – die schon mit einem Stück über Pflege in der Schule war. Schirmherrinnen sind Kultusministerin Anna Stolz und Gesundheitsministerin Judith Gerlach. Drei Prozent der Jungen und 5,5 Prozent der Mädchen sind in der Altersgruppe von der (durchaus lebensbedrohlichen) Krankheit betroffen.
Kaum eine Woche lang haben die Schüler geübt, das Ergebnis geht unter die Haut. Die Botschaft: Depression ist ein psychisches, kein soziales Problem. Bei einer Diagnose führt kein Weg am Arzt vorbei. Mit Covid-Erfahrungen oder Vergleichsdruck unter Gleichaltrigen scheint das Phänomen weniger zu tun zu haben.
Auf Social Media finde man viel Negatives, sagt Ilona Mangold, die "Anna" spielt. Ihr männlicher Konterpart, den Lukas Hirt übernimmt, heißt "Robert". Auch Elftklässler Lukas beklagt die Verunsicherung seiner Generation durch Fake News. Mit auf der Bühne: Paula Wagner, Sofia Spatola, Paula Metz, Nevio Rinner, Elija Gutjahr und Nils Selbst.
Druck auf Körper und Geist
Als Teenager schräg drauf zu sein, im Wechselbad der Hormone, das sei normal, erklärt Drozak den Schülern: Druck auf Körper, Geist und Seele zu spüren, durch Freund(in), Schule, Ausbildung. Im Stück geht es darum, wer mehr "Punkte" am Rechenschieber sammelt: der stille Spitzenschüler Robert oder Anna, die in der WG Freiheit vom strengen Vater sucht?
Stress mit der Familie, Apathie, Appetit-, Schlaf- und Lustlosigkeit: Sowas gibt es in der Jugend öfters. Die echte Krankheit naht schleichend. Am Ende entpuppt sich Robert als depressiv. Ist er nun "Psycho", weil er in die Klinik muss? Eine gebrochene Seele ist wie ein unsichtbarer Beinbruch, lautet ein Fazit: Sie muss behandelt werden. Gut, wenn ein Patient Freunde hat, die danach auch auf einem "Gips für die Seele" unterschreiben.