Am 6. Juni feierte Professor Herwig Baier, seit mehr als drei Jahrzehnten in der Vertriebenenpolitik engagierter Sozialdemokrat - er stammt aus dem Egerland - seinen 85. Geburtstag. "Mein Geburtsdatum ist der 6. Juni 1935. Da ich in Lubenz, einem Kleinstädtchen im Bezirk Luditz im Egerland zur Welt kam, war ich also die ersten vierzig Monate meines Lebens tschechoslowakischer Staatsbürger", merkt er dazu an. Baier gilt als profunder Kenner der Geschichte des Sudeten- und des Egerlandes und hat als solcher zahlreiche Beiträge veröffentlicht.
1949 bestand er die Aufnahmeprüfung an der Lehrerbildungsanstalt in Amberg. Als das Schuljahr 1949/50 begann, gab es keine solchen Anstalten mehr, sie wurden fortan als musische Gymnasien geführt. 1956 legte er das Abitur ab. Das Studium für Lehramt an Volksschulen am Institut für Lehrerbildung in Regensburg schloss sich an. Dem ersten Staatsexamen und auch dem zweiten nach dreijährigem Vorbereitungsdienst unterzog er sich in Regensburg.
Da man seinerzeit Nachwuchs für Pädagogische Hochschulen suchte, durfte er in den Regierungsbezirk Mittelfranken wechseln, um berufsbegleitend ein Promotionsstudium im Hauptfach Pädagogik und den Nebenfächern Geschichte, Politische Wissenschaften und Psychologie an der Uni Erlangen aufzunehmen. In diesen Fächern promovierte er 1969 in Erlangen.
Als Lehrer war er an der Universitätskinderklinik beschäftigt und der erste Krankenhauslehrer Bayerns. So fand er den Weg in die Sonderpädagogik. Nach Studium in München, fand dort 1964 die Prüfung für das Lehramt an Sonderschulen statt.
Seit 1968 war er in der Sonderschullehrerbildung tätig; zunächst als abgeordneter Sonderschullehrer am Staatsinstitut für die Ausbildung der Sonderschullehrer in München, 1970 bis 73 als Dozent und Professor an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und seit 1973 an der Ludwig-Maximilians Universität München als Lehrstuhlinhaber und ordentlicher Professor.
Von 1978 bis 1983 amtierte er als Prodekan und 1983 bis 1987 als Dekan der Fakultät für Psychologie und Pädagogik. 2000 wurde er emeritiert.
Nach der Wiedervereinigung wurde er als einer von drei westdeutschen Professoren als ordentliches Mitglied der Struktur und Berufungskommission der Sektion Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin berufen. Als Gastprofessor war er an der Martin-Luther-Universität Halle tätig. In einem Kooperationsabkommen der Karts-Universität Prag arbeitete er an einem Forschungsprojekt zur Geschichte der Sonderpädagogik und des Behindertenschulwesens in den Böhmischen Ländern federführend mit. 1985 wurde er als ordentliches Mitglied in die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste berufen.
Als Egerländer wurde ihm 2014 die Ehre zu teil, zum "Ehrenvüahstäiha der Eghalande Gmoi z' Schweinfurt" gewählt zu werden. 2018 zeichnete ihn Bundespräsident Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus, das durch Innenstaatsekretär Gerhard Eck ausgehändigt wurde..
Seit der Eröffnung des Saazer Heimatmuseums in Schweinfurt im September 2012 hat er sich auch im Vorstand der Stiftung des Saazer Heimatmuseums engagiert. Professor Baier hat zwar in Murnau am Staffelsee ein kleines Häuschen, die meiste Zeit verbringt er jedoch in Schweinfurt in seiner Wohnung unweit des Wildparks.