zurück
Gerolzhofen
Pro und contra Windräder: 7 Menschen aus dem Raum Gerolzhofen äußern sich zum geplanten Windpark am Geiersberg
Die Meinungen zu dem Windpark-Projekt im Gebiet zwischen Frankenwinheim, Lülsfeld, Schallfeld und Gerolzhofen sind geteilt. Es gibt aber nicht nur Kritik.
Sie haben die Infomesse zum geplanten Windpark im Vorranggebiet WK 61 in Gerolzhofen besucht und sich zu dem Vorhaben geäußert: (obere Reihe, von links) Brigitte Herbig, Dietmar Berger und Helmut Rösner sowie (untere Bildreihe, von links) Jörg Zink, Klaus Scheder und Petra und Rainer Nübel.
Foto: Stefan Pfister | Sie haben die Infomesse zum geplanten Windpark im Vorranggebiet WK 61 in Gerolzhofen besucht und sich zu dem Vorhaben geäußert: (obere Reihe, von links) Brigitte Herbig, Dietmar Berger und Helmut Rösner sowie (untere ...
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 05.04.2025 02:37 Uhr

Der geplante Windpark am Geiersberg bewegt die Menschen in und um Gerolzhofen. Das war bei der Infomesse, zu der das Unternehmen ABO Energy die Öffentlichkeit eingeladen hatte, deutlich zu spüren.

Besonders in den Gemeinden, die am nächsten zu den vier Windkraftanlagen liegen, sorgt das Thema für Gesprächsstoff. Die Redaktion hat sieben Besucherinnen und Besucher befragt, wie sie über das Vorhaben und die Veranstaltung denken.

1. Brigitte Herbig aus Gerolzhofen

Brigitte Herbig aus Gerolzhofen
Foto: Stefan Pfister | Brigitte Herbig aus Gerolzhofen

"Ich habe Angst vor der Lärmbelästigung und vor dem Schattenwurf. Wir haben 2019 gebaut, da gab es noch die 10H-Regelung und andere Abstände. Jeder beschwichtigte, es wird nichts kommen, man kann getrost bauen. Auf einmal werden die Gesetze geändert. Das finde ich nicht fair. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass es so hoch sein wird, von jedem Standort sieht man die Dinger. Bei der Frage nach dem Schattenwurf bin ich in Kontakt mit einer Mitarbeiterin. Sie hat mir versprochen, beim Gutachter nachzufragen, wie lange es mich in meiner Straße treffen wird.

Ich bin auch enttäuscht von den Stadträten und vom Stadtoberhaupt, dass sie sich nicht für die Bürger einsetzen. Irgendwann wurde die Stadt beim Regionalen Planungsverband sicher angehört, als das WK 61 ausgewiesen wurde. Man hätte damals sagen müssen: Baut Windräder dahin, wo keine Wohnbebauung nebendran ist, um die Bürger zu schützen. Ich fühle mich nicht geschützt."

2. Dietmar Berger aus Schallfeld

Dietmar Berger aus Schallfeld
Foto: Stefan Pfister | Dietmar Berger aus Schallfeld

"Das ist eine Show-Veranstaltung. Ich hätte erwartet, dass eine Diskussion stattfindet und nicht, dass hier nur Bilder gezeigt werden und ein paar Mitarbeiter einstudierte Antworten geben. Ich habe zum Beispiel gefragt, wie hoch die Lärmbelästigung durch die Anlagen ist. Ja, das weiß man noch nicht, heißt es. Und ich habe gefragt, wie hoch der Schattenschlag im Nützelbach sein wird. Da zeigt man auf solche Bilder. Unseren Informationen zufolge geht der bis in den Berliner Ring in Gerolzhofen rein.

Dass man die Windräder zwischen vier Ortschaften stellt, das ist nicht in Ordnung. Eine Entfernung zum Baugebiet Nützelbach von 700 Meter – und fast 300 Meter hohe Windkraftanlagen: Das ist einfach zu nah, und da kann mir niemand erzählen, dass das niemanden beeinträchtigt. Die alte Abstandsregel war wesentlich größer. Jetzt wird etwas gemacht, was für den Bürger nicht gut ist."

3. Helmut Rösner aus Pusselsheim

Helmut Rösner aus Pusselsheim
Foto: Stefan Pfister | Helmut Rösner aus Pusselsheim

"Dass die Leute informiert werden, finde ich gut. Die wichtigsten Erkenntnisse für mich sind, wie das mit dem Schall und dem Schattenschlag ist. Ich habe technische Fragen gehabt, die alle beantwortet wurden. Ich habe aber Bedenken.

Mein Ort Pusselsheim ist sogar von zwei Gebieten, WK 19 und WK 60, betroffen, wenn es so kommen sollte. Es ist von der einen Seite von Schall betroffen, von der anderen Seite eventuell von Schattenschlag. Ich befürchte eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität, vor allem durch den Schatten und das Drehen der Windräder. Den Schall kann ich nicht beurteilen. Die sagen hier, der Schall wird reduziert.

Die Fotos der Anlagen zeigen mir: Das wird gewaltig. Was mir auch Sorgen macht, ist der Abbau in 20, 25 Jahren und ob das Geld dafür ausreicht. Man sagt, das ist abgesichert. Ob es aber wirklich so kommt, da habe ich Zweifel."

4. Jörg Zink aus Gerolzhofen

Jörg Zink aus Gerolzhofen
Foto: Stefan Pfister | Jörg Zink aus Gerolzhofen

"Ich sehe es sehr positiv. Ich freue mich auch, dass wir vor Ort an der Energiewende teilnehmen. Das ist mir allemal lieber als ein Kernkraftwerk oder Kohlekraftwerk. Für mich ist es keine Verschandelung der Landschaft. Für mich ist es ein Zeichen der weiterentwickelten Industriegesellschaft, wenn ich Windkrafträder sehe. Es ist null störend.

Mich freut es, wenn sie sich drehen, weil ich mir dann denke: Da wird kein CO2 in die Luft geblasen. Die Visualisierungen fand ich gut und erstaunlich. Die Beteiligungsmodelle würden mich interessieren. Ich wäre bereit, mich daran zu beteiligen."

5. Klaus Scheder aus Lülsfeld

Klaus Scheder aus Lülsfeld
Foto: Stefan Pfister | Klaus Scheder aus Lülsfeld

"Wichtig ist, dass die Leute mitgenommen werden, dass man weiß, wie das abläuft. Ich finde es gut, dass man sieht, wie es später aussehen kann. Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet, dass die Windräder so deutlich zu sehen sind. Aber ich bin für die Energiewende. Ich will, dass etwas vorangeht. Ich habe heute mit einem Mitarbeiter von ABO Energy gesprochen, und er hat es gut erklärt.

Zu Lärmbelästigung und Schlagschatten kann ich nur so viel sagen: Wenn hundert Flugzeuge über die Ortschaft fliegen, dann ist das nicht besser als wenn vier solche Windkraftanlagen stehen. Ich möchte nicht wissen, was da oben alles rausgelassen wird. Der Straßenverkehr ist auch nicht besser. Ich finde, da muss man Kompromisse eingehen. Und das ist einer."

6. Rainer und Petra Nübel aus Schallfeld

Petra und Rainer Nübel aus Schallfeld
Foto: Stefan Pfister | Petra und Rainer Nübel aus Schallfeld

"Wir wohnen 1200 Meter entfernt und haben vor sieben Jahren gebaut. Wir haben Bedenken, dass wir nachts die Windräder hören und es zu laut ist. Es sind vier Stück und ziemlich große. Gerade die Lautstärke konnten sie uns nicht explizit erklären.

Ich nehme für mich den Hinweis mit, dass die Lärmreduzierung der Windräder heute Standard ist. Das würde ich begrüßen. Man muss abwarten, was kommt. Die akustische Belastung ist in unserem Wohngebiet sicherlich überall hörbar; nachts auf alle Fälle, davon gehen wir aus.

Wer jetzt in Gerolzhofen in 700, 800 Meter Entfernung ein Grundstück kauft, das sehe ich als kritisch an. Wenn mich meine Kinder fragen würden: Vater, ich will da ein Grundstück. Ich würde abraten."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gerolzhofen
Lülsfeld
Schallfeld
Pusselsheim
Stefan Pfister
Energie und Heizen
Kohlekraftwerke
Stadt Gerolzhofen
Straßenverkehr
Windparks
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Gerhard Schild
    Für Gerolzhofen befürchte ich eine wesentliche Beeinträchtigung der Siedlungsgebiete, vor allem Nützelbach 1-3.
    Es stellt sich damit die Frage, ob die Stadt das geplante Siedlungsgebiet Nützelbach 3 überhaupt weiter verfolgen soll.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Erich Spiegel
    Ich habe in meinem Kommentar auf die rasende Geschwindigkeit hingewiesen wie in China Großprojekte (Staudämme, etc.) geplant und gebaut werden und wie langsam es bei uns geht. Natürlich ist die Zwangsumsiedelung von 1,2 Mio. Einwohner kein Vorbild. Aber was nützt der Hinweis dem Arbeiter bei SKF, ZF, Siemens, Leoni, etc.., dessen Arbeitsplatz abgebaut wird? In 10 Jahren ist unsere Industrie platt gemacht. Dann kommt das 5-fache aus China, zumindest solange sich die Bundesregierung brav an die Vorgaben aus Peking hält. Jeder Eingeborene Deutsche kann froh sein, dass für ihn die Demokratie noch gilt. Wie es Deutschen chinesischer Herkunft ergeht kann man nachlesen, siehe Bericht des Handelsblatts: "Chinesische Polizeistationen in Deutschland sind weiter aktiv." Die LNG-Terminals an der Nordsee wurden in Rekordzeit gebaut. So müsste es immer gehen. Man kann nicht warten bis der letzte Bedenkenträger überzeugt ist. Notfalls Zwangsenteignung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Manfred Englert
    Die letzten drei Jahre wurde auf die begründete 10H Regel Seehofers eingeprügelt.
    Jetzt ist diese gefallen, schon kommen die Beschwerden besorgter Bürger Gerolzhofens.
    GRÜN läßt grüßen!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Erich Spiegel
    Überall gilt das St. Floriansprinzip. Windkraft ja, aber bitte nicht bei mir vor der Haustüre. Das gleiche gilt für Autobahnen, Flughäfen, etc. Leider sieht man dass diese Haltung unser demokratisches System zerstört, weill alles verhindert und in die Länge gezogen wird. Während wir es nicht schaffen ein paar Windräder aufzustellen wird woanders richtig geklotzt. In China wurden für den Bau des 3-Schluchten Staudamms tausende Dörfer, insgsamt 1.2 Mio. Bewohner umgesiedelt. Daran kann man viel kritisieren. Aber der Damm ist u.a. der Grund warum der Industrie-Strompreis nur ein Drittel des deutschen Preises beträgt und uns China inzwischen wirtschaftlich an die Wand drückt. Chinesische Firmen profitieren außerdem vom Arbeitssystem "996" während bei uns die Gewerkschaft von 4 Tage Woche träumt. Halb Deutschland bestellt schon im Internet bei Temu, Alibaba und Shein. Täglich kommen 400.000 Pakete umweltschädlich per Flugzeug aus China. Da hat das kleine Geschäft in Geo keine Chance.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Auch in Deutschland ist vieles möglich:
    "Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass Deutschlands erstes LNG-Terminal am Voslapper Groden bei Wilhelmshaven in Betrieb ging. Ein Projekt, das Geschichte schreibt. Denn mit einer Bauzeit von nur neun Monaten wird das Uniper LNG-Terminal damals in Rekordzeit"
    https://www.uniper.energy/news/de/lng-terminal-in-wilhelmshaven-blickt-auf-sein-erstes-betriebsjahr-zurueck

    Daran wird sich die neue Regierung messen lassen müssen.

    Ach ja, 3-Schluchten Staudamm: 2 Million Menschen wurden in China für den Bau des Drei-Schluchten-Staudamms unter ZWANG umgesiedelt. Vorbild für Deutschland eher nein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Erich Spiegel
    Die Politik hat es versäumt gesetzlich zu regeln, dass die betroffenen Anwohner bzw. Gemeinden finanziell beteiligt werden. Im Moment profitieren meines Wissens nur die Planungsfirmen und die Besitzer der Äcker, wo die Windräder drauf stehen nahdem das "Flächen-pooling" gescheitert ist. Wenn die betroffenen Anwohner finanziell profitieren würden wäre auch die Akzeptanz vor Ort viel höher.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Die Ampel hat das im EEG 2023 eingeführt!

    "Kommunen im 2.500-Meter Radius um einen Windpark entsprechend ihrem Flächenanteil mit bis zu 0,2 Cent für jede produzierte Kilowattstunde finanziell zu beteiligen. Die Kommunen entscheiden frei, wie sie das Geld einsetzen. Wenn der Windpark wie geplant realisiert wird, würde die Gemeinde Frankenwinheim circa 29,3 Prozent, Gerolzhofen circa 23,2 Prozent, Lülsfeld circa 39 Prozent, Prichsenstadt circa 8,5 Prozent und Volkach circa 0,1 Prozent der kumulierten jährlichen Summe [110.000 Euro Gewerbepark Geiersberg] erhalten."
    https://www.aboenergy.com/de/entwicklung-errichtung/projekte/bayern/windpark-geiersberg/index.php

    Dazu kommt noch die Gewerbesteuer
    https://www.energieatlas.bayern.de/thema_wind/kommunen/leitfaeden/leitfaden-zur-finanziellen-teilhabe-von-kommunen-bei-windenergieprojekten

    Und Bürger können auch direkt bei einer Beteiligung am Gewinn teilhaben.
    https://www.aboenergy.com/de/info-center/buergerbeteiligung.html
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Gibt es evtl. schon WKA vom Typ Nordex N175 in der näheren Umgebung, um vielleicht mal ein "Gefühl" vom Lärm vor Ort zu erfahren?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten