Zitrone, Orange, Cola-Mix oder Cola pur? "Zitro schmeckt am besten!", sagt die zehnjährige Johanna. Ihre jüngere Schwester bevorzugt Orange. Das Besondere daran: die beiden Limonadensorten sind keine beliebigen Erfrischungsgetränke eines großen Herstellers, sondern vom eigenen Vater. Hausgemacht, regional und mit hohen Qualitätsansprüchen.
Papa Ulrich Martin, Besitzer der gleichnamigen Hausener Brauerei und Wirtschaft, habe mit samt seiner Belegschaft und Angestellten den Lockdown im Frühjahr "ganz gut überstanden". "Während der Biergartensaison waren viele Familien mit Kindern da, die gerne Limo trinken. Sehr oft mussten wir beim Aufräumen Reste wegschütten, weil in 0,5-Liter-Flaschen für jüngere Kinder einfach zu viel drin ist", erzählt er über erste Gedanken und Denkanstöße. Bisher kaufte er Erfrischungsgetränke zu.
"Durch diese Beobachtung und eine Inspiration auf einer Getränkefachmesse, kam meiner Frau und mir die Idee, eigene Limonaden herzustellen. Dabei lag es nahe, in kleine 0,33-Liter-Flaschen abzufüllen. Die haben wir sowieso für unsere Biere im Haus." Diese Flaschengröße sei momentan eine "echte Kultgröße" und spare durch bereits vorhandene Bestände Ressourcen und zusätzliche Ausgaben.
Warum Premium?
Brauereichef Martin besitzt einen hohen Anspruch an seine Biere. "Für mich war sofort klar, dass ich den Maßstab an Qualität ebenso an meine alkoholfreien Getränke lege." So entstand innerhalb von zwei Monaten – mit mehrmaligen Testmischungen und Verkostungen durch Freunde, Bekannte und der Belegschaft – die "UliMo" in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen: Cola, Cola-Mix, Zitro(ne) und Orange. Die beiden letzteren sind naturtrübe Sorten, die auf den Etiketten die Bezeichnung "Premiumlimonade" tragen dürfen.
"Die Herstellung einer Premiumlimonade unterliegt Mindestanforderungen, die vom Gesetzgeber vorgegeben werden", erklärt Martin. "Damit man eine Limo so nennen und auszeichnen darf, muss sie mindestens acht Prozent reinen Fruchtsaftgehalt aufweisen. Dieser ist aufwändig und steril zu verarbeiten. Je höher der Fruchtsaftanteil, desto schwieriger die Herstellung." Außerdem enthalten seine Sorten Wasser, Zucker und Kohlensäure. Gemischt in bestimmten Anteilen nach einer eigenen Rezeptur.
Originelle Namenskombination
Nachdem diese fixiert war, fehlte noch ein Name. "Das war gar nicht so leicht. Anfangs fiel uns nichts Passendes ein", gibt der 52-Jährige zu. Ein Bekannter aus Mainberg hatte dann eine spontane Idee, die ihm sehr gut gefiel: "UliMo." "Uli", die Kurzversion von "Ulrich", und "Mo", ein Wortteil von "Limonade", damit es wie "Limo" klingt. Die Etiketten, mit dem Konterfei des noch etwas jüngeren Ulrich Martin, entwarf ein befreundeter Grafiker. "Inspiriert von der Einfachheit und Schlichtheit von Getränkeetiketten aus den 1950er Jahren, welche mir schon immer gut gefallen haben."
Gefallen gefunden am neuen Erzeugnis hat auch Matthias Keller. "Mir schmeckt die Sorte Orange", sagt der Inhaber des Getränkemarkts Peks. In seiner Filiale in Werneck verkauft er – als erster in der Region – die neuen Limonaden. "Ich gebe neuen Produkten grundsätzlich gerne eine Chance und hab´ die ‚UliMo‘ gleich in mein Sortiment aufgenommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie gut angenommen wird. Die ersten Kästen sind bereits weg."
Ab sofort wird es die Limonadensorten in weiteren Getränkehandlungen zu kaufen geben. Produziert werde nach Bedarf. Seit 1. November ist die Gastwirtschaft in Hausen aufgrund des zweiten Lockdowns ("light") geschlossen. Essen zum Mitnehmen werde es dieses Mal nicht geben. Wie viele andere kämpft auch Martin mit den Folgen der Pandemie. "Corona hat mich geschäftlich um circa fünf Jahre zurückgeworfen." Trotzdem hält er an seinem Personal fest.
"Seit unserer Eröffnung vor zwölf Jahren veranstalten wir den Martinibock-Anstich", erzählt der Brauereichef mit Wehmut. "Heuer fällt die Veranstaltung sowie der ganze Wirtschaftsbetrieb der Pandemie zum Opfer. Grundsätzlich hatten wir nach der erfolgreichen Biergartensaison optimistisch in die Zukunft geblickt. Mit einem Hygienekonzept und nach erfolgten Umbaumaßnahmen, dem Einbau von Glastrennwänden in der Wirtschaft, wollten wir in die Herbst- und Winterzeit starten."