Genüsslich, fast sinnlich, räkelt sich Dido im heißen Sand unter der Sonne Karthagos, sanft umspielt von arabischen Klängen. Diese mündet in die Musik Henry Purcells. Dessen Vertonung des Stoffes von „Dido und Aeneas“ liefert die Grundlage für eine Inszenierung des Ensembles für Alte und Neue Musik „cosi facciamo“, die im Theater Schweinfurt ihre Tourneepremiere hatte.
Ein interessanter Ansatz: Purcells Oper, aus Schauspielmusik hervorgegangen, wäre allein nicht Abend füllend. Und so hat das Ensemble sie durch die Hinzunahme und Verschmelzung mit traditioneller arabischer Maqam-Musik erweitert und lokal verortet. Auf der einen Seite, also links auf der Bühne platziert, findet sich ein kleines Ensemble mit barocken Streich- und Zupfinstrumenten. Dieses musiziert sehr authentisch, elegant und erfrischend die Purcellsche Vorlage. Rechts auf der Bühne drei Musiker mit der arabischen Kniegeige Djoze, Laute beziehungsweise Oud, Perkussionsinstrumenten und Gesang, zuständig fürs nordafrikanische Kolorit.
Das ergänzt sich vorzüglich, wenngleich die Übergänge nicht immer nahtlos klingen, was durchaus passend ist. Dazwischen agiert das von jeglicher frühbarocker oder folkloristischer Prägung losgelöste, nur siebenköpfige Darsteller-Ensemble: Stephanie Krug gibt eine ebenso starke wie zerbrechliche Dido. Ihren Gesangspart gestaltet sie intensiv, warm und wandlungsfähig. Heldenhaft und strahlend als Aeneas tritt Christian Sturm auf. Beate Gartner als Belinda wirkt nicht ganz so wendig, dafür durchdringend und klar.
Monika Lichtenegger, Martina Koppelstetter, Anton Leiss-Huber und Joel Frederiksen treten als Hexen und Zauberinnen, Geist und Gefolge hinzu und kommentieren das Geschehen als stimmkräftiger, sauber intonierender Chor und charaktervoll agierendes Ensemble. Manchmal vergaloppieren sich Instrumentalisten und Vokalensemble zu kurzen Eigenleben, mitunter wirkt ein Gesangspart reaktiv und verzögert. Hans Huyssen leitet alles vom Barockcello aus dennoch souverän.
Quirlig und aussagestark das Ballett: Es genügt hier die wunderbare Élodie Lavoignat! Und erfreulich schlank wie die Besetzung ist auch das Regiekonzept von Heike Hanfeld. Eine Menge Sand und eine geschickte, zurückhaltende Lichtregie genügen ihr, eine von Zeit und Raum unabhängige, dennoch sehr konkrete, präsente, mitunter magische Inszenierung zu schaffen. Schattenspiele, Slow-Motion-Abläufe, auf Symbole reduzierte Kostüme (Barbara Anna Keiner und Marion Schultheiss) – all das fügt sich zu einer gleichermaßen historischen wie zeitgemäßen Ansprüchen gerecht werdenden Aufführung.
Gut, mitunter dehnte sich die Zeit ein wenig. Dafür steigerte sich die Hochzeitsfeier mit Gesang, Trommel und Tanz nach anfänglich gemessener Fröhlichkeit zur kontrollierten Ekstase. Weitere Funken springen ins Publikum über, als die Zauberin dazu aufruft, Karthago in Flammen zu setzen. Und als Dido schließlich mit den Worten „Der Tod ist nun ein willkommener Gast“ schließt, herrscht ergriffene Ruhe. Dann gab es langen, von Bravorufen durchsetzten Applaus.