Wo stehen die Schweinfurter Schulen nach zwei Jahren Pandemie, geprägt von Lockdowns und Distanzunterricht? "You are standing on the Schuttberg!" verkündet die Schülerin der Klasse G5b beim dynamischen Englischlernen am "Lernort draußen". Das gilt natürlich nicht im übertragenen Sinn. Es kam Bewegung ins Spiel, beim Freiluft-Unterricht der Gymnasiasten neben den Walther-Rathenau-Schulen in Englisch, Deutsch, Mathe. In der Coronazeit wurde der Unterricht einfach verlegt auf den grünen Hügel, bekannt als Abraumhalde der städtischen Kriegstrümmer.
Derzeit werden am "Rathenau" neue pädagogische Konzepte erprobt, mit einer ganzheitlichen Herangehensweise. Die Schüler und Schülerinnen sollen bewegt und spielerisch lernen, statt stur die Schulbank zu drücken, beim gemeinsamen Meditieren auch mal Stille und Ruhe finden in aufgewühlten Tagen. Mal alles loslassen, um dann voller Energie wieder loszulegen. "Neugier entfesseln!" nennt sich programmatisch das Buch von Musik-, Geo- und Sozialkundelehrer Oliver Kunkel. Untertitel: "Wie Corona, Klimakrise & Neurowissenschaften die Schule umkrempeln." Krisen als Chance zu sehen, darum ging es auch beim Besuch eines Mitglieds der Staatsregierung.
Ein wenig trocken las sich die Überschrift der aktuellen Preisverleihung schon: "Prämierung von innovativen und kreativen Ansätzen zur Bewältigung der Corona-Beeinträchtigungen durch Frau Staatssekretärin Anna Stolz." Die Kultusstaatssekretärin hatte jeweils 1000 Euro Preisgeld für "Rathenau" und FOS/BOS dabei. Auf dem Schulhof wurde Stolz von Schulleiter Roland Eirich auf dem Schuttberg dann mit La-Ola-Wellen begrüßt.
"Digital und bewegt durch die Pandemie" lautete das Motto, für Oberbürgermeister Sebastian Remelé war es ein Heimspiel, als ehemaliger Abiturient. Das Kernteam für Schulentwicklung, Johanna Uhl-Martin, Petra Stadler, Tobias Heinle und Oliver Kunkel, stellten verschiedene digitale Projekte vor, die nicht zuletzt auf einer guten Tablet-Ausrüstung fußen. So wurde von der 6. Klasse ein "Who is who" der Antike zusammengestellt, im Englisch-Unterricht ging es virtuell auf den Mount Rushmore oder nach London, die Spanischlernenden bereiten sich interaktiv auf ihre Prüfung vor. Es gibt digitales Dinner-Kochen, den Bewegt-Unterricht und eben Meditation. In einer Sommerferien-Woche wurden zusammen mit Studenten Aufgaben gelöst, etwa die Frage: "Wie viele Haare hat eigentlich eine Ziege?" Fest steht: Die innovativen Konzepte erleichtern das Lernen, gerade in Zeiten, wo die Kinder und Jugendlichen erst durch Corona, nun durch den Ukrainekrieg psychisch gefordert werden.
An der Friedrich-Fischer-Schule hat Stolz gerade erst die Urkunden für die "Bildungsregion Schweinfurt" übergeben. Nun gab es auch an der FOS/BOS den Lohn für die Corona-Mühen. Ein Teil des Preisgelds werde für die Ukrainehilfe gespendet, so Schulleiter Harald Bauer vor den Ehrengästen, darunter OB, Landrat Florian Töpper sowie Heidi Hübner als Ministerialbeauftrage. Gewürdigt wurde nicht zuletzt die fortgeschrittene Digitalisierung der Fachober- und Berufsoberschule, die im März 2020 entsprechend nahtlos in den Corona-Modus "switchen" konnte.
Konkret wurde das Konzept der Modulwoche zu Schuljahresbeginn ausgezeichnet, mit der Schüler und Schülerinnen an verschiedene Themen herangeführt werden. Auch hier geht es in erster Linie um Digitalisierung und den Erwerb von Medienkompetenz, wie zuletzt bei den Online-Theatertagen 2021. Dafür brauche es "Zaster", sprich Geld für Digitalisierungsprojekte an Schulen, stellte Bauer fest. Sitzenbleiben kann sich in dieser Sparte niemand mehr leisten: "Meiden Sie Stühle" lautete entsprechend der Appell der Theatergruppe von Friedemann Müller mit einer Stuhlgymnastik. Phillip Schwarz begleitete das Programm am Klavier, mit Interpretationen zum aktuellen Thema "Mad World – verrückte Welt".