In Sachen Ganztagsschule ist die Stadt Schweinfurt seit Jahren eine Art Vorreiter in Unterfranken. Schon vor neun Jahren, als das Thema noch in den Kinderschuhen steckte, ermöglichte man als Sachkostenträger den ersten Klassen an der Albert-Schweitzer-Schule die Ganztagesschule.
Nach dem aktuellen Ausbaustand haben fünf von acht Grundschulen, für die die Stadt zuständig ist, zwei von drei Mittelschule, eine der beiden Realschulen und ab dem neuen Schuljahr eines der drei Gymnasien eine gebundene Ganztagsklasse. Ein offenes Ganztagesangebot gibt es an der Pestalozzi-Förderschule, einer Mittelschule, einer Realschule und an allen Gymnasien. In die bauliche Herstellung der entsprechenden Räume (Küche, Mensa, zwei Aufenthaltsräume) hat die Stadt kräftig investiert, zwischen 175 000 und knapp drei Millionen Euro pro Schule je nach den örtlichen Gegebenheiten und Notwendigkeiten. Die Förderung durch den Freistaat betrug meist 48 Prozent.
Planungen für drei Schulen
Im Schul- und Kulturausschuss befassten sich die Mitglieder nun mit den Planungen für den Ausbau der Räumlichkeiten in der Schillerschule sowie der Pestalozzi- und der Dr.-Pfeiffer-Schule in Oberndorf. Ab dem kommenden Schuljahr ermöglicht der Freistaat auch für Grundschulen so genannte offene Ganztagsschulen, was bisher nicht möglich war. Das bedeutet, dass die Betreuung durch pädagogisches Personal im Anschluss an den regulären Unterricht stattfindet. Die Kinder bekommen Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und ein variierendes Freizeitangebot. Bei der vom Stadtrat seit Jahren als Ziel festgelegten gebundenen Ganztagsschule ist der Unterricht rhythmisiert.
Das bedeutet, dass Übungs- und Lernzeiten im Wechsel stattfinden mit musischen, künstlerischen, sportlichen oder die Sozialkompetenz fördernden Angeboten. Die Schüler haben mindestens vier Mal die Woche nachmittags Unterricht, werden mittags versorgt und sind in Ganztagesklassen zusammen. Während bei der offenen Ganztagsschule am Nachmittag auch außerschulisches Personal die Betreuung übernehmen kann, begleiten bei der gebundenen Form die regulären Lehrkräfte den ganzen Tag die Kinder.
Ausbau der Dachgeschosse
Um die Ganztagsangebote ermöglichen zu können, die von den drei Schulen angefragt wurden, muss ausgebaut werden. In der Schillerschule das Dachgeschoss, was rund 140 000 Euro kosten soll. Enthalten wären darin Versorgungsküche und Trennwände für neue Räume. Wahrscheinlich Mehrkosten erzeugen wird ein Aufzug, um das Mittagessen ins Dachgeschoss liefern zu können. In den Schulen in Oberndorf steht im Moment nur ein Zimmer für die vier Ganztagesräume zur Verfügung. Die Schulleiterinnen wollen dort Synergien nutzen und sind mit dem Ausbau des Daches für Küche und Mensa und anschließende gemeinsame Nutzung einverstanden. Die Kosten wurden noch nicht beziffert. Die Schillerschule soll für das Schuljahr 2018/19 ausgebaut werden, die beiden anderen Schulen für das Schuljahr 2019/20.
Grundsätzlich hatte der Ausschuss keine Bedenken gegen die Vorstellungen der Stadtverwaltung. Dennoch entspann sich eine durchaus interessante Diskussion über die Frage, ob man den Schulen vorschreiben sollte, spätestens nach acht Schuljahren das offene Angebot in ein gebundenes umzuwandeln.
Offen oder gebunden?
Schon vor Jahren hat der Stadtrat beschlossen, dass aus pädagogischen Gründen aus seiner Sicht nur gebundene Ganztagsschulen sinnvoll seien. Grünen-Ausschussmitglied Reginhard von Hirschhausen lobte grundsätzlich die Bereitschaft der Stadt, in Ganztagsschulen zu investieren, regte aber an, dass es besser sei, es den Schulen zu überlassen, ob sie eine gebundene oder eine offene Ganztagsschule sein wollen. Eine Meinung, der auch Verwaltung und auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé folgen konnten. Allerdings stieß man damit auf Widerstand aus SPD und CSU. Vor allem der ehemalige Realschul-Rektor Klaus Rehberger sprach sich aufgrund seiner Berufserfahrung klar für eine gebundene Ganztagsschule aus, „sie ist klar der pädagogisch richtige Weg.“ Dieser Argumentation folgte die Mehrheit des Ausschusses.