Am Dienstag, 20. Juni, war der Internationale Weltflüchtlingstag 2017. Landrat Florian Töpper nahm diesen zum Anlass, um sich am Tag davor im Wern-Café, zentral gelegen in der Ortsmitte von Niederwerrn, mit Flüchtlingen, vielen ehrenamtlichen Helfern und der Bürgermeisterin Bettina Bärmann auszutauschen. Jeden Montag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr trifft man sich hier zum multikulturellen Kaffeekränzchen. In aller Früh, ab 6 Uhr, hat an diesem Weltflüchtlingstag ein größeres Polizeiaufgebot Flüchtlingswohnungen im gleichen Haus in der Schweinfurter Straße 44 durchsucht – durch den Eingang gleich neben dem Wern-Café.
Zehn Polizeibeamte durchsuchten rund zwei Stunden
Zehn Beamte marschierten hinein, blieben rund zwei Stunden, marschierten mit Material in Boxen wieder heraus und fuhren davon. Ihre fünf Fahrzeuge blieben der Nachbarschaft nicht verborgen, auch Kinder staunten auf dem Weg zur Schule über die in der Niederwerrner Ortsmitte nicht alltägliche Ansammlung von Polizeiautos.
Nachbarn fragten sich und diese Redaktion zwei Tage später, nachdem über den Polizeiaufmarsch immer noch nichts in der Zeitung stand, was denn da stattgefunden hat und ob man darüber noch etwas lesen werde. Und: Einer von der Gemeinde sei bei der Durchsuchung dabei gewesen, der sage aber nichts.
Schweinfurter Polizei und Zoll: „Wir waren das nicht.“
Anruf bei der Schweinfurter Polizei: Der Pressesprecher geht das Einsatzprotokoll durch und stellt fest: „Wir waren das nicht“, – vielleicht der Zoll, Finanzkontrolle Schwarzarbeit, oder eine übergeordnete Polizeieinheit. Das Schweinfurter Hauptzollamt muss nicht lange recherchieren: „An diesem Tag hatten wir da keinen Einsatz.“ Dann vielleicht die Bundespolizei? Ihre nächste Inspektion ist in Würzburg. Deren Dienststellenleiter winkt ab: „Am 20. Juni ist nichts vermerkt, und wenn was gewesen wäre, wüsste ich es.“
Nun soll auch ein Bediensteter der Gemeinde soll vor Ort gewesen sein, und tatsächlich: Ordnungsamtsleiter Bernd Greubel bestätigt auf Anfrage, er sei als „Durchsuchungszeuge“ dabei gewesen. Die Bundespolizei Bayreuth habe das Objekt durchsucht. Worum es geht und was gesucht wurde, dürfe er aber nicht sagen.
Die Bundespolizei war vor Ort
Die Bundespolizeiinspektion Bayreuth/Selb kümmert sich schwerpunktmäßig um Bahnhofsangelegenheiten in Bayreuth und war bestimmt nicht in Niederwerrn, heißt es dort. Aber: Es gebe da noch die Bundespolizeiabteilung Bayreuth, die überörtliche Einsätze ausführe. Die war tatsächlich am 20. Juni ab 6 Uhr mit zehn Beamten ihrer „Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft“ in Niederwerrn, wie deren Pressesprecher bestätigt. Weiter gehende Informationen sollten bei der Staatsanwaltschaft Schweinfurt erfragt werden, die das Ermittlungsverfahren führe. Dort aber heißt es, Ermittlungsbehörde sei die Staatsanwaltschaft Saarbrücken.
Wieso liegt der Ermittlungsvorgang in Saarbrücken?
Deren Pressesprecher kann nun immerhin auf Anhieb mit dem Aktenzeichen zu dem Niederwerrner Ermittlungsvorgang, das diese Redaktion in Erfahrung gebracht hatte, etwas anfangen. Doch die Akte liege derzeit bei der Bundespolizeiinspektion Bexbach (Saarland). Deren Sprecher wiederum setzt nun alle Hebel in Bewegung, um die örtliche Zuständigkeit für den Auskunftsanspruch zum Einsatz in Niederwerrn zu eruieren. Ergebnis: Ein abgetrennter Teil des Ermittlungsverfahrens in Saarbrücken wegen des Verdachts der Einschleusens von Ausländern liege bereis bei der Staatsanwaltschaft Schweinfurt – unter dem Aktenzeichen 9 JS 4703/17.
Nach großem Umweg wieder zurück - vor der Haustür
Womit man endlich wieder im Lande war, vor der Haustür. Was also haben die Polizisten vor nunmehr einer Woche in den Wohnungen der Schweinfurter Straße 44 in Niederwerrn gesucht – und was gefunden?
Anlass der Dursuchung war laut Ursula Haderlein, Leitende Oberstaatsanwältin in Schweinfurt, ein mehrere Regionen betreffendes Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Einschleusens von Ausländern, unter anderem mit Beteiligten im Raum Saarbrücken.
Verdacht: Einschleusen von drei staatenlosen Ausländern
An diesem Tag seien mehrere Durchsuchungsbeschlüsse gleichzeitig vollzogen worden, und eine Verdächtige wohne in der Schweinfurter Straße 44 in Niederwerrn, informiert Haderlein. Die Verdächtige sei geständig. Konkret laute der Verdacht, drei staatenlose Ausländer seien im November 2016 illegal nach Deutschland eingeschleust worden.
Sie verstehen den Artikel nicht..., es ging darum, das keine Dienststelle in Schweinfurt was gewusst hat,
Danke an die Main-Post für die Arbeit und Information.