Das Motto „Ein Kessel Buntes“ der diesjährigen Sulzheimer Faschingssitzungen war für die närrischen Gäste bereits beim Betreten des Sportheimsaals anhand der knalligbunten Neondekoration unschwer zu erkennen. Und ebenso bunt war das kurzweilige und äußerst kreative Programm, das Akteure aus Sulzheim und Umgebung auf die Beine gestellt hatten und dem Publikum am Freitag und Samstag präsentierten.
Den Auftakt bildete die Kinderschautanzgruppe „Die wilde Unkenbachbande“, die in feschen Dirndln und Lederhosen zünftige bayerische Tanzelemente, einschließlich Schuhplattler, präsentierte. Trainiert worden waren die acht Kinder von Melanie Thurn und Nadine Hauck.
Gleich beim zweiten Programmpunkt durften die Gäste ihre bequeme Rolle als Zuschauer verlassen und sich aktiv einbringen. Dirk Niebel aus Traustadt feierte als Faschingsmönch eine Faschingsmesse, bei der die „Gemeinde“ animiert wurde, sich durch Rufe und Bewegungen zu beteiligten. Vier Auserwählte durften sogar auf der Bühne die Ministrantenklingeln bedienen. Und auch die Lachmuskeln wurden bei Lesungen aus dem „fränkischen Faschingsbuch“ strapaziert, bevor die Messe schließlich mit dem gemeinsamen Abschlusslied „Wir kommen alle, alle in den Himmel“ endete.
Romantisches Wochenende mit Kesselfleisch
Auch von Moderator Manuel Nöller, der in diesem Jahr erstmals durch das Programm führte, wurde das Publikum zwischen den Programmpunkten immer wieder animiert. Sei es durch Schunkelwalzer oder gar bei einem vierstimmigen „Schnitzel-Rap“.
An das Thema Weltpolitik wagten sich in diesem Jahr die fünf „Jungs“ vom Sulzheimer Musikverein mit dem Spiel „Herzblatt international“. In gekonnter Weise und mit treffend imitiertem holländischen Akzent führte Michael Ullrich, alias Rudi Carrell, durch die Show. Als Kandidaten begrüßte er Präsident Erdogan (Franz Norbert Walter), Kim Jong-un (Frank Barthel) und Donald Trump (Martin Geier), die durch charmante Antworten auf die Fragen von Angela Merkel (Eduard Beresch) um deren Gunst wetteiferten.
So antwortete beispielsweise Donald Trump auf die Frage, was er an Deutschland besonders gut fände, mit „Die Mauer! Über die ist noch nie ein Mexikaner drüber gekommen!“ Sein Konkurrent Kim Jong-un stimmte allerdings auf die Frage, welches Lied zu seinem Nebenmann passt, „Old McDonald ist geistig arm, E-I-E-I-O“ an und zoffte sich öfters mit diesem darüber, wer den größeren Atomstartknopf hat. Doch obwohl Erdogan ankündigte, dass Deutschland bald ein Teil der Türkei werde, wählte Merkel schließlich ihn als ihr Herzblatt aus. Von ihrem romantischen Wochenende mit dem Herzblatthubschrauber in Sulzheim berichtete zur Erheiterung der Zuschauer eine Fotopräsentation, die zum Beispiel das romantische Kesselfleischessen, die fränkische Tanzrunde mit dem Sulzheimer Musikverein sowie das ausgelassene Toben der beiden im Takka-Tukka-Land zeigte.
Im Anschluss daran konnten die Zuschauer acht junge, hübsche, sportliche Mädchen bewundern. Die Sulzheimer Garde unter der Leitung von Tanja Barthelme und Tina Paulik zeigte in gewohnt gekonnter Weise einen beeindruckenden Gardetanz.
Jürgen Franz Schwab stand in der Bütt
Mit Spannung erwartet worden war ein Auftritt, wie er in Sulzheim bisher einmalig war: Anstatt nur von den Büttenrednern aufs Korn genommen zu werden, hatte Bürgermeister Jürgen Franz Schwab heuer angekündigt, selbst in die Bütt zu gehen. Mit dem Lied „Tatütata, der Präsident“ zog er ein, um zunächst gleich anzukündigen, dass alles Verhaspeln, Versprechen sowie das Nichtaussprechen-Können schwieriger Worte so gewollt sei, weil er ja schließlich sich selbst darstelle. Damit hatte er die Lacher der Besucher, die seine „Redekunst“ bereits öfter erlebt hatten, auf seiner Seite. Im Anschluss berichtete er unter dem Motto „Viel Ruhm und viel Ehr, Bürgermeister zu sein ist ganz schön schwer“ über sein anstrengendes Leben seit seiner Wahl.
Die Tatsache, dass der Bürgermeister höchstpersönlich in die Bütt gegangen war, griff der nächste Akteur Franz Norbert Walter, der als „Der letzte Sulzheimer Bauer“ in die Bütt ging, sofort auf. Mit Sätzen wie „Da mag sich mancher von euch denken: Hat der Bürgermeister sonst nix zu tun oder zu lenken?“, hatte er sofort die Sympathie des Publikums auf seiner Seite.
In unterhaltsamer Weise sprach er anschließend noch so manch andere Missstände in der Gemeinde an.
Im Anschluss folgte eine weitere Tanzeinlage - diesmal waren die Männer an der Reihe. Als „die helfenden Elfen“ zeigte das Männerballett „Die Unkenbachelfen“ im Feuerwehroutfit heiße Moves und waghalsige Hebefiguren. Wie gewohnt gehörte zu ihrer Show auch ein lustiges Video, das sie im Vorfeld im Sulzheimer Feuerwehrhaus und -auto gedreht hatten. In der Veranstaltung am Freitag traten als weiterer Programmpunkt Gäste aus Gernach auf. „Die Garnier“ zeigten den Sketch „erste Reihe im Kino“.
Und schließlich dürfen auch „Die Ehrengäste“ bei keinem Sulzheimer Fasching fehlen. In gewohnter Weise traten die fünf Männer von der Sulzheimer Musik (siehe Programmpunkt „Herzblatt“) als die fünf Sulzheimer Gemeinderäte auf und nahmen peinliche Vorkommnisse des vergangenen Jahres aufs Korn. So nahmen sie die neuen Bauplätzen in Sulzheim ins Visier. Da die Straße, die bis zu drei Metern über den Grundstücken liegt, irgendwie an Wasserschutzdeiche im Norden erinnert, wurde das Baugebiet von den Musikern kurzerhand „Sulzheimer Hafencity“ getauft.
Wann kommt endlich die Pferdesteuer?
Die Bauherren können nur hoffen, dass durch das nötige Aufschütten ihr Bauprojekt nicht ein ebenso großes finanzielles Desaster wird wie der Bau der Elbphilharmonie. Ein wichtiges Thema war auch die Abschaffung des Sulzheimer Holzrechts durch den Gemeinderat. In einer dramatischen Inszenierung mit Trauermarsch und Grabrede beerdigten die Musiker die viele Jahrzehnte alte Errungenschaft in Form eines Birkenstamms. Wie gewohnt durften bei ihrem Auftritt neben Wortbeiträgen auch die kreativen musikalischen Darbietungen nicht fehlen. So fragten sie sich in dem Song „Er und sein Holz“, was der Bürgermeister denn nun mit all dem Holz vorhat und außerdem im „Pferdesteuersong“, wann denn endlich in der Gemeinde diese Steuer eingeführt wird, die eine wahre Goldgrube wäre.
Zum Abschluss stand noch ein Showtanz zu Hits aus dem Musical „Grease“ auf dem Programm. Den Jugendlichen unter der Leitung von Nora Walter und Ramona Sterker sowie Tanja Barthelme, die für Frisuren und Make-Up zuständig war, gelang es, den Flair der 50er Jahre auf die Bühne zu zaubern. Als großes Finale kamen alle Akteure auf die Bühne und sangen gemeinsam mit dem Publikum „Das alles ist Sulzheim“.
Die Mitwirkenden der Sulzheimer Faschingssitzung
Die wilde Unkenbachbande:
Melanie Thurn, Nadine Hauck
Teilnehmer:
Annabell Bürkner, Samira Boujnah, Amelia Zielinska, Lina Kimmel, Samantha Jenkins, Lisa Hauck, Nico Thilenius, Nils Hauck
Büttenredner:
Jürgen Franz Schwab, Franz Norbert Walther, Dirk Niebel
Sketch Im Kino:
Andrea Heck, Reinhard Heck, Christa Back, Werner Treutlein, Martina Treutlein, Norbert Geiger
Musiker:
Eduard Beresch, Michael Ullrich, Martin Geier, Franz Walther, Frank Barthel.
Garde Trainer: Tanja Barthelme, Tina Paulik
Teilnehmer:
Hanna Baumgärtner, Hanna Stolper, Annika Weiß, Annika Hoffmann, Lisa Göb, Paula Greb, Sarah Kimmel, Linda Kuhn
Männerballett Trainer: Nora Walter und Ramona Sterker
Teilnehmer:
Manuel Hetzel, Michael Hetzel, Oliver Stolper, Michael Ullrich, Frank Barthel, Andreas Benisch, Jan Sterker,
Showtanz Trainer: Nora Walter und Ramona Sterker
Teilnehmer:
Hanna Baumgärtner, Jan Sterker, Ramona Sterker, Alexandra Trunk, Tina Paulik, Sarah Kimmel, Svenja Thim, Anika Weiß, Hanna Stolper, Nora Walther
Haare und Maske: Tanja Barthelme
Moderation: Manuel Nöller
Aufbau: Nico Matthes, Sebastian Heim
Technik: Klaus Radina, Reiner Baumgärtner, Daniel Hauck, Corinna Bleicher