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Gerolzhofen
Poetry-Slam-Projekt: Junge Menschen entdecken für sich das Texten
Ein Projekt begleitet 15 Kinder und Jugendliche dabei, eigene Gedichte und Texte zu verfassen und diese frei vorzutragen. Am Ende ist ein Auftritt vor Publikum geplant.
Gut gelaunt sind die Teilnehmer des Poetry-Slam-Projekts der Gerolzhöfer Stadtbibliothek während des ersten Treffens gestartet. Das Bild zeigt (vorne) die anwesenden acht Teilnehmerinnen zusammen mit einer Mutter (vorne links) und (hinten von links) Christina Bauer von der Diakonie-Asylberatung, Bibliotheksleiterin Julia Rehder, Zweiten Bürgermeister Erich Servatius, Projekt-Leiterin Amelie Auer und Lehrer Steffen Braum.
Foto: Michael Mößlein | Gut gelaunt sind die Teilnehmer des Poetry-Slam-Projekts der Gerolzhöfer Stadtbibliothek während des ersten Treffens gestartet.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 17.10.2021 02:38 Uhr

Gespannt sitzen acht Mädels um einen Tisch in einem Raum der Stadtbibliothek Gerolzhofen und hören zu, was Bibliotheksleiterin Julia Rehder und Amelie Auer ihnen erzählen. Es geht um Poetry-Slam. Immerhin eine aus der Gruppe war selbst schon einmal bei einer solchen Veranstaltung. Für die anderen ist das Neuland.

Doch das macht nichts, versichert Auer gleich. Die Gerolzhöfer Schauspielerin hat schließlich die Aufgabe übernommen, 15 Kinder und Jugendliche zwischen elf und 15 Jahren innerhalb der kommenden Monate an das weite Feld des Poetry-Slam heranzuführen. Stück für Stück, kindgerecht und ohne jeden Druck. Am Ende, so das Ziel, sollen die Teilnehmer des Kurses einen selbst verfassten Text vortragen – frei, vor Publikum auf einer Bühne stehend. Im Mai 2022 soll es hierzu eine öffentliche Poetry-Slam-Veranstaltung im Pfarrer-Hersam-Haus geben.

Üben in der Gruppe und einzeln

Doch bis dahin ist es noch weit, und auch der Weg dorthin ist offen. In vielerlei Hinsicht. Denn zuvorderst geht es in der Projekt-Gruppe mit insgesamt 15 Teilnehmern, von denen zum ersten Treffen am Dienstagnachmittag gut die Hälfte kam, darum, "sich wohlzufühlen", wie es Rehder eingangs sagt. Soll heißen: Jeder soll und darf sich so einbringen, wie es ihr oder ihm gut tut. Wer beispielsweise nicht gefilmt werden möchte, während er einen Text vorträgt, der muss dies nur sagen. Wer lieber etwas einzeln mit der Projektleiterin ausprobieren, besprechen oder üben möchte, dem wird die dafür notwendige Zeit und der Raum ebenfalls eingeräumt.

"Beim Poetry-Slam ist alles erlaubt", macht Auer klar. Das schafft viel Freiheiten für die Teilnehmer, erfordert auf der anderen Seite aber Fingerspitzengefühl und und ein gut abgestimmtes Herangehen durch die Projekt-Leiterin. Auch für die 36-jährige Schauspielerin ist es das erste Mal, dass sie sich intensiver mit Poetry-Slam beschäftigt und junge Menschen an das Metier heranführt. Anfangs wird es bei den wöchentlichen Treffen vor allem darum gehen, das Schreiben von Texten zu üben, "da geht es weniger um ein bestimmtes Thema", sagt Auer. Das zielgerichtete Schreiben und auch Schauspieltraining werden dann im Lauf der Zeit folgen. "Wichtig ist es mir, bei den Teilnehmern Barrieren abzubauen und dafür zu sorgen, dass sie kreativ werden können", sagt Auer.

Teilnehmer mit Migrationshintergrund

Es freut sie, dass die Bandbreite der Teilnehmer groß ist. Dafür sorgt allein der Umstand, dass auch junge Menschen teilnehmen, deren Familien nicht aus Deutschland stammen. Für diese wird die Beschäftigung mit Sprache und Texten und das Erlernen eines sicheren Auftretens vor anderen Menschen noch einmal eine ganz andere Bedeutung haben, wie für die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Die Idee zu dem vom Deutschen Bibliotheksverband im Rahmen des Programms "Total Digital!" finanziell geförderten Projekt stammt von Bibliotheksleiterin Rehder. Mit Auer fand sie die passende Honorarkraft zur Umsetzung. Über den Kontakt zu Christina Bauer von der Diakonie-Asylberatung gelang es, auch Teilnehmer aus Familien mit Migrationshintergrund zu finden, die zum Geo-Treff kommen. Und noch ein Geburtshelfer für das Projekt ist zu erwähnen: Steffen Braum. Der Lehrer an der Mittelschule in Gerolzhofen übernahm die Aufgabe, an den Schulen vor Ort für das Projekt zu werben. Selbst ein eigenes Trailer-Video wurde hierfür erstellt.

Lehrer lobt das Projekt

Für den Lehrer ist das Poetry-Slam-Projekt ein hervorragendes Angebot für Schüler. Diese könnten sich so auf eine Art und Weise mit Poesie beschäftigen, wie sie es in der Schule bei Weitem nicht erleben könnten. "Auf dem Lehrplan", sagt Braum, "kommt Poesie oft nur in Form von Balladen vor." Er ist überzeugt davon, dass das Angebot der Stadtbibliothek für die teilnehmenden Schüler "genau das Richtige ist". 

Auch Zweiter Bürgermeister Erich Servatius ist das Projekt "eine weitere, sehr gute Idee" von Bibliotheksleiterin Rehder. Nicht zuletzt dank eigener Bühnenerfahrung als Schauspieler des Kleinen Stadttheaters Gerolzhofen berichtet er, wie wichtig es sei, frei vor Menschen reden zu können. Theater, Singen, Musik oder eben Poetry-Slam seien alles Wege, die einen dorthin brächten.

Poetry-Slam-Projekt der Stadtbibliothek

Hinter dem Begriff "Poetry-Slam" verbirgt sich ein literarischer Wettbewerb, bei dem selbst verfasste Texte innerhalb einer bestimmten Zeit vorgetragen werden. Solche Veranstaltungen haben in den zurückliegenden Jahren immer mehr Anhänger gefunden. Die Zuhörer küren am Ende eines Poetry-Slams für gewöhnlich auch einen Sieger.
Das auf 15 Teilnehmer limitierte Poetry-Slam-Projekt in Gerolzhofen möchte Kinder und Jugendliche vor allem dazu animieren, eigene Texte zu verfassen. Sie orientieren sich dabei am Genre Gedichte und schauen sich zusammen mit Projektleiterin Amelie Auer an, was hinter modernen Poetry-Slams steckt.
Die Texte der Teilnehmer werden mit der Zeit vorgetragen und die Auftritte auch gefilmt. Diese Filme werden in der Gruppe besprochen und die Teilnehmer erhalten ein Auftrittscoaching. Der geplante Auftritt während eines Poetry-Slam-Abends im Mai 2022 wird ebenfalls gefilmt und besprochen werden. Am Ende des Projekts erhält jeder Teilnehmer eine Publikation, die alle Texte des Abends enthält.
mim

Die verfügbaren Teilnehmerplätze am Poetry-Slam-Projekt für Elf- bis 15-Jährige sind aktuell alle besetzt. Wer dennoch Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich auf eine Warteliste setzen lassen, falls Teilnehmer abspringen sollten. Infos in der Stadtbibliothek Gerolzhofen unter der Telefonnummer (09382) 6665.

 
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