Ursprünglich war die belegte Teigflade ja mal ein Arme-Leute-Essen. Eine überdimensionierte „Pizza Precaria“ präsentierte der DGB bei seinem Aktionstag auf dem Schillerplatz.
Das sechs Meter breite Luftkissen hatte kaum noch etwas drauf, dafür „80 Prozent mehr Rand“: 60 Akteure und 16 gewerkschaftliche Gruppen wollten über das Thema Armutsrisiko aufklären. Es gab Filme, Info- und Aktionsstände für Beratung in Sachen Arbeitsrecht, Rente oder Berufsstart. Die Aktion stand unter dem Motto: „Aufstehen - für soziale Gerechtigkeit. Einmischen - bevor andere entscheiden.“ Das Frauenteam der IG Metall ließ Passantinnen auf einer Bodenzeitung über ihre Prioritäten abstimmen, sei es nun die Versorgung mit Krippenplätzen, Wiedereinstellung nach der Elternzeit, Mindestlohn oder einfach mehr Unterstützung durch den Partner im Haushalt. Dazu gab es ein Baby-Wettwickeln. Die DGB-Jugend (die auch die Pizza geliefert hatte) startete einen Appell in Sachen Bildungsurlaub: In Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen gebe es noch keine gesetzliche Regelung für Urlaub zur Weiterbildung. Arbeitnehmer stünden dazu fünf Arbeitstage im Jahr zu, inklusive Lohnfortzahlung.
Am Infostand des DGB- Kreisverbands Rhön-Grabfeld wurde zusammen mit mehreren Ortsverbänden der Fiskalpakt gegeißelt: Merkel und die Banker stecken unter einer Decke, so der Vorwurf eines Straßentheaters, bluten müssen für die Schuldenkrise die Steuerzahler, Rentner, Familien und sozial Bedürftigen in allen EU-Ländern. Die Demokratie lag unterdessen im Sarg. Am Ende landete die Bundeskanzlerin (symbolisch) in der Kiste.
Am Platz befestigte Luftballons forderten fairen Lohn und gerechte Lastenverteilung. Auf jeden Fall erschwinglich waren bei sonnigem Wetter die Getränke und die Bratwürste der Gastronomie-Gewerkschaft NGG, für 99 Cent. Was dann doch zahlreiche hungrige Mägen anlockte.