
"Mit Ihrer unfassbaren Geduld und Beharrlichkeit, mit Ihren hochmodernen Ideen und Gedanken haben Sie in der offenen Behindertenarbeit immer wieder neuen Anlauf genommen, neue Ideen kreiert und neue Aktivitäten gestaltet und damit weit über die Grenzen des Landkreises hinaus Zeichen gesetzt." So viel Lob aus beredetem Mund hatte Herbert Rupp, langjähriger Leiter der Offenen Behindertenarbeit (OBA) der Diakonie Schweinfurt, vermutlich nicht erwartet.
Wie er wohl auch überhaupt nicht damit gerechnet hatte, beim Neujahrsempfang der OBA von Diakonie-Chef Jochen Kessler-Rosa mit noch mehr Lob überschüttet zu werden. "Ich verzichte darauf, alle Ihre Leistungen aus 44 Jahren aufzuzählen", so Kessler-Rosa weiter, "sonst sitzen wir morgen früh noch hier." Wer die Leistungen Rupps auf einen Blick sehen will, dem sei an dieser Stelle ein Blick in das Jahresprogramm 2019 empfohlen. Da wimmelt es nur so von Clubs für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, vom Clubrat, von offenen Angeboten in wirklich jeden Lebensbereichen, von Kursen und vor allem von den Freizeiten. Letztere führen etwa zum Wandern in die Rhön, zum Radfahren, zum Bauernhof, nach Griechenland, Österreich und Italien, zum Skifahren nach Ruhpolding oder auf die Nordsee, zu einer Kreuzfahrt.
Pionierarbeit geleistet
Es sei "Pionierarbeit" gewesen, die Rupp geleistet habe, lobte der Pfarrer als Vorstand der Diakonie weiter. Früher habe es Integration geheißen, jetzt Inklusion, "eine schwere Zeit, die auch viele Nerven gekostet hat". Auch die Gesellschaft habe Menschen wie Rupp zu verdanken, dass es jetzt eine Inklusion gebe. "Die macht es sich nicht von allein klar, was es bedeutet, dass alle die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben." Rupps Arbeit würden nun andere weitermachen, aber so wirklich weg sei er nicht, immerhin sei er noch zweiter Vorsitzender des 2010 gegründeten Fördervereins.
Der so gelobte, der mit nicht enden wollendem Beifall überhäuft wurde, wollte sich auch jetzt nicht im Mittelpunkt sehen. "Ich habe immer versucht, ein bisschen abseits zu stehen", sagte er, "mich hat die Erfahrung gelehrt, dass man dann sehr viel mehr bewirken kann." Was er bewirkt hat war allein daran zu sehen, dass die gut 100 Besucher beim Neujahrsempfang bis ganz nach hinten standen und teilweise, wie etwa der (Sport- und) Sozialreferent der Stadt Schweinfurt, Jürgen Montag, aus Platzgründen auf der Treppe sitzen mussten.

Rupps Wirken verdeutlichte beispielweise auch Doris Göb, Berufspraktikantin der ersten Stunde, die ihre Berufskarriere als Erzieherin in der OBA gestartet und den Chef damals noch respektvoll mit "Sie" angesprochen hatte. Erst sehr viel später seien beide zum vertraulichen "Du" übergegangen. Es sei seinerzeit eine "sehr gute Entscheidung" gewesen, zur OBA gegangen zu sein, sagte sie.
Im zweiten Teil des Empfangs, artistisch umrahmt von den Ball- und Kegeljongleuren Silke und Matthias Ebert alias "Firlefanz", verpackten Elke Krug (Geschäftsleiterin), Reinhold Stiller (Leitung Sozialpädagogik) und Uwe Klein (sein Stellvertreter) die Begrüßung in eine Auflistung des großen Netzwerkes, in dem die OBA verwoben ist. So ganz nebenbei erfanden sie dabei eine sehr angenehme neue Form der Gästebegrüßung.
In einem 15-minütigen Film hatte Andrea Huth liebevoll einige der ungezählten Aktivitäten aus der vorgestellt, wobei ihr naturgemäß nicht viel anderes übrig blieb als an Oberfläche der enormen Angebotsfülle zu kratzen. Nach gut einer Stunde blieb noch genügend Zeit für Gespräche und geselliges Beisammensein, wobei dort mit Sicherheit auch die ein oder andere neue Idee für eine in Schweinfurt mehr als nur gelungene Inklusion geboren sein dürfte.