Die Zahlen, die am Freitag auf dem Parkplatz des ZF-Werks Nord präsentiert worden sind, klingen nach Superlativen: 7700 Photovoltaikmodule sind verbaut worden, die von 240 Pfahlstützen getragen werden. 2,6 Millionen Kilowattstunden Strom sollen sie in der Endausbaustufe pro Jahr liefern. Damit vermeidet die Anlage das Zweieinhalbfache an Kohlendioxid, das der Hambacher Forst absorbiert. In Zahlen: 1200 Tonnen. Letzteren Vergleich zog Mario Münch vom gleichnamigen Unternehmen aus der Nähe von Kulmbach, das die Anlage aufgestellt hat. Weitere Partner von ZF sind der Energieversorger N-ergie aus Nürnberg und die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge.
"Größte Carport-Photovoltaikanlage"
Derzeit ist etwa die Hälfte der 1000 Stellplätze umfassenden Fläche überbaut, der zweite Abschnitt soll im November fertig sein und in Betrieb gehen. Dann, so ZF, befinde sich dort eine der größten Carport-Photovoltaikanlagen Deutschlands auf 14 000 Quadratmetern. Als einen wichtigen Schritt zum Unternehmensziel, bis 2040 klimaneutral zu sein, bezeichnete ZF-Standortleiter Hans-Jürgen Schneider das Projekt, das mit dem Parkplatz Nord eigentlich nur den Anfang bildet. Schneiders Ziel ist es, möglichst alle Stellflächen mit Solarzellen zu überbauen. Wenn man über Klimaschutz rede, müsse man auch vor Ort selbst was tun, definierte Schneider eine Vorbildfunktion für das Unternehmen.
Investition von 3,6 Millionen Euro
Betriebswirtschaftlich lohnen sich die investierten 3,6 Millionen Euro ebenso, wie Mario Münch erwähnte. Denn letztlich verschaffe sich ZF einen Wettbewerbsvorteil bei sofortiger Kostenreduzierung für Elektrizität. Einen Nebeneffekt für die Beschäftigten sieht ZF darin, dass durch die Überdachungen die Fahrzeuge im Sommer beschattet werden und im Winter eisfrei bleiben. Zudem sollen bei Projektende 80 Ladesäulen für Elektroautos bereitstehen.
Münch erläuterte plastisch die Dimension der Stromerzeugung: Würde man den gesamten Ertrag in E-Autos einspeisen, könnte man jeden Tag mit ihnen 55 000 Kilometer fahren. Oder anders ausgedrückt: Die Anlage könnte 700 Haushalte mit Strom beliefern. In der Realität will ZF ab Herbst die Stromernte im eigenen Werk verbrauchen. "Dadurch werden unsere Produkte CO2-neutraler", sagte Standortchef Schneider.
Sechs Meter tiefe Fundamente
Den Werdegang des seit fünf Jahren geplanten Energieprojekts erläuterte Roland Gaiser. In über sechs Meter Tiefe sei man gedrungen, um die Fundamente für die Stützpfeiler herzustellen. Dabei sei man auf allerlei Hindernisse gestoßen, die zu überwinden gewesen seien. Denn das Grundstück sei über Jahrzehnte lang mit unterschiedlichen Gebäuden bebaut gewesen, deren Überreste man im Untergrund gefunden habe. Unter anderem auch einen Tunnel. Von den 53 Verdachtsfällen für Blindgänger aus der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg hat sich keiner bewahrheitet. Gaiser hält das neue Gesicht des Platzes auch städtebaulich für gelungen, habe man doch die Historie der denkmalgeschützten Sachs-Werksbauten mit der Moderne verknüpft.
Werbung um Akzeptanz
Für Rainer Kleedörfer von N-ergie ist das Projekt ein Beispiel für die Umbauten des Lebens und des Wirtschaftens, die der Gesellschaft bevorstünden. Dabei müsse der Ausbau der Erneuerbaren Energie an Dynamik zunehmen. Man dürfe allerdings nicht Fehler machen wie bei der Windkraft, deren Akzeptanz in der Bevölkerung binnen Monaten zerronnen sei. Daher plädierte er dafür, verstärkt Gebäude und Freiflächen wie Parkplätze mit Energiegewinnungsanlagen zu bestücken. Für Neubauten sollte dies zur Pflicht werden, so Kleedörfer.
Der Chef der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, Peter Schleich, bezeichnete die Investition von ZF als erfreuliches Bekenntnis des Unternehmens zum Standort Schweinfurt.