Wer sehen will, was man mit emsiger Arbeit und Zusammenhalt alles erreichen kann, muss nur bei den Pferdefreunden Lindenhof in Hambach vorbeischauen, die sich für das anstehende internationale Vielseitigkeitsturnier bestens gewappnet fühlen.
2004 wagten sie sich erstmals an die Veranstaltung eines Vielseitigkeitsturniers. 2011 stieg man zu einem internationalen 2-Sterne-Turnier auf. Heuer darf man sich erstmals mit drei Sternen schmücken – als nur eines von drei Vielseitigkeitsturnieren in ganz Bayern. Eine Aufwertung ist das aber nur formal. Zwischen dem ersten und zweiten Stern wurde vom Verband ein weiterer Stern hinzugefügt. Die Hambacher bewegen sich demnach, nach der Neuordnung der Klassen, im neunten Jahr in Folge in der selben Kategorie. Ein Kraftakt, der nur durch treue regionale Sponsoren und über 100 ehrenamtliche Helfer aus dem Verein und dem Umfeld möglich ist. Vom 15. bis 18. August versammeln sich 205 Reiter aus zehn Ländern und voraussichtlich 3000 bis 4000 Zuschauer auf dem großen Areal des Lindenhofs.
Bis zum Startschuss am Donnerstag muss der letzte Parcour stehen. Aber dafür hat man auf dem Lindenhof mit Sigfried Adler einen echten Experten im Team. Ohne dem gebürtigen Marktredwitzer wäre ein derart hochklassiges Vielseitigkeitsturnier in Hambach schier unmöglich. Turnierleiter Ort sagt dazu auch klipp und klar: "Er hat uns mit nach oben gebracht. Siggi hat ganz neue Ideen und eine andere Linie reingebracht." Mit Adler gelang Ort vor zehn Jahren sozusagen der Königstransfer. "Ich kann mich noch genau erinnern, als mich Gerald (Ort) damals früh um neun Uhr angerufen hat und mir den Auftrag gegeben hat, für die fränkischen Meisterschaften in Hambach den Parcourchef zu machen".
Seitdem baut und bastelt Adler im Grunde das ganze Jahr über, als gäbe es keinen Morgen. "Wir haben uns gegenseitig regelrecht hochgeschaukelt", sagt er mit einem Lachen. Rund 100 Hindernisse hat man mittlerweile zur Verfügung. Jedes einzelne wurde selbstgebaut, unter anderem mit Stammholz, das von der Gemeinde zur Verfügung gestellt wird. Adler ist dabei der Mastermind. Er entwickelt die Sprünge und fertigt Skizzen an. Hinter jedem Hindernis stecken im Schnitt 25 Stunden Arbeit. Würde man die Hindernisse fertig kaufen, würde das pro Stück 400 bis 1000 Euro kosten. Es wäre ein unmöglicher finanzieller Aufwand für die Veranstalter in Hambach. "Wir haben den Ehrgeiz, dass wir uns mit den Sachen, die dann auf der Strecke stehen, auch identifizieren können", beton Adler.
Mit wenige Leuten und geringen Mitteln wird viel bewegt
Die Pferdefreunde Lindenhof haben ein hochwertiges und authentisches Reitevent geschaffen. Wo bei anderen Turnieren selbst für das Deko-Obst an den Hindernissen, vor dem Turnier ein Händler vorgefahren kommt, nehmen die Hambacher wirklich alles selbst in die Hand. "Unser großer Ansporn ist, dass wir mit vergleichsweise wenigen Leuten und geringen Mitteln viel bewegen. Wenn das dann noch alles so erfolgreich verläuft, schweißt uns das im Verein natürlich zusammen," erklärt Gerald Ort, warum man sich all die Mühe bereitet. "Wenn dann wie in den letzten Jahren noch Weltmeister und Olympiasieger bei uns mitreiten wollen, ist das eine großartige Bestätigung für unsere Arbeit."
Mittlerweile wurde man vom FN, der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, sogar angefragt, ob man 2021 noch einen Stern drauflegen möchte. "Wenn alles passt, wären wir nicht abgeneigt," sagt Ort, allerdings noch etwas mit Vorsicht: "Dazu müssen erst einmal die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Vor allem finanziell sind wir da auf die Unterstützung von Sponsoren angewiesen, um die Qualität auf vier Sterne anzuheben." Aber eigentlich sind die fleißigen Hambacher beim Griff nach den Sternen noch nie aufzuhalten gewesen.
Nun gilt es aber erst einmal in den kommenden vier Tagen die verdiente Ernte der harten Arbeit aus einem Jahr Vorbereitung einzufahren und zusammen mit den Zuschauern und den Reitern ein schönes Turnier zu erleben.