Er sei „ausgerechnet in Würzburg geboren“ und deshalb nennt sich Dieter Schorn als bekennender „Schnüdel“ eben „von Beruf Schweinfurter“. Der Pfarrer lacht dabei beim Gespräch kurz vor seinem 80. Geburtstag herzlich, den er am 27. April feiert.
Vater Heinrich wird Pfarrer in Lohr bei Rothenburg ob der Tauber, wo Dieter aufwächst. 1942 wird der Vater nach St. Johannis Schweinfurt versetzt, die Familie folgt 1943, „rechtzeitig zum ersten Bombenangriff“, sagt er und meint den 17. August 1943. Die vierte Klasse beendet Schorn in der Steinwegschule bei Rektor Gutermann, dann Gymnasiast am Celtis. Mit seiner Klasse kommt er in ein Lager nach Veitshöchheim. Kurz vor Kriegsende Rückkehr ins Nachkriegs-Schweinfurt, das seine Jugend bestimmt.
Schorn schildert Episoden, eine sei erzählt. Der Vater (1967 gestorben) ist auch für Gustav Adolf zuständig, wo sich ein Kirchenchor bildete, der an Weihnachten 1945 in einem Kriegsgefangenenlager auftritt. Der junge Dieter ist Chormitglied. Der Vater half auch beim sich Wiederfinden von Flüchtlingen, darunter Mutter und Sohn Trunte. Joachim Trunte sollte jahrzehntelang die Orgel in Gustav Adolf spielen.
Für seine Entscheidung, Pfarrer zu werden, erhielt der Jubilar wesentliche Impulse aus der Zeit im evangelischen Jugendwerk. Ein „prägendes Erlebnis“ nennt er das nach dem Abitur (1952) erhaltene Stipendium, das ihm ein Studienjahr am Wittenberg-College im US-Bundesstaat Ohio brachte. Seine da erworbenen Englisch-Kenntnisse bescheren ihm viele weitere Erlebnisse.
Erste Pfarrerstelle in Fürth, dann sieben Jahre Pfarrer der Jugendstrafanstalt Ebrach. 1975 wird ausgerechnet in Gustav Adolf die Pfarrerstelle frei, ein „Akt höherer Gewalt“. Bis 1998 prägt Schorn die Gemeinde, die ihm sehr wichtig war und ist. In der Fürther Zeit heiratet er Doris, eine in Schweinfurt geborene Zimmermann. Man hat zwei Kinder und seine Frau wird in Gustav Adolf die „Seele der Gemeinde“. Schmerzlich ist für ihn ihr Tod 2010.
Schorn ist ein beliebter Pfarrer, er hat „Sonderaufgaben“, unter anderem die Kontaktpflege zu den US-Armeepfarrern. Dank seines perfekten Englisch wird er mehr zufällig Organisator von Treffen ehemaliger Luftwaffenhelfer und Reservisten der US-Luftwaffe, die den verlustreichen Angriff auf Schweinfurt am 14. Oktober 1943 geflogen haben.
Seine Hauptaufgabe sieht er heute darin, die „ungeordneten Erinnerungen und Dokumente aus der Kriegs- und Nachkriegszeit“ sowie seine Gespräche mit den letzten Zeitzeugen aufzuarbeiten. Einige Beiträge etwa in der Mainleite, Vorträge, Führungen zeugen von diesen Bemühungen. Momentan bestimmen die geplante Ausstellung zum Luftkrieg in Schweinfurt und der Abzug der Amerikaner seine Freizeit.
Am Schluss diese Anekdote. Willi Erl, lange Jahre DED-Geschäftsführer Pfarrerkollege Klaus Krug und er bildeten im Celtis eine Laufgruppe. Die sieggewohnten OR-Sportler (heute Humboldt) verzweifelten an dieser 3-Mal-1000-Meter-Staffel. Seinen Ehrentag verbringt Schorn bei seiner Schwester Christel in Hamburg.