Die Freude an der Pestalozzi-Schule in Schweinfurt mit ihren rund 150 Schülern ist groß. Am Donnerstag wurde der Einrichtung der Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" verliehen. Damit ist sie zwar nicht die erste Schule mit dieser Auszeichnung in Schweinfurt, aber das erste Förderzentrum für junge Menschen mit Lernbehinderung in der Stadt mit diesem Titel.
Rollenspiel über Rassismus und Workshop zum Thema Zivilcourage
Die Auszeichnung der Pestalozzi-Schule ist mehr als nur ein Schild neben der Eingangstür, denn Schüler und Pädagogen haben sich dieses Zertifikat mit viel Engagement erarbeitet. Ein von den Schülern gedrehtes Video mit einem Rollenspiel über Rassismus und Ausgrenzung, welches in den Klassen präsentiert wird, war Teil des Projekts. Für die Siebt- bis Neuntklässler wurde ein Workshop zum Thema "Zivilcourage" durchgeführt. Angeleitet und unterstützt von Mitarbeitern des Doku-Zentrums Nürnberg wurde dabei unter anderem die Frage gestellt, was einen Schüler mit dunkler Hautfarbe von den anderen Klassenkameraden unterscheidet. Erst nach geraumer Zeit kamen die Kinder darauf, dass es sich um die Hautfarbe des Jungen handelt, erzählt Lars Raukamp, Pate des Projekts, stolz. Dinge wie "kann der Klassenkamerad gut Fußball spielen oder nicht" , waren den Mitschülern erfreulicherweise wichtiger als die Hautfarbe. Ein Indiz dafür, dass Vielfalt und unterschiedliche Herkunft der Schüler kein Problem sein müssen.
Darüber hinaus werden Workshops für Lehrkräfte angeboten. Doch die Pestalozzi-Schule belässt es nicht bei dem jährlichen Projekt, sie will mehr. In ihrer Monats-Schulversammlung werden künftig "Couragekärtchen" an Schüler verteilt, die sich für ihre Mitschüler eingesetzt haben. Durch die Ehrung vor der gesamten Schülerschaft will man die Kinder ermutigen, Courage zu zeigen.
Mithelfen, damit Rassismus an dieser Schule keinen Platz hat
Auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé betonte, dass man es nicht bei dem erworbenen Schild belassen dürfe, sondern auch weiterhin aktiv daran arbeiten müsse, dass Rassismus an dieser Schule keinen Platz hat.
Das Förderzentrum hebt sich von anderen Titelträgern ab. An der Pestalozzi-Schule werden Kinder mit Lernbehinderung unterrichtet, 55 Prozent davon mit Migrationshintergrund. Doch "obwohl die Kulturen aufeinanderprallen, erleben die Kinder hier keine Ausgrenzung", sagt Heike Bader, die das Projekt an der Schule initiiert hat. Grund für die Teilnahme am Projekt sei das hohe Maß an Courage gewesen, das in der Schule bereits vorher Alltag gewesen sei. "Rassismus hat in der Schule keinen Platz und wenn er auftritt, setzen sich die Schüler dagegen ein", erklärt Bader. Sie berichtet von einem Fünftklässler, der sich vor seine bedrohten Mitschüler gestellt hat, und vom Einschreiten einer Neuntklässlerin gegen Inhalte einer außerschulischen WhatsApp-Gruppe, in der antisemitische Inhalte verbreitet wurden.
Schulleiterin Balandat: "Wir alle sitzen im selben Boot"
Das Geheimrezept der Schule für das respektvolle Miteinander ist einfach: "Wir sitzen alle im selben Boot." Darauf ist Schulleiterin Gisela Balandat besonders stolz. Die Zertifizierungstafel wurde von der Landeskoordinatorin Zehranur Manzak an den Projekt-Paten Lars Raukamp übergeben. Manzak erinnerte an die im Zusammenhang mit der Zertifizierung gemachten Versprechen, die dazu beitragen, dass alle mit einem guten Gefühl zur Schule gehen können.