zurück
SCHWEINFURT
Personalwechsel: Der Spielführer der Stadtwerke
Thomas Kästner ist der Chef der Stadtwerke und damit auch der des Verkehrsbetriebs, der RegioNet GmbH, des Silvana-Bades, der Gas-, Wasser- und Stromversorgung,
Foto: Anand Anders | Thomas Kästner ist der Chef der Stadtwerke und damit auch der des Verkehrsbetriebs, der RegioNet GmbH, des Silvana-Bades, der Gas-, Wasser- und Stromversorgung,
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:18 Uhr

2015 spitzte sich die Situation zu. Mobbing, dieser Vorwurf stand gleich dutzendweise im Raum. Das Betriebsklima bei den Stadtwerken stufte die Personalvertretung als „verheerend schlecht“ ein. – Zwischenzeitlich ist es um die Personalpolitik im Silvana-Freizeitbad oder auch beim Verkehrsbetrieb ruhig, ganz ruhig geworden, weshalb die Redaktion nachgefragt und mit Geschäftsführer Thomas Kästner gesprochen hat.

Ende Juni 2015 hatte der Aufsichtsrat Thomas Stepputat nach nur vier Jahren als Chef der Stadtwerke abberufen. Als einen Grund nannte die Stadt (Alleingesellschafter), dass Stepputat seinen Vertrag über den Mai 2016 hinaus nicht verlängern wollte. Die Stadt selbst beendete die Zusammenarbeit jedoch wegen „erheblicher Kritik“ an dessen Mitarbeiterführung und dessen strategischer Ausrichtung der Stadtwerke (reduzierte Ausgaben für die Versorgungsnetze) noch viel schneller – nämlich sofort.

Die Mischung machts

Im Februar 2016 kam dann als Alleingeschäftsführer der Volljurist Thomas Kästner, der aus über 100 Bewerbern ausgewählt worden war – wegen seiner langjährigen Erfahrungen in der Energiewirtschaft in Unternehmen und Beratungsfirmen. Kästner kam direkt von der Unternehmensberatung Roland berger, davor war der heute 44-Jährige Bereichsleiter eines Energieversorgungsunternehmens sowie bei Ernst & Young, einer Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft angestellt.

„Wir sind gut angekommen“, sagt der Jurist (verheiratet, zwei Kinder), der aus dem Rheingau stammt, der in Mainz, Dijon und Konstanz studiert, in New York und Johannisburg gearbeitet hat und 1998 nach Deutschland zurückkehrte und hier zunächst bei großen Energieversorgern tätig war. Von der freien Stelle in der Unternehmensleitung der Stadtwerke hatte er aus einer Zeitungsanzeige erfahren.

Der Spielführer

Für Schweinfurt sprach: „Interessantes Unternehmen mit Vollsortiment, eine nicht unbekannte Gegend, die gute Mischung aus Industrie und Kultur und die sehr pragmatischen Gespräche, die ich geführt habe“, so Kästner im Gespräch mit der Redaktion.

Kästner sieht sich als „Spielführer“ von über 300 Mitarbeitern, von einer Mannschaft, die mehr als die Summer aller Beschäftigten, die ein Team mit einem gemeinsamen Ziel sei. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt der Spielführer auf Kommunikation – ein Wort, das in dem Gespräch häufig fällt. Deshalb sei er auch nicht ständig im Büro anzutreffen, sondern allenthalben in der Zentrale der Stadtwerke an der Bodelschwingstraße, sowie in den Außenstellen unterwegs.

Verschlankt hat Kästner die Führungsebene und die Anzahl der Stabsstellen, womit Ruhe im Betrieb eingekehrt sei. Ansonsten habe er und wolle er auch künftig nicht alles ändern, sondern in Abstimmung mit dem Betriebsrat an der Strukturverbesserung arbeiten, Klarheit über Abläufe schaffen und seiner „Truppe“ erklären, warum etwas so und nicht anders gemacht werde.

Die Mannschaft feiert

Stolz ist der „Trainer“ auf das Sommerfest 2016: rekordverdächtiger Besuch, gute Stimmung, Catering wurde überredet, länger zu bleiben. Von sich selbst erwartet der Spielführer, dass er jeden Mitarbeiter auf dem für diesen richtigen Posten setzt.

Offen zeigt sich Kästner für Kooperationen, etwa mit anderen Stadtwerken in Franken. Vieles sei gemeinsam leichter zu stemmen. Etliches gestemmt haben die Stadtwerke bereits beim Ausbau und der Sicherheit des Stromnetzes, für Kästner „immens wichtig für einen Wirtschaftsstandort“. Übernommen habe er von seinem Vorgänger ein funktionstüchtiges Netz, doch bei der Energiesicherheit habe er ein „anderes Investitionsverhalten“.

Die Balance zwischen preisgünstig, umweltschonend und sicher, so stuft der Geschäftsführer seine Vorgabe bei der Gasversorgung ein. Punkten will er mit den „Monteuren vor Ort“, welche die Billig- und auch die andere Konkurrenz nicht zu bieten hätten.

Pluspunkt Querverbund

Den Querverbund (Einnahmen bei Strom und Gas decken Defizite beim Stadtbus oder etwa auch beim Schwimmbad) nennt er einen dicken Pluspunkt. Nur mit diesem sei die enge Vertaktung auf den Stadtbuslinien bei den weit und breit günstigsten Tarifen möglich. Gleiches gelte für den modernen Fahrzeugpark.

Bei der Wasserversorgung schreiben die Stadtwerke eine schwarze Null. Die Wassergewinnung aus Uferfiltrat des Mains und dem Wasserschutzgebiet Seelenvater gilt als sicher, was bei anderen fränkischen Unternehmen so nicht der Fall sei, weil deren Flachbrunnen bei sinkendem Grundwasserspiegel versiegen könnten. Schweinfurt könne dagegen über den eigenen Bedarf und somit sogar für den Verkauf fördern.

Umweltfreundliche Fernwärme

Zwischen Plus und Minus schwanken die Jahresabschlüsse bei der Fernwärme aus einem „toll ausgebauten Netz“. Eine weitgehende Festlegung auf die Fernwärme als Heizenergie in dem zukünftigen Stadtteil am Kennedy-Ring (Askren Manor) würde er sehr begrüßen. Keine Sorgen bereitet der (verpachtete) Hafen, der mit Gleis und der Nähe zu den Autobahnen zukunftsfähig sei.

Wachstum erhofft sich Kästner bei der RegioNet (Telekommunikationsdienstleister für Fernsehen, Internet und Telefonie sowie Standortvernetzungen). Bei der Glasfaserverkabelung sei man „ganz vorne mit dabei“.

Mehr Elektrotankstellen

Die Stadtwerke bauen aktuell die Anzahl der Elektrotankstellen aus. In Sachen IT will man sich als Dienstleister – etwa auch für kleinere Stadtwerke – positionieren. Der Windpark bei Hausen wird dagegen keinen Zuwachs bekommen, weil die Förderung zu spärlich die Abstandsregelung zu einschränkend sei.

Beim Silvana-Freizeitbad, für das ein zusätzliches Blockheizkraftwerk vorgesehen ist, streift Thomas Kästner nochmals das Thema Querverbund und fragt: „Ist die Investition in und für die Region nicht sinnvoller als Investitionen der großen Konzerne in Island oder sonst irgendwo in der Welt?“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Gerd Landgraf
Fernwärme
Stadtwerke
Thomas Stepputat
Wirtschaft in Schweinfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top