"Wir starten bei Null", sagt Gerald Pittner, der auf der Delegiertenversammlung der Freien Wähler in der TG Schweinfurt, zum neuen Bezirksvorsitzenden gewählt worden ist. Der frühere Amtsrichter aus Bad Neustadt (58) will als frisch gewählter Landtagsabgeordneter den Schlussstrich unter die "Affäre Felbinger" ziehen.
Die falschen Abrechnungen und "kreativen Buchführungen" des Ex-Abgeordneten und Bezirksvorsitzenden a.D. Günther Felbinger haben dazu geführt, dass bei den Bezirksfinanzen noch einmal akribisch nachgerechnet worden ist, auch in anderen Fällen. "Wieder mehr politische Arbeit leisten", das ist das Ziel des "Neuen", der mit 94 Prozent der Stimmen gewählt worden ist: Von 34 Stimmberechtigen der "Bezirksvereinigung" stimmten 31 für Pittner, bei einer Enthaltung, beim "Bezirksverband" waren es 61 von 66 Wählern. Die Doppelstruktur stammt noch aus den 1990ern, als die Freien zum Sprung aus der Gemeinde- in die Landespolitik angetreten waren. Nun gehe es darum, Strukturen für die Kommunalwahlen 2020 aufzubauen, so Pittner, bislang Vizevorsitzender.
Der bisherige Schatzmeister Edgar Klüpfel sprach ebenfalls vom "Neustart", die Finanzen seien in Ordnung. Der scheidende Bezirksvorsitzende und jetzige Miltenberger Bezirksrat Thomas Zöller, der in zweieinhalb Jahren Amtszeit "viel aufzuarbeiten" hatte, freute sich über den Rückenwind bei den Bayernwahlen 2018. Unterfranken stellt mit Pittner und Anna Stolz zwei FW-Abgeordnete im Maximilianeum.
Die frühere Arnsteiner Bürgermeisterin und jetzige Kultus-Staatssekretärin wurde in Abwesenheit zur Vize-Bezirksvorsitzenden gewählt. Zu den gleichberechtigten Stellvertretern zählen außerdem Kitzingens Landrätin Tamara Bischof, Alois Fischer (Unterpleichfeld) sowie Dennis Neßwald (Kleinostheim). Tobias Keßler gehört als Bezirksvorsitzender der Jungen Freien Wähler qua Amt zum Vorstand. Neuer Schatzmeister ist Bürgermeister Matthias Bäuerlein aus Rauhenebrach, Schriftführer sind Robert Starosta und Cengiz Zarbo.
Bezirksgeschäftsführer Albrecht Walther verwies auf die neue Regierungsverantwortung: mit drei Ministern, sowie jeweils zwei Staatssekretären und -beauftragten (deren Zahl noch vor kurzem für FW-Kritik gesorgt hatte). Die Freien seien nun auch im Bundesrat vertreten. Pittner warnte zugleich vor überzogenen Erwartungen: "Die CSU ist dreimal so stark wie wir". Entsprechend der Größenverhältnisse habe man Kompromisse eingehen müssen, das eigene "Drittel" umzusetzen müsse aber der Anspruch sein. Gegenüber der Redaktion sprach sich Pittner für eine Stärkung der Kommunen im ländlichen Raum aus. Es brauche Digitalisierung und "5G an jeder Milchkanne", Einkaufsmöglichkeiten, ärztliche Versorgung, Schulen, Gastronomie.
Zum Ehrenmitglied ernannt wurde Armin Grein (79). Der Martheidenfelder ist Vorgänger von Landes- und Bundeschef Hubert Aiwanger und gilt als ein Gründungsvater der Freien Wähler.
Als Beisitzer in die erweiterte Bezirksvorstandschaft gewählt wurden Ex-MdL Hans Jürgen Fahn (Stadt Aschaffenburg), Armin Feeß (Kreis Aschaffenburg), Matthias Kleren (Bad Kissingen), Sabine Weinbeer (Kreis Haßberge), Ulrich Falk (Kitzingen), Peter Utsch (Main-Spessart), Alexandra Fries (Kreis Miltenberg), Klemens Damm (Rhön-Grabfeld), Josef Hofmann (Würzburg-Stadt), Thomas Rützel (Würzburg-Kreis), Stefan Labus (Schweinfurt-Stadt) und Irmgard Krammer (Schweinfurt-Land). Thomas Zöller und Thomas Schiebel sind als Kreisräte beratende Mitglieder.