Der Vorhang ist gefallen, die Requisiten wieder verpackt. Doch die „Pension Schöller“ lebt weiter. In der Erinnerung des begeisterten Publikums und in der Erinnerung der 14 Amateurschauspieler. Die Gerolzhöfer haben ihren Beruf gegen die Bühne getauscht. Bei Sachertorte und Kaffee ließen sie die anstrengende aber unvergessliche Zeit Revue passieren.
Es ist wieder einer dieser Dienstagabende, die dann doch immer bis nach Mitternacht dauern. In den letzten neun Monaten waren sie fürs Theaterspielen reserviert. Diesmal ist es aber ein Besonderer, nämlich der Letzte. Nach sechs erfolgreichen Vorstellungen der „Pension Schöller“ trifft sich das Ensemble des Kleinen Stadttheaters Gerolzhofen mit dieser Besetzung zum letzten Mal.
Die Amateurschauspieler, wie Regisseurin Silvia Kirchhof ihr Schützlinge liebevoll nennt, liegen sich in den Armen. Das Publikum war begeistert, die Aufführungen sind gut über die Bühne gegangen. „Wir waren sehr erstaunt wie viele Gerolzhöfer uns auch Tage nach der Vorstellung auf der Straße angesprochen haben und sich für einen tollen Abend bedankt haben“, beschreiben die Schauspieler die Nachwirkungen ihres Stücks.
Regisseurin Silvia Kirchhof
Für die Pension Schöller gaben die 14 Hobbyschauspieler alles. „Die Prioritäten haben sich einfach verändert“, da sind sie sich einig. So wurde der Beruf in den letzten Tagen vor den Aufführungen auch schon mal als 400-Euro-Job wahrgenommen.
In der langen Zeit hat sich natürlich auch das Verhältnis zwischen den Akteuren verändert. Familie auf Zeit nennen sie sich mittlerweile. Das Ensemble ist aber nicht nur als Gruppe zusammengewachsen, sondern auch persönlich gereift. „Wir haben neue Talente an uns entdeckt und vor allem durch die Zusammenarbeit mit den zwei Profischauspielern konnten wir viel lernen“, können sie alle von sich sagen.
Auch die Regisseurin Silvia Kirchhof hat das beobachtet: „Alle haben riesige Schritte gemacht und sich als Schauspieler toll weiterentwickelt.“ Sie ist glücklich, dass alles so gut geklappt hat. „Der Applaus und das Lachen hat gezeigt, dass sich die Mühen gelohnt haben.“ Der Erfolg ist, ihrer Meinung nach, auch ein Beweis dafür, dass Gerolzhofen so etwas verträgt. Deshalb sind auch schon zwei weitere Stücke für nächstes Jahr geplant. Nathan der Weise und der Brandner Kaspar. „Besonders wichtig ist mir die Mischung: ein ernstes und ein lustiges Stück“, betont Kirchhof.
Nicht jeder der Pension Schöller mitgespielt hat bleibt beim Kleinen Stadttheater Gerolzhofen. Vor allem an der Zeit mangelt es bei einigen. „Es ist auch schwierig immer ein Stück zu finden, bei dem so viele Rollen zu besetzten sind“, fügt die Regisseurin hinzu.
Ihr großer Traum wäre ein festes Ensemble, aus dem dann die passenden Charaktere für die jeweilige Rolle gewählt werden könnten. Für die nächsten Stücke sucht sie wieder Schauspieler. Wer also auch einmal Theaterluft schnuppern möchte kann sich ab sofort bei Silvia Kirchhof bewerben.
Weitere Informationen können der Webseite des „Kleinen Stadttheaters Gerolzhofen“ www.kleines-stadttheater.de entnommen werden. Die Schauspieler der Pension Schöller haben ihre Entscheidung auf jeden Fall nicht bereut. „Das war eine ganz besondere Zeit und es fällt schwer davon Abschied zunehmen“, bedauern die 14 Gerolzhöfer ein wenig.
Was bleibt, ist die Erinnerung.