Der spanische Ausdruck "Paso Libre" steht irgendwie für freie Fahrt, für freien Durchgang, für etwas, das keine Grenzen kennt – auch wenn es um den Spaß an einer Sache geht. "Paso Libre" ist auch eine Tanz- und Show-Gruppe, die sich auf Salsa und Bachata spezialisiert hat. Eine junge Truppe, die als Abteilung des Geldersheimer Faschingsvereins "Biegenbacher 11" angefangen hat, die das auch bleiben will, aber mehr und mehr auch eigene Events auf die Beine stellt und auf die Bühne bringt.
Zweimal in der Woche probt das runde Dutzend junger Leute und begeisterter Tänzerinnen und Tänzer in historischem Gemäuer. Im Raum über dem Torbogen, durch den man gehen muss, wenn man den Geldersheimer Kirchhof erreichen will, werden Schritte und Figuren geübt, wird über neue Choreografien nachgedacht, berichtet Trainerin Laura Kemmer. Neben der Nähe zur "Biegenbacher 11" ist die Wahl für Geldersheim dabei eher zufällig, denn die seit zwei Jahren bestehende Tanz-Formation hat mit Co-Trainer Michael Neeb eigentlich nur einen echten Geldersheimer an Bord, "aber es dürfen ruhig mehr werden", ergänzt Laura Kemmer, die in ihrer Trainingsarbeit auch von Ana-Lena Vorndran unterstützt wird.
Appetit auf Salsa, Bachata, Merengue, Kizomba und all die anderen feurigen Tänze, deren Rhythmen auch bei den Zuschauern die Füße nicht mehr stillstehen lassen, machte "Paso Libre" am Samstag bei einer Latin-Party auf dem Geldersheimer Marktplatz. Wo sonst die Planpaare bei der Galderschummer Kerwa ihre Runden drehen und der traditionelle Hammeltanz gezeigt wird, nun also einen Nachmittag lang Salsa und Samba.
Jawohl, auch Samba, denn sozusagen zur Verstärkung hatte sich "Paso Libre" die Sambatruppe "Ritmo Candela" eingeladen, die mit ihren feurigen Trommeln das Publikum auf ihre Art und Weise rhythmisch vorglühte. Das Experiment ist geglückt, die Geldersheimer kamen reichlich, um sich bei Speis und Trank und gemütlichem Zusammensitzen in die Welt dieser Rhythmus- und körperbetonten Tänze einführen zu lassen. Besonders nah kommen sich die Tänzer zum Beispiel beim "Bachata", einem Tanz für Verliebte. Stefan Zink und Lydia Bartels zeigten, dass diese aus der Dominikanischen Republik stammende Musikrichtung und der dazugehörige Tanz nicht nur unter der Tropensonne beeindrucken und anstecken.
Wobei "anstecken" ein gutes Stichwort für den Nachmittag und für den weiteren Verlauf des Abends war. Denn genau dies wollte "Paso Libre" sozusagen nach dem "Warm up" auf dem "Plua" erreichen. Ab 19 Uhr wurde das Pflaster durch den Tanzboden im benachbarten Saal des "Fränkischen Hof" ersetzt und ein Tanzkurs für Einsteiger angeboten, der eine knappe Stunde später in einen Tanzkurs für Fortgeschrittene mündete. Tanzparty, Show-Act und erstes Ausprobieren der eben bei den Tanzkursen gelernten Schritte prägten den Verlauf des weiteren Abends oder kürzer ausgedrückt – es wurde nach Herzenslust geschwoft.
Die Salsa ist ein moderner Gesellschaftstanz aus Lateinamerika, der paarweise oder in der Gruppe getanzt wird, weiß Wikipedia. Was hinter dieser relativ nüchternen Formulierung steckt ist eine aufregende Mischung aus afrokaribischen und europäischen Tanzstilen. Seit den 1980er-Jahren hat Salsa auch in Deutschland so richtig Fuß gefasst. Vor allem in Ballungszentren haben die Angebote Salsa zu Tanzen enorm zugenommen. "Paso Libre" haben aber vom Line-Dance über die Rueda (kubanischer Rundtanz) bis zur Tanz-Akrobatik so einiges drauf. Alle kommen vom Tanz, haben schon in verschiedenen Formationen mitgemacht und sind nun angetreten, um nicht nur selber Spaß am Tanzen zu haben, sondern den auch bei möglichst vielen Menschen mit Rhythmus im Blut zu verbreiten.