Eine Goldgrube waren die Parkhäuser und Tiefgaragen für die Stadt noch nie, aber sie haben sich gerechnet. Für 2016 fürchtet das Rathaus – durch steigende Betriebskosten – nun erstmals ein negatives Ergebnis.
Die Reaktion ist logisch: Preiserhöhung. Die soll es zunächst allerdings nur für die Tiefgarage Graben geben, wo eine Stunde Autoabstellen sehr günstige 50 Cent kostet.
Dort wird der Autofahrer alsbald einen Euro berappen müssen, wie das in den anderen Parkhäusern unter Stadtflagge schon der Fall ist. Ob es weitere Anpassungen gibt, hängt von der Diskussion im Bau- und Umweltausschuss (10. Dezember) ab, dem das Thema bei den am Dienstagabend zu Ende gegangenen Haushaltberatungen „übertragen“ wurde.
Die letzte Erhöhung bei den Parkgebühren gab es vor 15 Jahren
Die „moderate Anhebung“ hatte Finanzreferentin Anna Barbara Keck angeregt. Seit 15 Jahren seien die Parkgebühren nicht mehr „angepasst“ worden, es sei also an der Zeit. Dass ohnehin schon „Bewegung bei den Parkgebühren ist“, zeigte Wirtschaftsförderer Hans Schnabel an mehreren Beispielen auf.
Keine drei Monate nach der Übergabe des Parkhauses Rückert-Center an die Vinci-Gruppe Ende September 2010 (640 Stellplätze) haben die Betreiber den Preis von damals auch 50 Cent auf einen Euro erhöht – ohne großartige Auswirkungen.
Die Galeria Kaufhof verlangt mittlerweile 2 Euro die Park-Stunde. Dort bekommt der Kunde den Betrag bei einem Einkauf freilich „ersetzt“.
Die Renner sind die Tiefgaragen unterm Museum Schäfer und Wichtermann-Platz
In der Regie der Stadt laufen vier Tiefgaragen: Museum Georg Schäfer mit 241 Stellplätzen (davon 101 Dauerparker), Georg-Wichtermann-Platz mit 170 (0), Graben mit 141 (48) und Kunsthalle mit 470 Parkangeboten (241 Dauerparker). Die Tiefgaragen unter dem Wichtermann-Platz und dem Museum Schäfer sind die Renner und dementsprechend auch die Geldbringer mit 393 000 beziehungsweise 360 000 Euro Einnahmen im Jahr 2015. Mit ihnen verdient die Stadt pro Einfahrt 1,73 und 1,58 Euro.
Bei der zum Erstaunen der Stadt noch (zu) wenig frequentierten Kunsthalle liegt der „Erlös“ pro Einfahrt deshalb bei nur 1,30 Euro, beim Graben – wegen des niedrigen Preises – bei lediglich 1,18 Euro.
In der Tiefgarage am Graben wird wegen des günstigen Preises am längsten geparkt
Die Tiefgarage am Luther-Platz ist zwar meistens voll, die Rechnung zeigt aber, dass auch der Autofahrer rechnet: Im Graben wird im Schnitt zweieinhalb Stunden geparkt, in den anderen Tiefgaragen 90 Minuten.
Mit der geplanten Erhöhung wird sich das ändern, der eine oder andere Autofahrer auch wegbleiben, dennoch rechnet die Stadt mit einer Mehreinnahme von rund 75 000 Euro. 2015 wird man am Graben lediglich 134 000 Euro eingenommen haben.
Bei der Kunsthalle hat die Stadt vielfach reagiert. Die Hälfte der Tiefgaragen-Parkplätze ist mittlerweile fest vermietet (für garantierte 75 Euro im Monat). Außerdem sind die oberirdischen Plätze auf dem „Messeplatz“ seit kurzem Kurzparkplätze mit nur noch einer Stunde Maximal-Parkzeit. Das Druckmittel scheint zu greifen, die Einfahrten nehmen zu – allem Ärger vieler Autofahrer zum Trotz.
Stadtrat Joachim Schmidl (SPD) und Oberbürgermeister Sebastian Remelé berichteten jedenfalls von Beschimpfungen. Der OB verteidigte aber die Maßnahmen, weil sie dem „wunderschönen Parkangebot“ einen „Schub geben“ und außerdem das vier- und fünfmalige Umkreisen des Messeplatzes eindämmten.
Der Ruf nach einem Ausbau von Park und Ride wird wieder laut
Das erwartete Defizit bei den Parkgebühren nannte der SPD-Fraktionsführer hausgemacht und habe zuvorderst mit der Abgabe des Parkhauses Marienbach an die Vinci-Gruppe zu tun. Schmidl erinnerte, dass die SPD sich damals dagegen ausgesprochen habe.
Frank Firsching (Die Linke) und Thomas Schmitt (Grüne) sahen in insgesamt höheren Parkgebühren „den Öffentlichen Nahverkehr gestärkt“. Einhergehen müsse damit aber auch ein attraktives Park- und Ride-Angebot, konstatierte Schmitt. „Das haben wir mehrfach versucht, ist aber schiefgegangen“, stellte dazu der OB fest.
Am 10. Dezember tagt der Bau- und Umweltausschuss zum Thema Parkgebühren. Präsentiert wird dabei auch das lange erwartete Gutachten zum Parken rund um das Leopoldina.
Dabei dürften auch über die Zukunft des marode Leo-Parkhaus informiert werden. Zur Info: In Schweinfurt gibt es 2054 privat betriebene Parkplätze (Stadtgalerie/1250, Galeria Kaufhof/164 und Marienbach/640). Die Stadt verfügt in Tiefgaragen über 1022, nicht mitgerechnet ist das Leo-Parkhaus.