Ich habe mich manches Mal gefragt, ob es für Journalisten ein spezielles Berufsrisiko gibt. Abgesehen von brennenden Augen, die Folge der Schummerbeleuchtung in vielen historischen Ratssälen sein können, ist mir nicht viel eingefallen. Bis ein Kollege zum Spatenstich für die neue Ochsenfurter Polizeiinspektion ging.

Dort kniete die Riege der eifrigen Pressevertreter im Staub, um just den Augenblick fotografisch festzuhalten, in dem die versammelte Prominenz die Spaten in die Erde stach und den Aushub zum Zwecke einer dynamischen Bildanmutung hoch in die Luft warf.

Man konnte von Glück sagen, dass die mit faustgroßen Gesteinsbrocken durchsetzte Erde weder die Fotoapparate noch die sie bedienenden Reporter traf. Arbeitsunfähig durch Steinschlag – was unser Chef wohl dazu gesagt hätte?

Am Rande der Veranstaltung erfuhr der Kollege, dass sich die Verantwortlichen über die Beschaffenheit der Erde im Vorfeld durchaus Gedanken gemacht hatten. Man hatte ursprünglich wohl tatsächlich vorgehabt, die Erde zu sieben, dann aber doch darauf verzichtet. Und noch so manch anderes Problem war vor dem anstehenden Spatenstich anscheinend auch erörtert worden.

Zum Beispiel die an den Spaten angebrachten Bändchen. Hier hatte die Frage der Farbgebung für Turbulenzen gesorgt. Denn zunächst, so hat man dem Kollegen glaubhaft versichert, waren die Bändchen weiß-blau gewesen.

Was natürlich bei einem Spatenstich in fränkische Erde ein unerhörter Affront gewesen wäre. Flugs tauschte man also die bayerischen Bändchen gegen fränkische in weiß-rot aus.

Damit steht zumindest fest, dass ein Übermaß an oberbayerischer Einflussnahme nicht zu den Berufsrisiken eines unterfränkischen Lokalreporters zählt. Euer Gerolzhöfer Moisle