Ohne Werbung kann man heutzutage im Geschäftsleben kaum noch bestehen. Ein guter Werbeslogan sollte einprägsam sein, vielleicht leicht ironisch, auf jeden Fall aber einen Wiedererkennungseffekt haben.
Tausende Mitarbeiter in den Marketing-Agenturen dieser Republik hirnen Tag für Tag über neue Sprüche und Slogans, die alles Vorhergehende möglichst in den Schatten stellen sollen. Sie sollten zur Inspiration mal einen Blick nach Gerolzhofen riskieren. Denn dort wirbt eine Metzgerei passend zur sommerlichen Grillzeit jetzt mit „aufgespießten Spießen“.
Jeder Marketingexperte muss ehrfurchtsvoll vor diesem Plakat niederknien, gehört dieser Spruch doch in die Oberliga der Stilistik und Rhetorik. Aufgespießte Spieße sind ein klassisches Beispiel einer Tautologie, bei der mit einer semantischen Redundanz gearbeitet wird. Quasi ein Pleonasmus des Metzgerhandwerks.
Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs der Metzger-Werbung haben inzwischen andere Branchen in der Stadt nachgezogen. Der Baumarkt umwirbt die Heimwerker nun mit gelacktem Lack, geschraubten Schrauben und genagelten Nägeln. Im Sonderangebot gibt es momentan gefärbte Farben und geflieste Fliesen. Und in der Gartenabteilung warten gemähte Rasenmäher und geschlauchte Gartenschläuche auf Kunden.
Die hiesigen Gärtner und Floristikfachgeschäfte sind ebenfalls auf den Zug aufgesprungen. Sie werben nun mit geblümten Blümchen und bereits gepflanzten Pflanzen. Die Fotografin hat ihr Sortiment um bebilderte Bilder erweitert und im Spielwarengeschäft gibt es gewürfelte Würfel für den großen Spielespaß. Selbst das örtliche Krankenhaus hat den Effekt der Werbung erkannt und setzt bei der Versorgung von Unfallopfern aus Marketinggründen jetzt nur noch gespritzte Spritzen und gegipsten Gips ein.
Und jüngst wurde nun auch noch gemeldet, dass die beiden Kirchengemeinden angekündigt haben, angesichts der um sich greifenden begeisternden Begeisterung am kommenden Sonntag den Gläubigen einen gesegneten Segen zu spenden.
Euer Gerolzhöfer Moisle