Mindestens 800 Jahre alt wird Werneck im Jahr 2023, wie gleich zwei Urkunden von 1223, dem Jahr der Ersterwähnung, belegen. Der sich über das ganze Jahr erstreckende Reigen an Veranstaltungen und Aktionen, mit dem Werneck sein Ortsjubiläum feiert, ist bereits in vollem Gange.
Jetzt stand ein feierlicher Festkommers auf dem Programm, zu dem die Vorsitzende des federführenden Organisationsteams, Edeltraud Baumgartl, zahlreiche geladene Gäste und viele Bürgerinnen und Bürger in der Aula der Balthasar-Neumann-Mittelschule begrüßen konnte.
Es sollte vor allem dank trefflicher Vorträge ein im besten Sinne lehr- und inhaltsreicher Abend werden, wie Landrat Florian Töpper in seinem Grußwort feststellte. Die Hauptrolle spielte die druckfrische Chronik zur Geschichte Werneck, die Bernd Göbel vorstellte. Fünf Jahre arbeitete der Vorsitzende des Historischen Vereins Werneck als Hauptautor intensiv an der Erstellung der in sechs Epochen gegliederten Chronik. Hervor hob er Ludwig Schmitt aus Mühlhausen, dessen intensive Archivarbeit insbesondere zum 17. Jahrhundert eine große Unterstützung war.
Vor dem Hintergrund von oft sehr dramatischen Ereignissen dokumentiere die Chronik vor allem die Lage der Bevölkerung, speziell der Wernecker Bevölkerung, sagte Göbel. Appetit auf die Beschäftigung mit der 600-seitigen Chronik sollten einige ausgewählte Episoden machen, wie ein Mahnbrief von 1740, bei dem es unter anderem um Glücksspiel und nächtliche Belästigung in Wernecks Gassen durch böse Buben ging. Dem Bürgermeister und den Vertretern der Schulen überreichte Göbel jeweils ein gedrucktes Exemplar der Chronik sowie eine digitale Ausführung auf USB-Stick.
Zentrale Frage der Geschichtsschreibung: Das Quellenproblem
Einen geschliffenen Festvortrag hielt der in Werneck geborene Stefan Menz, seines Zeichens Vorsitzender des Historischen Vereins Heidenfeld und ehemals Schüler von Bernd Göbel. Ausgehend von einem denkwürdigen Schullandheimaufenthalt führte Menz die Zuhörer über Friedrich Schiller, der im Brotberuf ja Geschichtsprofessor war, zu einer zentralen Frage der Geschichtsschreibung, nämlich dem Quellenproblem.
Deutlich machen wollte Menz mit seinem Exkurs, dass erst der kritisch erarbeitete Quellennachweis die Historie zu einer empirischen Wissenschaft machte. Das führte ihn zum großen Verdienst des Historischen Verein Werneck, nämlich dessen unermüdliche Quellenarbeit, die die "hervorragende Chronik" zur Geschichte Wernecks erst möglich machte. Eine anstrengende Kärrnerarbeit, die gemacht werde, weil "uns unsere Heimatgeschichte wichtig ist", sagte Menz.
Er nannte die Chronik ein wertvolles Geschenk für Werneck und alle Bürger, weil sich dort alle Epochen der großen Landesgeschichte in der kleinen lokalen Geschichte wiederfinden. Möglich ist aus Menz' Sicht, dass die Chronik und der Einblick in die Vergangenheit einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass "wir auch selbst Geschichte schreiben, indem wir uns für eine lebenswerte Gesellschaft einsetzen".
Als einen hervorragenden Anlass für einen Brückenschlag zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, bezeichnete Edeltraud Baumgartl das Ortsjubiläum. Geplant worden sei ein vielfältiger und nachhaltiger Festreigen, der vielen in Erinnerung bleiben und der Wernecks Identität, seine Traditionen und seine Zukunft widerspiegeln soll. Dazu zählen zum einen die hervorragende Aufarbeitung der Wernecker Geschichte und die Chronik.
Schautafeln an verschiedenen Plätzen in Werneck
Nachhaltig weil bleibend, nannte sie auch die Schautafeln an verschiedenen Plätzen in Werneck, die als Fenster in die Vergangenheit in Wort und Bild auf die reiche Geschichte des Ortes aufmerksam machen. Folgen sollen in Werneck noch erklärende Zusatzschilder bei historischen Straßennamen. Außerdem hat die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge eine Silber-Gedenkmedaille aufgelegt, die in unterschiedlicher Ausprägung erhältlich ist.
Zum "echten Festjahr" 2023 gehören auch die großen Vereinsjubiläen der Feuerwehr, des Gartenbauvereins und der Eigenheimervereinigung, sagte Baumgartl. Ein Highlight werde das gemeinsam geplante Festwochenende im Juli mit Schlossparkfest, einem Konzert der Bläserphilharmonie und dem nach elf Jahren wiederbelebten Schlossparklauf sein.
Es sei wichtig, dass Menschen sich mit Heimatgeschichte befassen, stellte Landrat Florian Töpper mit Blick auf die Historischen Vereine im Landkreis fest. 2023 bleibe auch dank des Organisationsteams ein Meilenstein in der Geschichte Wernecks. Das Jubiläum werde nachwirken und das Erarbeitete fortgetragen, war sich Töpper sicher. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von den Musikerinnen des Saxophonquartett der Bläserphilharmonie Werneck.