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Niederwerrn
Orte mit Aufenthaltswert: Die Gemeinde Niederwerrn will ihre beiden Friedhöfe "neu denken" und gestalten
Neu befestigte Wege, aber keine Parkanlage: Der Friedhof in Oberwerrn.
Foto: Uwe Eichler | Neu befestigte Wege, aber keine Parkanlage: Der Friedhof in Oberwerrn.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 18.04.2024 02:45 Uhr

Nichts ist für die Ewigkeit, nicht einmal die Sepulkralkultur, die sich um Tod, Bestattung und Friedhöfe dreht. Um die Zukunft der beiden Friedhöfe in Ober- und Niederwerrn ging es auf einer Sonderbürgerversammlung. Rund 65 Interessierte trafen sich im Niederwerrner Gemeindezentrum, eine Mehrheit soll dabei sogar aus dem Nachbarort gestammt haben. "Friedhöfe können mehr, denken wir sie neu – für die Trauernden": So hatte Bürgermeisterin Bettina Bärmann ihren Bildvortrag überschrieben.

Die Friedhöfe sollen Orte werden, die Aufenthaltswert für die Lebenden haben. Das klassische Erdgrab, als eigenständig gestalteter Trauerort einer ganzen Familie, wird zunehmend rar. Von jeweils 81 Beisetzungen im Jahr 2022 und 2023 in der Gemeinde waren 62 bzw. 60 Feuerbestattungen. Rasen- und Urnengräber sollen dem Umstand Rechnung tragen, dass Hinterbliebene immer seltener ortsnah leben und arbeiten. Damit steigt der Pflegebedarf der Gräber durch die Gemeinde.

Deren Friedhöfe hat der Kommunale Prüfungsverband besucht und die Gebühren neu kalkuliert. Eine Kostendeckung gibt es immer noch nicht, man sei jetzt aber ganz gut aufgestellt, hieß es aus dem Rathaus. Auf beiden Friedhöfen wird es künftige größere Areale für Rasengräber geben. In Oberwerrn sollen, nach Niederwerrner Vorbild, erstmals Möglichkeiten für Baumbestattungen geschaffen werden, mit insgesamt vier Bäumen.

In Niederwerrn soll der Friedhof in Teilen zur Parkanlage werden

Der Niederwerrner Friedhof soll an der Aussegnungshalle als "Parkanlage" gestaltet werden, die bei der Gebührenkalkulation herausgerechnet werden darf. Ebenso besteht Bedarf an weiteren Flächen für Urnen-Sammelbeisetzungen. Der schlichte Zuweg am Haupteingang könnte mit Blumen aufgewertet werden. In Oberwerrn wurden die Wege teilweise neu befestigt. Hier ist das Problem, dass einige angrenzende Gräber bereits unter den Weg abgesunken sind, mit entsprechenden Schäden an den Einfassungen. Zuletzt wurden Höhenunterschiede mit Erde ausgeglichen. Nicht jeder in der Halle sah die Wegbefestigung positiv.

Formal seien die Nutzer für die Gräber zuständig, meinte Bärmann auf Nachfrage von Bettina Häckner, die Gemeinde wolle aber eine gemeinsame Lösung. Langfristig soll es keine neuen Erdgräber mehr geben, damit würde eine komplette, aber auch kostenintensive Neubefestigung des Bereichs möglich. Als Zwischenlösung wären die Maßnahmen ausreichend, sagte die Bürgermeisterin. Ein schwieriges Thema in Oberwerrn sind auch die Grab nahen Hecken, die bis auf Weiteres erhalten bleiben.

Welche neuen Regeln in den Friedhöfen gelten sollen

Dazu kommen einige Neuregelungen auf den Friedhöfen. War früher eine Verlängerung der Grabnutzung in verschiedenen Jahresfristen möglich, sind jetzt einheitliche Fristen fürs Erdgrab (20 Jahre) vorgesehen, ebenso für die Urne (15 Jahre). In der Regel wird dann erst kurz vor Ablauf der Ruhefrist verlängert. Ein Erdgrab kann dabei zum Rasengrab werden.

Viel Raum für Bäume gibt es schon jetzt auf dem Niederwerrner Friedhof.
Foto: Uwe Eichler | Viel Raum für Bäume gibt es schon jetzt auf dem Niederwerrner Friedhof.

Die Gemeinde erhofft sich Planungssicherheit. Der Bestattungsunternehmer ist nicht mehr verbindlich vorgeschrieben. Künftig ist zudem die Reservierung einer Baumbestattung möglich. Kämmerer Andreas Harth rechnete die Zusatzkosten für das Freihalten eines Urnenplatzes neben dem Baum vor: Bis zum 85. Lebensjahr sind dies 2 Prozent der tatsächlichen Grabgebühr jährlich. Ab Sommer wird sich zudem eine eigene Gärtnerin um die Friedhöfe kümmern.

In der Aussprache ging es öfter ins Detail. Ein Dauerthema sind Blumen und Erinnerungsstücke an Urnenwänden, die eigentlich nicht erlaubt sind. Gisela Pötsch ist in Niederwerrn aufgefallen, dass dort oft noch im Sommer Weihnachtsgestecke stehen, trotz der Besonderheit dieser Bestattungsart: "Wenn ich mich dafür entscheide, dann entscheide ich mich dafür": Außerdem wünschte sie sich eine Freilegung des eingewachsenen Tors, auf der Häckselplatzseite. Thomas Wohlfahrt regte Platz sparende Baumbestattungen an "Sackgassenwegen" an.

 
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