Zum 150. Geburtstag des französischen Organisten Louis Victor Jules Vierne gab Kirchenmusikdirektor Reiner Gaar am Tag der Deutschen Einheit in der evangelischen Kirche in Gerolzhofen ein Konzert.
An der Eule Orgel erklangen aus der 1. Symphonie op. 14 von Louis Vierne vier Sätze des Ausnahmemusikers. Zu hören waren das etwas düster anmutende Prélude, ein sehr modern wirkendes Allegro vivace, ein heiteres, vertraut klingenderes Andante und ein intensives, gewaltiges Finale.
Louis Vierne wurde mit einer schweren Sehbehinderung geboren und von seinem Onkel Charles Colin zum Klavierspielen ermuntert, führte Reiner Gaar zu Beginn des Konzerts laut einer Pressemitteilung des Kirchenvorstands der evangelischen Kirche ein.
Das Hören des Orgelspiels von Cesar Frank in der Pariser Kirche Sainte Clotilde im Jahr 1880 war für Vierne ein Schlüsselerlebnis. Er trat daraufhin in das Nationalinstitut für junge Blinde in Paris ein und bekam Klavierunterricht von seinem blinden Lehrer Henri Specht. Jahre später bekam er selbst Unterricht von Cesar Frank. Nach einigen Umwegen wurde Vierne im Mai 1900 Organist an der Kathedrale Notre-Dame. Diese Stelle hatte er bis zu seinem Tode inne. Louis Vierne starb 1937 während eines Orgelkonzerts am Spieltisch seiner Orgel in Notre-Dame an den Folgen eines Hirnschlags.
Als Einstimmung des Orgelkonzerts präsentierte Reiner Gaar zwei ausergewöhnliche Stücke von Johann Sebastian Bach: Das Präludium und die Fuge in C-Dur. Ersteres basiert auf einer schlichten Tonleiter, das zweite spielt mit einem kurzen Thema, das im Laufe der Fuge 50 Mal wiederkehrt. Außerdem erklang ebenfalls von Bach das Choralvorspiel zum Kirchenlied „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“.
Die kleine Zuhörerschar, die coronabedingt mit Abstand im Kirchenraum verteilt saß, spendete laut Beifall und drückte so ihre Freude darüber aus, nach langer Zeit endlich wieder bei einem so gelungenen Konzert in den Räumen der evangelischen Kirche dabei sein zu können.