Für das Konzert zur Fastenzeit in der Heilig-Geist-Kirche hatte Kantor Martin Seiwert ein ausgesprochen interessantes Programm zusammengestellt.
In den Mittelpunkt stellte er „Die sieben Worte Christi“, als Evangelientextvorlage von vielen Komponisten vertont, hier als Oratorium des französischen Komponisten Théodore Dubois (1837-1927) erklingend.
Mit der deutschsprachigen Fassung hatte sich der Heilig-Geist-Chor intensiv beschäftigt, das war deutlich hörbar. Hochdramatisch skandierten die 25 Sänger und Sängerinnen etwa Textstellen des Ersten Worts wie „Sterben soll er, häng ihn auf am Kreuze“. Zu einer eindrucksvollen Demonstration des großen chorischen Potenzials geriet auch das Fünfte Wort mit „Du wolltest den Tempel zerstören“.
Mit den Solisten Traudl Geiß (Sopran), Sebastian Köchig (Tenor) und Rüdiger Krehbiel (Bass) standen dem Dirigenten Martin Seiwert verlässliche und bewährte Kräfte zur Verfügung. Geiß gestaltete mit heller und kräftiger Stimme; besonders schön und berührend ihre Textausdeutung von Mariens Schmerz im Dritten Wort mit den chromatisch fallenden Linien.
Hallige Akustik der Kirche
Rüdiger Krehbiel umhüllte das Publikum mit fülliger, warmer, aber auch leicht dumpfer Stimme. In der halligen Akustik der Heilig-Geist-Kirche wurde dem Hörer das Verstehen der von ihm gesungenen Texte nicht leicht gemacht. Anders Sebastian Köchig: Seine glasklarer Tenor hatte bereits zu Beginn des Konzerts den „Vier ernsten Gesängen“ von Johannes Brahms die gebotene, demütige Eleganz verliehen.
35 Jahre liegen zwischen der Entstehungszeit dieses Brahmsschen Spätwerks und dem bekannten „Deutschen Requiems“, doch immer wieder sind harmonische und melodische Elemente erkennbar, die beide Kompositionen verbinden. Zur Orgelbegleitung widmete sich Köchig gut verfolgbar der Textausdeutung, gestaltete die bittere Komponente des Todes ebenso überzeugend wie „O Tod, wie wohl tust du!“, zeigte hingebungsvolles sängerisches Strahlen beim Thema „Glaube, Liebe, Hoffung“.
Die Werke von Brahms und Dubois verband Matthias Braun durch zwei Choralvorspiele für Orgel von Jeanne Demessieux (1921-68). Die reizvollen und interessanten Kompositionen „Hosanna Filio David“ und „Attende Domine“, ganz unterschiedlich in der musikalischen Aussage, gerieten sehr atmosphärisch.
Orchestrale Durchschlagskraft
Braun hatte auch die Begleitung des Dubois-Oratoriums übernommen. Gemeinsam mit dem Chor ließ Martin Seiwert ihn im Siebenten Wort („Es ist vollbracht!“) bei „Der Vorhang im Tempel zerriss, die Erde erbebte“ einen wahren Sturm an orchestraler Durchschlagskraft entfachen.
Ein sensibel und zurückhaltend interpretierter Schluss sorgte sodann für lange, andachtsvolle Stille im Kirchenraum. Dann jedoch gab es anhaltenden Applaus.