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SCHWEINFURT
Oper: Blechbläser und Varieté
Redaktion
 |  aktualisiert: 30.09.2013 16:36 Uhr

Als wahres Feuerwerk mit Eventcharakter entpuppte sich das Gastspiel des Wiener Blechbläserensembles „Mnozil Brass“ zum Richard-Wagner-Jubiläumsjahr 2013 in Schweinfurt.

„Hojotoho“ schmettert Brünnhilde in der Oper Walküre – auf der Bühne setzen Thomas Gansch, Robert Rother, Roman Rindberger, Leonhard Paul, Gerhard Füßl, Zoltan Kiss und Wilfried Brandstötter diesen Ruf zu Beginn vorsichtig erstaunt, ehrfurchtsvoll und suchend zusammen, bevor sie feierlich erste Beifallsstürme des jugendlich geprägten Publikums entgegennehmen.

Was dann abläuft, ist ein buntes Varieté aus erstklassig dargebotenen Arrangements für und von je drei Trompetern und Posaunisten sowie einer Tuba. Musik, die natürlich die bekanntesten „Hits“ aus allen möglichen Wagner-Opern nutzt, diese aber verschmilzt und koppelt mit ein bisschen Verdi und Puccini hier, ein wenig Last-Waltz-Schostakowitsch dort, mit pathetischem Filmmusiksentiment, Volksmusik und Big Band Sound, Ragtime, Dixie, Jazz und Improvisation, Musicalattitüde und auch, wie hintergründig in diesem thematischen Zusammenhang, jiddischen Klängen.

In all diesen Genres – und sicherlich auch in allen nicht genannten – sind die sieben exzellenten Musiker zu Hause. Und nicht nur auf dem Instrument sind sie bei diesem Spektakel (Regie: Philippe Arlaud) gefordert: Sie schauspielern überzeugend und überzeichnend bis hin zur Groteske, sie können vorzüglich „Vokalensemble“ und sie bilden in der Choreographie von Anne Marie Gros ein hinreißendes Ballett, egal, ob in Musicalmanier, beim Steppen oder bei Klezmer-Tants. All dies gleichzeitig zur virtuosen Handhabung ihrer Instrumente – auch eine gewaltige physische Leistung!

Die Einfälle zur Visualisierung der Wagner-Impressionen sind vielfältig und schillernd: Mal gibt es das Haus auf dem grünen Hügel als Geburtstagstorte, da will sich doch der Arm des Plüschbärchens klammheimlich zum Hitler-Gruß erheben, da tobt eine lustige Kindergeburtstagsparty über die Bühne.

Röhrende Hirsche, Varietépracht im ganzen Saal unter glitzernder Mondkugel, funkelnden Sternen und mit einem Abendstern, der dem Protagonisten wie ein Lebkuchenherz vor dem Bauch baumelt, König Ludwig als Freiheitsstatue, dazu eine Lichtregie (Mariella von Vequel-Westernachs), welche die Bühne in satte Farben taucht.

Vieles ist reiner Klamauk, Traditionalisten und Wagnerpuritaner dürften sich irritiert die Augen gewischt haben. Der Zeitgeist fordert jedoch temporeiche und um jeden Preis witzige Unterhaltung mit vielen Comedy-Elementen. Hoj – war das ein Spaß – oho! Jubel, Ovationen, und eine alleine schon den Besuch werte Zugabenshow riss die Zuschauer gänzlich von den Plätzen.

Elke Tober-Vogt

 
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