
Fünf Jahre lang bot der Historische Arbeitskreis der Gemeinde alljährlich Rundgänge zu historisch interessanten Stätten im Dorf an. In diesem Jahr luden Ewald Vögler und Ruth Volz zum Open Air-Kino auf den Rathausplatz. Gezeigt wurde ein Film, der 1972 vom Amt für ländliche Entwicklung zum Abschluss der Gruppenflurbereinigung Schweinfurt-Süd erstellt worden war. Der Film umfasst den Zeitraum vom Verfahrensbeginn 1965 bis zur staatlichen Prämierung des Flurbereinigungsverfahrens im Oktober 1972.
Das Interesse der Zuschauer war so groß, dass zusätzliche Sitzplätze notwendig waren. Eingangs stellte Ruth Volz nochmals das Buch "Grettstadt-Landwirtschaft im Wandel der Zeit" vor, das auf Initiative von Norbert Kraus entstanden ist. Kraus gab vor Jahren den Anstoß, die Veränderungen aufzuschreiben und Bilder zusammenzutragen. "Ohne Norbert wären wir diese Mammutaufgabe nicht angegangen", resümierte die Referentin und bedankte sich dessen Engagement. Ein Themenbereich im Buch ist der Weinanbau, den sie in einem Kurzvortrag vorstellte. Zu diesem Themenbereich konnten auch einige Gäste Interessantes ergänzen, da sie das Ende des Weinanbaus im Ort miterlebt hatten.
Heute gibt es nur noch zwei Vollerwerbsbetriebe
Ewald Vögler informierte über Hintergründe und die wichtigsten Maßnahmen der Flurbereinigung und stellte die Frage: Hat die Flurbereinigung den Weg in die Zukunft gebaut? Im Jahr 1966 existierten noch 107 landwirtschaftliche Betriebe im Ort. Heute sind es nur noch zwei Vollerwerbsbetriebe.

Vögler erinnerte an wichtige Maßnahmen, wie die Verlegung des Deutschhofes von Schweinfurt nach Grettstadt, ohne die Schweinfurt kein neues Wohngebiet Deutschhof hätte ausweisen können. Bereits Mitte der 1960er Jahre begann die Hospitalstiftung der Stadt Schweinfurt mit dem Ankauf von Ackerflächen bei Grettstadt. Zeitgleich läuft in Grettstadt, Schwebheim, Gochsheim, Sennfeld, Grafenrheinfeld, Röthlein, Heidenfeld, Hirschfeld und Gernach das Gruppen-Flurbereinigungsverfahren Schweinfurt Süd. Das Gut Deutschhof wird in das Verfahren integriert. Im Jahr 1970 verfügt die Hospitalstiftung in der Gemarkung Grettstadt über eine Fläche von 96 Hektar und in Schwebheim über 10,3 Hektar. Ab 1972 entstehen die ersten Wohngebäude am Stadtteil Deutschhof in Schweinfurt. 1973 erfolgte die Umsiedlung des Gutes Deutschhof von Schweinfurt nach Grettstadt. 1977 wird die Nutzung des Gutes in Schweinfurt aufgegeben.

Wegweisend sei auch die Schaffung von Flächen für die beiden Aussiedlerhöfe Oswald Lenhart und Werner Müller gewesen, ebenso wie die Schaffung von Gewerbe- und Industrieflächen, durch die der Bau der Produktionshalle für Meßmer-Tee und des Einkaufszentrums EZB-Bayer im Ort gelang. Neu trassiert wurden damals die beiden Kreisstraßen nach Dürrfeld und Schwebheim mit einer Kurvenabflachung zur B 286. Die Gemeinschafts-Maschinenhallen wurden gebaut, damals eine zwingende Notwendigkeit.
Zahlen und Fakten zur Flurbereinigung
Der Referent ließ einige Zahlen zur Flurbereinigung einfließen: Kostenaufwand 3,9 Millionen D-Mark, die Verlegung von 356 Kilometer Dränage-Rohrleitungen auf Acker- und Wiesenflächen von 400 Hektar, die Herstellung von 25 Kilometer befestigten Wegen und 90 Kilometer erdgebundenen neuen Wegen, 30 Gräben zur Ableitung von Oberflächenwasser in den Unkenbach. Befestigt wurden 22 Kilometer Flur- und Wanderwege, 18.000 Gehölzpflanzen wurden gesetzt.

Als die beiden einzigen Vollerwerbs-Landwirte begrüßte er Simon Schech, der den landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters vor kurzem übernommen hat und Martin Eltschka, den Pächter und Verwalter des Deutschhofs. Er setzt heute auf die Erzeugung von Bio-Saatgut und den Anbau der Felderbse als wichtigen Eiweißlieferanten für die Viehhaltung. Das Gut verfügt über eine eigene Trockenanlage und entsprechende Lagerkapazitäten. Seit 2021 vermarktet Eltschka seine landwirtschaftlichen Produkte als anerkannte Bio-A-Ware.
Mit Einbruch der Dunkelheit begann die 30-minütige Filmvorführung, bei der immer wieder ein Raunen durch das Publikum ging, wenn Personen erkannt wurden. Am Ende erstaunte viele, welcher erstaunliche Wandel sich innerhalb von 50 Jahren vollzogen hat. Vom Arbeiten mit dem Ochsengespann, über die Mechanisierung in der Landwirtschaft mit der Einführung und Weiterentwicklung von Traktoren bis heute.

Bürgermeister Jens Machnow dankte den beiden Referierenden für den interessanten und lehrreichen Sommerabend. Günter Birkner und seine Familie sorgten im Anschluss für das leibliche Wohl der rund einhundert Teilnehmenden. Die Referenten dankten Georg und Rita Lenhard, sowie Wolfgang Münzer, denen die Digitalisierung des VHS-Videos zu verdanken waren und Sigrid Vollant und Joachim Volz die für das technische Equipment sorgten.
