Mit einem Matchbox-Auto fing es an. Das Spielzeug war das Modell eines schwarzen Mercedes 190 SL, "Den wollte ich in echt", erinnert sich Timo Aumüller. Das war der Beginn einer Sammelleidenschaft für Oldtimer, die jetzt schon drei Jahrzehnte anhält und die sich bei weitem nicht nur auf Autos beschränkte.
Sein erstes Gefährt, den 190 SL, Baujahr 1956, besorgte er sich auf dem Oldtimer-Markt. Das Wichtigste für den gelernten Werkzeugmacher ist aber nicht das Kaufen, sondern das Instandsetzen seiner Oldtimer. Obwohl er kein ausgewiesener Automechaniker ist, fing er an, sich in die Technik seines SL einzuarbeiten. "Ich habe mich reingekniet, es ist immer besser gelaufen", beschreibt er die Anfänge. Er bekennt freilich, dass die Autotechnik der 50er Jahre viel einfacher war als die heutige mit der allgegenwärtigen Elektronik, wo ein Laie kaum mehr selbst herumbasteln kann. Bei seinem SL machte er alles selbst bis auf die Leder- und Sattlerarbeiten.
Ein Coupé als Coup
Schon viel besser lief die Restaurierung des zweiten Oldtimers, eines 250 SE Coupé, Baujahr 1966, der zum Coup wurde. Original-Ersatzteile vom Mercedes auch für so alte Typen zu bekommen, ist noch relativ einfach. Der nächste große Coup war dann aber der Kauf eines Wohnwagens von Dethleffs Tourist aus dem Jahr 1954. "Das war der erste Prototyp eines Wohnwagens, davon wird es nicht mehr viele geben", ist Timo Aumüller überzeugt. Der Wohnwagen, den Aumüller in Österreich erstand, besteht aus einer Holzkonstruktion, die mit Aluminiumblech verkleidet ist. Er wog gerade mal 280 Kilo. Da das Gefährt zu großen Teilen aus Holz bestand, sind viele dieser Mobile verrottet, weil sie zu lange im Freien standen. Der Wagen ist auf jeden Fall ein Zeugnis aus den Anfängen der Camping-Kultur.
Aber Aumüller hat nicht nur den Wohnwagen. Als er die Kästchen und Schubladen öffnet, kommen viele Utensilien aus den 50er jahren ans Tageslicht: ein Camping-Rasierer, Waschutensilien, Nähzeug. Bald danach kam ein zweiter Wohnwagen dazu, ein Westfalia 310/14 aus dem Jahr 1956 für zwei Erwachsene und zwei Kinder. Dieser Typ wurde nur in einer ganz geringen Stückzahl gebaut und wog bereits eine Tonne. Das war nur etwas für Leute mit dickem Geldbeutel. "Ein VW-Käfer konnte den nicht ziehen, da brauchte man schon ein starkes Auto", weiß der heutige Eigentümer.
Schon mit Kühlschrank und Heizung
Während der Dethleffs nur eine einfache Ausstattung zum Sitzen und Schlafen, aber auch schon zwei Gaskochplatten hatte, wies der Westfalia-Wohnwagen schon Kühlschrank, Heizung und ebenfalls zwei Kochplatten auf. Auch einen Stauraum und ein Waschbecken gab es schon. Fließendes Wasser holten sich die Bewohner per Fußpumpe aus dem Tank. Dieser Wohnwagen bestand aus einer reinen Stahlkonstruktion. Hier war die Hauptaufgabe bei der Restaurierung, größere Lackschäden herauszuschleifen.
Gerade mit diesen beiden Wohnwägen zog Timo Aumüller fortan bei Oldtimer-Treffen die Aufmerksamkeit auf sich. "Ein altes Auto war schon bald nichts mehr Besonderes, aber mit den Wohnwägen konnte man punkten." Besonders attraktiv für die Besucher ist die Kombination von Wohnwagen und Gebrauchsgegenständen der Camper der 50er.
Doch auch das war nur eine Episode. "Plötzlich hatten viele Oldtimer-Wohnwägen, vielfach aus der ehemaligen DDR", erinnert sich Aumüller. Jetzt musste wieder etwas Neues her. Bei einem Italien-Urlaub entdeckte der Sammler auf einem Hinterhof in Mailand ein Holzboot, das dort offensichtlich schon länger herumstand.
Aumüller machte den Besitzer ausfindig und kaufte das Wasserski-Boot, Marke Cantiere Cattaneo aus Varazze in Ligurien mit dem Rumpf aus Mahagoniholz. In mühevoller Kleinarbeit versetzte er daheim in Gerolzhofen das Boot wieder in einen funktionsfähigen Zustand. "Der Motor läuft, alles funktioniert", berichtet der Tüftler. Zu Wasser gelassen hat er das Boot seitdem aber nicht; es genügt ihm, das Fahrzeug mit der eleganten Ausstattung und dem imponierenden Cockpit zu besitzen.
Mit 600 PS der Stärkste
Dann kam die Zeit der US-Cars. Die Szene und mit ihr Timo Aumüller verlegte sich auf Autos aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Aumüllers erster war ein Dodge Polar aus dem Jahr 1967, den er aus Österreich nach Gerolzhofen importierte. Dieses Auto hatte bei einer ersten Inspektion eigentlich ganz gut ausgeschaut. Dann aber entpuppte sich der Zustand doch als viel schlechter. Der Bastler hat den Dodge fast komplett auseinandergelegt und dann rekonstruiert. Anders als bei Mercedes ist die Beschaffung von Ersatzteilen schwierig. "Bei einem einfachen Fenstergummi bekam ich dreimal das Falsche geschickt. Dann kam der Gummi doch noch, der 22 Dollar und 180 Dollar Frachtgebühren gekostet hat." Der mit rund 600 PS stärkste Wagen in Aumüllers Sammlung ist wie alle Oldtimer in der Kollektion fahrbereit. Der Dodge schluckt mindestens 30 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer.
Apropos fahren: Auf die Straße kommen die Oldtimer nur, wenn trockenes Wetter herrscht. Trotz aller Vorsicht ist es aber schon vorgekommen, dass es während einer Oldtimer-Show oder auf dem Heimweg zu regnen anfing. Dann werden daheim in der angemieteten Halle die Karossen nur feucht abgewischt. Die große Wasserdusche ist tabu.
Abermals Staunen, als Timo Aumüller den Kofferraum des Dodge öffnet. Dort sind neben anderem eine original Coca-Cola-Kühlbox, eine original Dodge-Aktie, eine Kaffeemaschine und eine Klimaanlage fein säuberlich nebeneinander aufgereiht. Die Kaffeemaschine hat Aumüller in defektem Zustand gekauft. Sie kostete trotzdem 680 Euro.
Coole Klimaanlage
Der Sammler holt die Klimaanlage, einen Firestone Car Cooler aus den 50er Jahren, heraus und befestigt sie am rechten Außenfenster. In das tankartige Gefäß wird kaltes Wasser gefüllt. Im Innern befindet sich eine mit Stoff überzogene Walze. Die saugt sich mit Wasser voll, dreht sich und der Fahrtwind transportiert die abgekühlte Luft ins Wageninnere. Einfach, aber effizient.
Auch im Kofferraum des SL sind zeitgenössische Gegenstände aus den 50ern gestapelt, so ein Kofferset, ein Picknickkorb oder Babyschuhe. Nach und nach hat der 51-Jährige die Sachen auf Flohmärkten oder über Kleinanzeigen in Ebay erstanden.
Dazu kam dann noch ein BMW 635 csi, Baujahr 1986. "Das war das Auto, das reiche Rechtsanwälte und Ärzte fuhren", erklärt der Sammler. Das in Holland gekaufte Auto hat er ebenfalls komplett restauriert, angefangen bei der Lackierung über die Innenausstattung bis hin zum Motor. Der Tüftler hat sich dabei immer an die Devise gehalten, die Gesetz unter Oldtimer-Freunden ist: Ein Auto muss so restauriert werden, wie es war; Abweichungen vom Original sind nicht gut. Das jüngste Kind in Timo Aumüllers Sammlung ist schließlich ein Pontiac Catalina aus dem ältesten Baujahr 1959. Anders als die bisher genannten Fahrzeuge war der Pontiac schon in gutem Zustand.
Treue Helfer
Seit etwa zehn Jahren hilft der Gerolzhöfer Heinz Schmitt dem Sammler. Beim Reparieren schaffen vier Hände eben mehr als zwei und außerdem kann Timo Aumüller natürlich nicht zeitgleich alle Fahrzeuge fahren, so dass Heinz Schmitt bei Ausfahrten bis zu 100 Kilometer rund um Gerolzhofen zu den treuesten der vier Chauffeure gehört. Darüber hinaus führt Schmitt die Oldtimer beim TÜV vor. Im technischen Bereich und bei der Werbung unterstützt Fabian Ungemach.
Ganz am Ende des Gesprächs lässt Timo Aumüller dann die Bombe platzen. Nach dem von viel Leidenschaft begleiteten Rundgang durch die Sammlung mag man es kaum glauben, aber er will sich in nächster Zeit von seiner kompletten Kollektion trennen, sprich, alle Oldtimer vom Auto bis zum Boot verkaufen. "Schnäppchen sind da nicht dabei", sagt er. "Bei manchen Modellen werde ich drauflegen, bei anderen wird wohl was hängenbleiben." Aumüller, der hauptberuflich eine Praxis für Physiotherapie und Osteopathie in Arnstein betreibt, fehlt berufsbedingt einfach immer mehr die Zeit, um seine Oldtimer zu bewegen. Und nur abgedeckt in der Halle herumstehen lassen will er sie nicht.
Mehr Bilder zu Timo Aumüllers Oldtimer-Sammlung gibt es unter www.mainpost.de/schweinfurt
Es handelt sich hierbei um den 250er SE Coupe und nicht um den 190er SL.