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SCHWEBHEIM
Olaf Andreas Gulbransson wäre heuer 100 Jahre alt geworden
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 04.09.2016 03:25 Uhr

Heuer wäre er 100 Jahre alt geworden, der geniale Architekt der evangelischen Auferstehungskirche, Olaf Andreas Gulbransson.

33 Kirchen hat er deutschlandweit entworfen, in unserer Region noch die Auferstehungskirche am Bergl, die St. Michaelskirche in Hammelburg und die Innenräume der evangelischen Kirchen in Poppenlauer und in St. Salvator, Schweinfurt.

Dabei wurde der Architekt zum Wegbereiter einer ganz neuen Kirchenbauweise. Es ging ihm nie darum, Prachtbauten zu schaffen. Die Kirche sollte klar, einfach und übersichtlich sein und die äußere Gestalt sollte mit dem Inhalt korrespondieren.

Den Bau sah Gulbransson als „Schale für den Gottesdienst“. Er sei „wie zwei Hände, die sich schützend um die Gemeinde legen.“ Der Bau soll nicht repräsentieren, sondern tragen, schützen, sammeln. Um dies zu verwirklichen, verabschiedete sich der Architekt zunächst von der Langform.

Wenn sich Menschen im Freien um einen Redner versammeln, hatte Gulbransson beobachtet, dann tun sie dies in einer Art Ellipse bis an den Redner heran. Also versammelte auch er auch die Gemeinde im Halbrund um das Zentrum des liturgischen Geschehens, den Altar und die Kanzel, was zu quadratischen, sechs- oder achteckigen Kirchenbauten führte.

Wichtig ist der Blickkontakt

Die Sammlung der Gemeindeglieder zeigt sich in der Anordnung der Bänke, die Blickkontakt zulässt und Gemeinschaftsgefühl vermittelt. Im Gegensatz zu soldatisch anmutenden Bankreihen, die hintereinander stehen, wird hier die Gemeinschaft der Glaubenden betont.

Der Altar steht meist auf einem kleinen Unterbau, so dass die Gläubigen, die sich auf den Stufen im Halbrund versammeln, auch im Mahl Gemeinschaft erleben können. Die Kanzel steht in der Regel in enger Nachbarschaft zum Altar und betont so, dass sowohl das Wort als auch das Mahl heilbringenden Charakter hat.

Der Taufstein steht in den Gulbransson-Kirchen mitten in der Gemeinde, oft am Schnittpunkt der Gänge vor dem Altar.

Der Architekt will damit deutlich machen, dass die Taufe die Aufnahme in die Gemeinde ist, und betont gleichzeitig, dass der Weg zum Abendmahl über die Taufe führt. Eine weitere Besonderheit Gulbranssons ist, dass er die bildende Kunst von Anfang an integriert und schon vor dem Bau seiner Kirchen mit den Künstlern zusammengearbeitet hat.

Er plante seine Kirchen als Einheit von Architektur und Kunst. Des Weiteren gilt der Architekt als der Erfinder des sogenannten „Leselichts“. Unmittelbar neben den Bankreihen baut er kleine, meist runde oder ovale Fenster ein, die das Lesen im Gesangbuch erleichtern sollen.

Genial löste Gulbransson in seinen Kirchen auch die Aufgabe der Erweiterung des gottesdienstlichen Raumes. In der Auferstehungskirche Schwebheims beispielsweise kann der Raum um den Gemeindesaal, der ehemaligen alten Kirche, vergrößert werden. Wichtig war dem Architekten dabei, dass die Besucher des erweiterten Kirchenraums nicht das Gefühl haben, nicht dazuzugehören, sondern dass beide Räume eine Einheit bilden.

Ein bescheidener Mensch

Der geniale Architekt hat den evangelischen Kirchenbau des 20. Jahrhunderts revolutioniert und entscheidend geprägt. Dabei war er selbst, wie Zeitgenossen berichten, ein überaus bescheidener Mensch.

Er kam am 23. Januar 1916 in München zur Welt und hatte bereits einen berühmten Vater. Olaf Gulbransson war Maler, Zeichner, Mitarbeiter der satirischen Wochenzeitschrift Simplicissimus und Akademieprofessor. Der Sohn Olaf Andreas studierte in München an der technischen Hochschule und an der Akademie der bildenden Künste.

Jung gestorben

Von 1938 bis 1941 war er bei der Obersten Baubehörde tätig, von 1939 bis 1945 Soldat im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg widmete er sich als Regierungsbaumeister der Bayerischen Staatsregierung vor allem dem Kirchenbau, ab 1951 als selbstständiger Architekt.

Mit nur 45 Jahren starb Gulbransson am 18. Juli 1961 bei einem unverschuldeten Autounfall.

Von den 33 Kirchen, die er bis dahin entworfen hatte, waren neun vollendet, zehn weitere im Bau. Sein Mitarbeiter und Wegbegleiter Architekt Karl Schwabenbauer hat auch noch die restlichen seiner Kirchen in seinem Sinne gebaut.

Zum 50-jährigen Bestehen der Auferstehungskirche 2007 gestalteten Hauptschüler aus Sennfeld dieses Modell der Kirche, das sehr gut die Verbindung zwischen alter Kirche (rechts) und dem neuen Erweiterungsbau zeigt.
Foto: Ursula Lux | Zum 50-jährigen Bestehen der Auferstehungskirche 2007 gestalteten Hauptschüler aus Sennfeld dieses Modell der Kirche, das sehr gut die Verbindung zwischen alter Kirche (rechts) und dem neuen Erweiterungsbau zeigt.
Gulbransson gilt auch als der Erfinder der Leselichter, die in der Auferstehungskirche in Schwebheim die Form des griechischen Buchstabens Omega haben.
Foto: Ursula Lux | Gulbransson gilt auch als der Erfinder der Leselichter, die in der Auferstehungskirche in Schwebheim die Form des griechischen Buchstabens Omega haben.
 
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