Freude pur sei es gewesen, so Regionalkantor Rainer Aberle, als ihm ein Benefizkonzert mit dem Heeresmusikkorps Veitshöchheim angeboten wurde. Den „musikalischen Botschafter unserer Streitkräfte“ wollten viele live erleben, und so war die Pfarrkirche Grafenrheinfeld weit vor Beginn, bis auf die dezibelgefährdeten vorderen Plätze, gut gefüllt.
Was dann passierte, war ein wahrhaft ohrenbetäubender Ohrenschmaus: Oberstleutnant Roland Kahle hob den Taktstock, Hauptmann d.R. Georg Hagel ließ die Orgel aufbrausen, das Militärorchester setzte ein, und die Kirche erbebte! Der feierliche, geradezu bombastische Beginn mit Claudio Monteverdis „Domine ad Adjuvandum“ ging unter die Haut, war körperlich zu spüren.
Inmitten des Klangs saß man da, lauschte beeindruckt dem jubelnden Dialog einer barocken Psalmvertonung von Benedetto Marcello, genoss die Farben von Ralph Vaughan Williams „Sine Nomine“. In dunkle Atmosphäre tauchte Eugene Gigouts teilweise mit brachialer Urgewalt aufbrandender „Grand Choeur Dialogue“. Königliches auch bei Jan van der Roost: Sein „Canterbury Choral“ für Brass Band tönte warm und sanft, brachte durch cineastische Instrumentalbehandlung mit feinen Perkussionseffekten großes Melodram in den Sakralbau.
Absolut professionell, homogen und gut abgestimmt ist dieser große Klangkörper, den Kahle seit knapp drei Jahren leitet. Der Stabführung des Dirigenten merkt man große Erfahrung und Sensibilität im Umgang mit Musik und Musikern an. Mit Georg Hagel, Basilikaorganist von Vierzehnheiligen, steht dem Orchester ein eigener Organist zur Verfügung. Er beglückte als Solist nicht nur mit einer prunkvollen Jubelfanfare von Nicolas Lemmens. Johann Sebastian Bachs Fantasie in G BWV 572 ließ er wie einen fröhlichen Quell sprudeln, gravitätisch einherschreiten und schließlich in flinkem Laufwerk dahineilen.
Gemeinsam mit der Sopranistin Anja Stegmann beschenkten die Musiker das Publikum mit „Urlicht“ von Gustav Mahler. Die ausgedehnten Bläserpassagen der Originalfassung konnte sich das Orchester gut zu eigen machen, aber ein wenig vermisste man doch die von Streichern getragenen lyrischen Elemente. Die Solistin ließ ihre Stimme intensiv und eindringlich erstrahlen, genauso wie es ihr gelang, „Gabriella's Song“ von Stefan Nilsson aus dem Film „Wie im Himmel“ anrührend und schlicht zu gestalten.
Sentiment und Drama bei Andrew Lloyd Webber: Mit einem Musical-Medley zeigte das Heeresmusikkorps, dass es auch die Klaviatur der leichteren Muse nach allen Regeln der Kunst drauf hat. Das ging ans Herz, das wirbelte in die Beine! Mit großem Gespür für eine wirkungsvolle Programmdramaturgie hatte Roland Kahle Leonard Cohens „Hallelujah“ ans Ende des offiziellen Programms gesetzt. Anja Stegmann bewegte damit, wühlte auf, und mit ihr gestaltete das Orchester noch ein andächtiges „Pie Jesu“ (Webber) und „Dona nobis“ (Bach) als Zugaben.
Hauptfeldwebel Thomas Hümmer-Althöhn als Moderator hatte das Publikum in sympathischer Weise durch den Abend geleitet. Wiederholte Standing Ovations gab es für alle, und die Spendenfreudigkeit der Besucher schlug sich in gut gefüllten Körbchen nieder.