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Schweinfurt
Ohne Erinnern keine Zukunft
Bearbeitet von Jochen Jörg
 |  aktualisiert: 27.03.2021 02:16 Uhr

Am 21. März 1945, wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, erschossen zwei Nazi-Polizisten die 18-jährige polnische Zwangsarbeiterin Zofia Malczyk. Die junge Frau war schwanger und hatte nur ein Ziel: weg aus diesem Elend.

Das Schicksal von Zofia Malczyk zeigt beispielhaft, wohin menschenverachtende Politik und Verblendung durch Rassenhass führen können. Dies wollte die „Initiative gegen das Vergessen“ sichtbar machen durch einen Gedenkstein und damit auch der jungen Frau ihre Würde zurückgeben. Der Bildhauer Marco Schraud aus Thüngersheim erarbeitete einen strengen, schlichten und schönen Gedenkstein. Er wurde am 21. März 2007 enthüllt, und zwar genau an der Stelle, wo Zofia Malczyk ermordet wurde: am Leopoldina-Krankenhaus.

Das Bayernkolleg Schweinfurt hat 2007 die Patenschaft für das Denkmal für Zofia Malczyk am Städtischen Krankenhaus übernommen. Schülerinnen und Schüler erinnern jedes Jahr an das Schicksal der jungen Frau und die Grausamkeit der faschistischen Diktatur. Und das mit einfühlsamen Worten, Reflexionen oder Gedichten. Dadurch erhält der Gedenkstein immer wieder Leben.

Dieses Jahr war das gemeinsame Erinnern pandemiebedingt nicht so möglich, wie es sich alle wünschen. Aber eine kleine Gruppe aus der „Initiative gegen das Vergessen“ und der Schule versammelte sich am Todestag der Ermordeten am Gedenkstein.

Johanna Bonengel, die neue Sprecherin der Initiative, zeigte auf, wie es den jungen Menschen immer wichtig ist, deutlich zu machen, dass das Geschehen von vielen Jahren uns heute noch betrifft. „Die Schülerinnen und Schüler stellen die Verbindung her zwischen der Vergangenheit und ihrem Leben heute. Sie erkennen, dass Erinnern immer darauf verweist, welche Werte uns heute wichtig sein müssen. Ohne Erinnern gibt es keine Zukunft.“

Diese Aussage von Johanna Bonengel ist das Herzstück der Arbeit der „Initiative gegen das Vergessen“. Danach lebte und arbeitete Klaus Hofmann, der der Initiative jahrelang Vorbild war, aber jetzt nicht mehr dabei sein konnte. Auch der frühere Oberbürgermeister Kurt Petzold, der sachkundige und empathische Betreuer des Gedenkens an Zofia Malczyk, fehlte sehr.

Ulf Pennekendorf, Lehrer am Bayernkolleg, verdeutlichte, dass die Betreuung des Gedenksteins ein Anliegen der Schule ist, hinter dem sie voll und ganz steht. Alle sind voll überzeugt von den Zeilen auf dem Gedenkstein: „Solches geschieht heute noch an vielen Orten der Welt. Lass dich anrühren! Nimm es nicht hin!“

Die Broschüre „Das kurze Leben der Zofia Malczyk“ ist im Buchhandel erhältlich.

 
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