
Seit Jahrhunderten wachen die Siebener über die Einhaltung der Grundstücksgrenzen, welche durch sogenannte Abmarkungen kenntlich gemacht werden. Eng und vertrauensvoll arbeiten sie dabei mit dem Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung zusammen. Ursprünglich waren je Ortschaft sieben Personen für das Amt vorgesehen, weshalb sich die Bezeichnung "Siebener" eingebürgert hat.
Mit Martin Lotter (Düttingsfeld), Oskar Möslein (Bischwind), Georg Schanz (Schallfeld) sowie Felix Schorr (Donnersdorf) wurden vier Neuverpflichtungen beim Siebenertag der Feldgeschworenengruppe "Schweinfurt Süd" in Stammheim nach ihrer Eidesleistung in deren Kreis aufgenommen.

In einer Zeit, in der es noch keine Flurkarte und keine Aufzeichnungen über Grenzverläufe oder GPS-unterstützte Standortbestimmung gab, verwendeten die Siebener geheime Zeichen und Markierungen auf den Grenzsteinen. Die Bewahrung dieses "Siebenergeheimnisses" ist ebenfalls Bestandteil der Vereidigung der Neu-Siebener, die Landrat Florian Töpper im Rahmen des feierlichen Gottesdienstes in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Stammheim vornahm. Der Kirchgang bildete traditionsgemäß den Auftakt des Siebenertages. Den Gottesdienst gestalteten gemeinschaftlich Pfarrerin Victoria Fleck, Pfarrer Andreas Engert und Diakon Uwe Rebitzer.

Wie die Bewahrung des Siebenergeheimnisses für die Siebener sollte die Bewahrung der Schöpfung für alle Menschen oberstes Leitziel sein, so Diakon Rebitzer in seiner Predigt. "Für Gott gelten keine Grenzen", betonte Pfarrer Engert zum Schluss des Gottesdienstes. Die Ehrendamen trugen Fürbitten vor. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Jagdhornbläser sowie der Chor des Gesangvereins.
Bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal rief Kreisobmann Erhard Rückert die verstorbenen Feldgeschworenen des vergangenen Jahres in Erinnerung. Anschließend machte sich der Festzug, angeführt von der örtlichen Musikkapelle und den Fahnenabordnungen, durch das geschmückte Dorf auf den Weg zum Musikerheim.
Festzug durch das geschmückte Dorf
In der vollbesetzten Tagungsstätte hieß Rückert die anwesenden Siebener sowie zahlreiche Ehrengäste aus der Politik und den Behörden willkommen. Routiniert moderierte er das engmaschig gestrickte Programm und rief Ehrengäste und Siebener mehrmals erfolgreich auf, den straffen Zeitplan zum Mittagessen durch aufmerksames Zuhören und kurze Redezeit einzuhalten.
In seiner Ansprache im weiteren Verlauf der Veranstaltung blickte Rückert bereits auf das Siebenerfest im nächsten Jahr voraus. Zunächst sei er noch auf der Suche nach einer Ortschaft, welche die Ausrichtung übernimmt. Außerdem stünden in einem Jahr wieder Neuwahlen der Vorstandschaft an. Er selbst sei noch einmal bereit, für eine Periode als Kreisobmann zu fungieren. Jedoch rief er alle Ortsobmänner auf, Vorschläge zu unterbreiten, damit eine verjüngte Truppe zusammen gestellt werden kann, aus der dann fünf Jahre später der Kreisobmann hervorgehen könne, so Rückert.
Flurneuordnung wichtig
Bürgermeister Horst Herbert stellte die Gemeinde Kolitzheim kurz vor und ging auf Themen ein, bei denen - um im Bild zu bleiben - die Grenzen aktuell erreicht seien. Als Herausforderungen der nächsten Zeit nannte er Kindergartenplätze, Bauland und Flurneuordnung. Insbesondere letztere sei heute ein Muss, um die Landwirtschaft und das dazugehörige Wegenetz in der Flur zukunftsfähig aufzustellen. Einige solcher Flurneuordnungsverfahren seien in der Gemeinde bereits mit Erfolg abgeschlossen worden, andere befänden sich im Fortschreiten, so Herbert. Landrat Florian Töpper freute sich in seiner Ansprache, dass durch aktuelle Debatten die Bedeutung der Landwirtschaft wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt wird. Im oblag es in der Folge zahlreiche Menschen, "die seit Jahrzehnten bereit sind, das Ehrenamt des Siebeners nicht nur auszuüben sondern zu leben", so der Landrat, für ihr verdienstvolles Wirken zu ehren.
25 Jahre Siebener sind Edwin Hess und Gerhard Pohly (beide Kolitzheim), Oswald Kram (Altmannsdorf), Karl Kraus (Gerolzhofen), Otto Sahlmüller (Mönchstockheim) und Josef Vetter (Altmannsdorf), 40 Jahre: Johann Bauer (Breitbach), Josef Fledering (Herlheim) und Armin Loos (Dingolshausen), 50 Jahre: Gerhard Krauß (Zeilitzheim).
Kinder mit Humor
Besonderes Highlight beim Siebenertag war eine Aufführung der Kinder der Theatergruppe Stammheim. In Mundart stellten sie auf sehr humorvolle Art und Weise die Arbeit der Feldgeschworenen nach. Judith Hogen und Elisabeth Weißenseel hatten das Stück im Vorfeld mit den Kindern eingeübt.

Den Reigen der Grußworte eröffnete in der Folge die Landtagsabgeordnete Barbara Becker aus Wiesenbronn. Sie zollte den ehrenamtlichen Siebenern Respekt für ihre Arbeit und befand treffend zur allgegenwärtigen Metapher der Grenze, dass selbige der "Ort der Erkenntnis" sei, so ein Zitat. Gerhard Hartmann, Leiter des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Schweinfurt, betonte, dass Politik und Verwaltung stark hinter dem Ehrenamt der Siebener stünden. "Ohne die Siebener geht’s einfach nicht", sprach er zu den Anwesenden. Als Eckpfeiler eines funktionierenden Gemeinwesens in den Dörfern bezeichnete Ottmar Porzelt, Behördenleiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Unterfranken, die Siebener. Im Rahmen der Flurneuordnungsverfahren würden alle Grenzen neu vermessen, spannte er beispielhaft den Bogen von der Tätigkeit seines Hauses zu den Feldgeschworenen.
Artenschutz und Bodenordnung
Immer kämen aktuell neben der Flur- auch Waldbereinigungen auf, so Porzelt weiter. Zudem stellt er heraus, dass insbesondere der Artenschutz im Rahmen der Bodenordnung besser vorangebracht werden könnte.
Im Hinblick auf die aktuelle Diskussion zur Biodiversität stellte der Chef des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt, Herbert Lang, fest, dass sich Blühflächen im hiesigen Gebiet der Feldgeschworenengruppe von 100 auf 400 Hektar erhöht, Gewässerschutzstreifen fast verdoppelt hätten. "Die Bauern haben die Zeichen der Zeit längst erkannt" konstatierte Lang mit energischer Stimme. Sie hofften auf Anerkennung und Wertschätzung, fügte er unter dem Beifall der Zuhörer an.
Daran schloss die Kreisbäuerin des Bayerischen Bauernverbandes, Barbara Göpfert an und forderte die Anwesenden auf: "Setzen Sie den falschen Aussagen gegenüber den Landwirten draußen Grenzen". Im Hinblick auf die Siebener stellte sie fest, dass Brauchtum, Tradition und Kultur den ländlichen Raum ausmachten.
Zum Abschluss dankte Rückert, wie auch einige Vorredner, allen Beteiligten, die zum guten Gelingen der gesamten Veranstaltung beigetragen haben. Insbesondere galt sein Dank den vielen fleißigen Helfern in Stammheim für die Gastfreundschaft, ebenso wie der Gemeindeverwaltung und der örtlichen Siebenergruppe für die hervorragende Organisation des Siebenerfestes.


