Die Zugabe: Natürlich „Oh happy day“. Der Song ist von den Edwin Hawkins Singers 1969 veröffentlicht worden. Er stürmte die internationalen Hitparaden und erschloss die Gospelmusik einem größeren Publikum. Oh happy day, welch schöner Tag, das kennen alle, da wird mitgesungen. Und die über 200 Zuhörer taten das am Donnerstagabend in der St. Johanniskirche dann auch. Leider erst zum Finale war das Publikum aufgetaut.
Die 28 Gospelsängerinnen und drei Sänger des längst zur Institution gewordenen Schweinfurter Gospelchors „Bridge to a prayer“ spendierten zwei kurzweilige Sangesstunden zugunsten der Vesperkirche, die bis 7. Februar täglich um mittags ihre Pforten öffnet. Diakon Norbert Holzheid dankte dem Chor für die „sehr spontane Zusage“ für ein Konzert „in einem etwas anderen Ambiente“. Da hatte er Recht, weil – als die Kirchenbänke voll besetzt waren – viele im Vesperkirche-Café Platz fanden, dafür den Kommentar von Holzheid „kassierten“, dass es „heute Abend keinen Kaffee gibt, da müssen Sie schon morgen kommen zur Vesperkirche, heute gibt es Gospelmusik“.
Chorchef Holger Blum ist wieder alles: Dirigent, Pianist, Moderator und Animator. Best gelaunt erklärt er die Songs, die Hintergründe und hier und lässt passende Kalauer vom Stapel. „Holy“, ein für Franken wie geschaffenes Mitsinglied, weil die „p“ und „t“ fehlen. Lacher. Mit „Joy“, Freude, gelingt es erst beim zweiten Versuch, aus der Gospeltruppe einen Fischerchor zu machen.
Gleichwohl: Blum hatte viele besinnliche, nachdenkliche Stücke ins Programm aufgenommen. Da hört man einfach nur gerne zu, lehnt sich zurück. Etwa beim von Kirchenmusikdirektor Gustav Gunsenheimer geschriebenen „Let us break bread together“. Oder Blums eigenes Lieblingsstück, auf der jüngsten CD das Stück Nummer 5, wie er sagte: „With all i am“. Auch der aktuellen Lage widmet der Chor Liedgut, etwa mit dem „Song für Flüchtlinge“ oder „Save the children“, einem der weltweit größten unabhängigen Kinderrechtsorganisation gewidmetes Lied. Gospel ist Körperarbeit. Der Akteure leben das. Besonders stark die beiden Solisten Claudia Bergmüller-Franzke und Karl-Heinz Röder.
Am Ende viel Stimmung mit „Walking in the light“. Die Kirche ist abgedunkelt, alle schwenken die zuvor verteilten grünen Lichter, Lichter für eine bessere Welt.
Dekan Oliver Bruckmann spielte auch noch eine kleine Rolle: Er überreichte Blum die Auszeichnung des Bayerischen Kirchenmusikverbandes für 30 Jahre verdienstvolles Wirken. „Mein Gott, wie die Zeit vergeht“, hatte Blum auch da eine angemessene Reaktion parat. Holzheid spendierte für die Sänger eine Tüte Gummibärchen und dann „Oh happy day“ am Ende eines vergnüglichen Abends zugunsten der Vesperkirche.