
Der Besuch an den Gräber von verstorbenen Familienangehörigen und von Freunden am Feiertag Allerheiligen ist vielen Menschen wichtig und eine weithin gelebte Tradition. So kamen am Freitagnachmittag mehrere Hundert Menschen zum ökumenischen Friedhofsgang auf den Gerolzhöfer Friedhof. Auch im Umland fanden sich an den Tagen rund um Allerheiligen die Hinterbliebenen auf den örtlichen Friedhöfen zum Gebet und Gedenken zusammen.
Gerade in der Nähe des Todes, sei Jesus uns nahe, stellte der evangelische Pfarrer Reiner Apel in Gerolzhofen fest. Wir dürften getrost mit der Hoffnung leben: Gottes Liebe ist stärker als Tod und Vergänglichkeit. Der Tod sei nicht die letzte Grenze, sagte der Pfarrer. "Wir gehen einer Ewigkeit zu, die in Liebe und Frieden existiert."
Gerolzhofens katholischer Pfarrer, Stefan Mai, nahm die Besucherinnen und Besucher des Friedhofsgangs in seinen persönlichen Erinnerungen mit auf den Gottesacker seines Heimatorts Üchtelhausen. Dieser liegt oberhalb der Ortschaft, an derer höchster Stelle. "Von unserem Friedhof kann man hinunter aufs Dorf schauen", schilderte Mai. "Mir kommt es vor, als wären die Toten noch heute daran interessiert, was da unten geschieht."
Gesichter der Verstorbenen vor Augen
Beim Gang entlang der Gräber, habe er stets die Gesichter der dort begrabenen Angehörigen und Bekannten vor Augen, erzählte der Pfarrer. "Ich sehe sie vor mir, wie sie sich bewegten." Er habe den Klang ihrer Stimme im Ohr, ihr Lachen und manchen Ausdruck.

Beim Besuch an den Gräbern an Allerheiligen werde ihm bewusst: Was wäre er ohne sie, die Verstorbenen, was wäre er ohne sie geworden, sagte Mai. Durch ihr Beten hätten die Verstorbenen ihn spüren lassen, wo sie ihr Leben verankert haben. "Sie haben mir in den Schicksalsschlägen des Lebens gezeigt, dass diese nicht Gott infrage stellen, sondern dass es gerade in diesen Situationen gilt, auf Gott zu bauen." So sei in ihm das Grundvertrauen gewachsen, dass sein Leben in allen Wechselfällen der Welt in Gottes guten Händen liegt, sagte Mai.
Gute Botschaft noch nicht verstummt
Viele "Heilige des Alltags" würden nie zur Ehre der Altäre erhoben, stellt der Pfarrer fest. Doch obgleich sie nie heiliggesprochen werden, hätten diese Menschen während ihres Lebens heilend, Leben und Glauben fördernd in der Welt gewirkt. "Wir stehen an den Gräbern unserer Heiligen, denen wir zu danken haben, dass es in unserer Welt noch Glauben gibt, Hoffnung und Liebe – und dass die gute Botschaft von einem treuen Gott in der Welt noch nicht verstummt ist."
Vor der Segnung der Gräber wurden die Namen aller im zurückliegenden Jahr Verstorbenen der beiden christlichen Kirchengemeinden verlesen. Die Stadtkapelle Gerolzhofen umrahmte den Friedhofsgang musikalisch.