Noch tummeln sich keine Wildbienen, Mauerwespen, Florfliegen oder Ohrwürmer im Mulch, in den Ziegeln oder den Holzröhren der drei Insektenhotels, die auf dem Gelände des Photovoltaik-Kraftwerks Oberndorf aufgestellt worden sind. Nur hoppelnde Kaninchen verbreiten Frühlingsstimmung auf dem rund 9,5 Hektar großen Gelände am Bahngleis. 2013 hat der regionale Nürnberger Stromversorger "N-ERGIE" die 3,87-Megawatt-Anlage zusammen mit weiteren Beteiligten erworben.
Nun werden von der Tochterfirma der Nürnberger Stadtwerke weit über tausend Haushalte mit alternativer Energie von der grünen Wiese am Wernweg aus versorgt. Das weitgestreckte Solarkraftwerk, das technisch vom Kolitzheimer Ausstatter Belectric betreut wird, war beim Bau nicht unumstritten. Rainer Kleedörfer, Prokurist und Leiter der Unternehmensentwicklung der N-ERGIE, betont denn auch die Bürgerbeteiligung. Ebenso den aktiven Naturschutz, den die Aktiengesellschaft hier betreibe: zusätzlich zur massiven CO2-Einsparung. Zehntausende Euro würden von der Firma in Zwecke investiert, die nichts mit der Energieerzeugung zu tun haben.
Oberndorf ist nur der Startschuss. Im Laufe des Jahres sollen weitere N-ERGIE-Anlagen mit Rückzugsorten für "Wildbienen, Käfer und Co." ausgestattet und so die Betriebsgelände ökologisch aufgewertet werden. Bei Oberndorf sollen neben den Solarpaneelen künftig insektenfreundliche Blühwiesen sprießen, außerdem Obstbäume die Bevölkerung zum Selberpflücken einladen – auf der anderen Seite der Zäune. Bereits jetzt würden mancherorts Schafe zwischen den Modulen weiden, berichtet Kleedörfer. Die ein mal ein Meter großen Insektenhotels stammen aus der Werkstatt der Lebenshilfe in Hammelburg.
Die Politik greift die ökologische Botschaft derzeit gerne auf. Anja Weisgerber ist als CSU-Umweltpolitikerin (und Bienenbotschafterin der Aktion "Schweinfurt summt") bei der Eröffnung dabei. "Wir wollen in Deutschland den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 65 Prozent erhöhen", sagt die Bundestagsabgeordnete (derzeit sind es 46 Prozent). Entsprechend begrüßt Weisgerber das Projekt: Die Flächen seien hervorragende Rückzugsräume für bestäubende Insekten, wie die Biene.
"Ich hatte damals Bürgerproteste", erinnert sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé beim Blick in die Geschichte des Kraftwerks. Es gehe aber nicht nur um Energieerzeugung. Ebenso brauche es den Naturschutz und die Unterstützung einer Mehrheit der Bevölkerung. Beim Parkhausneubau in Schweinfurt etwa seien weitere Photovoltaik-Anlagen geplant.
Dieter Wagner vertritt als Zweiter Bürgermeister die Anrainer-Gemeinde Bergrheinfeld: Durch Umspannwerk, Stromtrassen und SuedLink-Pläne fühlt man sich dort konkret von der Energiewende betroffen. Um so besser sei es, dass man beim Solarkraftwerk einen regionalen Anbieter habe. Fest steht beim Rundgang, dass die nicht fundamentierten, frei stehenden Anlagen nur wenig in die vorhandene Natur eingreifen. Das Gras unter den Modulen grünt kaum weniger als drumherum. An sich habe man im schneefreien Winter keinen Anstieg beim Ertrag festgestellt, ob des bewölkten oder nebligen Wetters, sagt Kleedörfer: "Das wird sich nun im Frühling wieder ändern."