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SCHWEINFURT
Obst, Gemüse und Salat sind Pflicht
Gesät und gepflanzt: Familie Stache hat den 1000. Schweinfurter Kleingarten gepachtet. Obst und Gemüse gedeihen bereits, Zaun und die Laube, die samt Freifläche nicht größer als 24 Quadratmeter ausfallen darf, fehlen noch. Im Bild (von links): Paul, Rita, Leonard und Lars.
Foto: Laszlo Ruppert | Gesät und gepflanzt: Familie Stache hat den 1000. Schweinfurter Kleingarten gepachtet. Obst und Gemüse gedeihen bereits, Zaun und die Laube, die samt Freifläche nicht größer als 24 Quadratmeter ausfallen darf, fehlen ...
Von unserem Redaktionsmitglied Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 20.06.2011 13:37 Uhr

„Nur“ knapp zwei Jahre haben Marlon, Leonard, Paul, Rita und Lars Stache warten müssen. Jetzt sind sie in die Großfamilie der Schweinfurter Kleingärtner aufgenommen, sind Pächter des 1000. Schweinfurter Kleingartens.

Im 22. Jahr als Vorsitzender erfüllte sich für den Stadtverbandsvorsitzenden Roland Bauer der Traum, von dem er zwei Jahrzehnte stets berichtet hatte und so den Wunsch der Kleingärtner nicht in Vergessenheit geraten ließ. Am Schweinfurter Kreuz entstanden in den vergangenen Wochen 24 neue Parzellen auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Kunzmann. Den Grund hatte die Stadt erworben, die durch den Servicebetrieb Bau und Stadtgrün abreißen ließ.

Bei der offiziellen Übergabe am Samstag ging an den Bauhof ein dickes Lob von Roland Bauer. Dieser habe in kürzester Zeit ein wüstes Gelände mit Disteln, Ambrosia, Bärenklau und wildem Gestrüpp in Gartenland verwandelt.

Bauer blickte zurück – auf das Jahr 1953, als es in der Stadt 1400 Kleingärten gab, die dann aber auf nur noch 800 zusammenschmolzen. Schon 1950 war die Anlage an der Steinstraße ersatzlos gekündigt worden. 1953 kam die Verkleinerung der Oberdorfer Gärten durch den Bau des Klärwerks. Im gleichen Jahr fiel die Entscheidung, 332 Gärten am Hutrasen aufzulösen. Das Land wurde für den Ausbau den Main-Donau-Kanals gebraucht. Ersatz kam erst 1959 mit der Kleingartenanlage am Baggersee. 1959 verschwanden die Gärten der Sachskolonie. Neue Parzellen gab es aber auch immer wieder, etwa durch die Übernahme der Eisenbahnergärten (heute: „Berglblick“) durch die Stadt. Zum „Nachwuchs“ gehört auch die Anlage „Sonnenblick“ mit 87 Gärten und die Erweiterung der Oberndorfer Gärten.

In der jüngeren Vergangenheit bemühte sich der Stadtverband mehrfach um neue Flächen. Nicht zuletzt scheiterten am Naturschutz Projekte, die als Biotope oder als Hochwasserschutzgebiete eingestuft wurden. Bauer meinte, dass das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht sei. Immer mehr Familien würden sich bewerben, darunter viele Migranten. Die Integration dieser Mitbürger sei in den Vereinen mit einem Anteil von bis zu einem Drittel an ausländischen Mitbürgern eine Selbstverständlichkeit.

Der 1947 gegründete Stadtverband hat von der Stadt aktuell acht Kleingartenanlagen mit einer Fläche von 322 221 Quadratmetern gepachtet. Geführt werden die Anlagen von sechs Kleingartenvereinen. Weiter informierte Roland Bauer, dass der Kleingarten kein Grillplatz und kein reines Wochenenddomizil sei. Ein Drittel der Fläche muss nach dem Bundeskleingartengesetz für den Anbau von Obst, Gemüse oder Salat genutzt werden. Die jährliche Pacht für die Mitglieder liegt bei 17 Cent für den Quadratmeter. Vereinsbeiträge und Wassergeld mitgerechnet, kommt der Gartenbesitzer bei einer durchschnittlichen Größe von 300 Quadratmetern auf einen Jahresbetrag von rund 100 Euro. Strom gibt es übrigens nur für Gartengeräte, wie den Rasenmäher. Wer in seinem Gartenhaus kochen will, braucht eine Gasflasche. Auf der Bewerberliste für einen der jetzt 1000 Kleingärten stehen derzeit 89 Personen.

Bürgermeister Otto Wirth, seit 40 Jahren Kleingärtner in Oberndorf, legte Wert auf die Feststellung, dass die Kleingärten nicht nur für die Gärtner da seien. Alle Anlagen stehen jedermann offen. Besucher seien stets willkommen.

Die „Alte Warte“ ist mit 440 Gärten die größte Anlage in Schweinfurt. Gegründet wurde sie 1948. Sehenswert sind die vielen unterschiedlichen Lauben entlang der kilometerlangen Wege, die die Arbeitsgemeinschaft naturbelassen hat. 205 Kleingärten hat die Anlage bei Oberndorf, die ab 1985 mit dem Autobahnbau bewegte Zeiten erlebte. Letztendlich konnte sich der Verein durchsetzen. Die Autobahndirektion musste eine Lärmschutzwand errichten. Die Kleingartenvereinigung am Schweinfurter Kreuz betreut zwei Arreale: am Baggersee und am Hutrasen. Der Kleingartenverein „Sonnenblick“ besteht seit 1982. Die Anlage mit 89 Gärten entstand in vier Bauabschnitten. Zu finden sind auf dem Gelände an der Gartenstadt auch Parzellen für Senioren sowie Rollstuhlfahrer und besonders naturnahe Gärten.

Der älteste Verein (seit 1918) hat sein Domizil in der Zellerau mit 40 Gärten am Heckenweg und an der Dittelbrunner Straße. Der „Berglblick“ hat 21 Gärten.

 
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