An dieser Stelle startet eine neue Reihe: Das Objekt des Monats aus dem Museum Otto Schäfer. Stets im Bezug zu aktuellen Geschehnissen im Kalender oder auf der Welt: Die historischen Exponate des Museums können tagesaktuell sein und neue Perspektiven eröffnen! Den Anfang macht Dagmar Leibach, die neu im Museum als wissenschaftliche Assistenz tätig ist, mit einem winterlichen Blatt aus der Sammlung des Museum Otto Schäfer.
Interpretation des Werks von Albrecht Dürer
Das Thema zu Weihnachten, die Geburt Christi und die Anbetung der Hirten à la Dürer wäre doch ein guter Anfang der neuen Serie „Objekt des Monats“. Sie sehen hier einen Holzschnitt von einem der bekanntesten Künstler des deutschsprachigen Raumes aus dem Jahr 1502/03. Die Darstellung zeigt eine heilige Szene, aber offensichtlich scheint die trostlose Stimmung aufgrund des maroden Daches, der brüchigen Hauswand und Josef ist auch noch draußen, irgendwie aus dem Ruder gelaufen zu sein. Eine schöne Bescherung!
Was hat Albrecht Dürer sich dabei gedacht? Nun, er zeigt Christi Geburt zumindest in einem steinernen Haus – diese Baukonstruktion konnten sich zu Dürers Zeit nur „steinreiche Menschen“ leisten. Es ist ein offenes Haus, Engel lobpreisen und einige ganz in seiner Nähe segnen den neugeborenen Heiland. Jener proper liegend vor seiner nachdenklich wirkenden Mutter Maria die vor ihm kniet, in seinem mit Stroh gepolsterten Weidenkorb. Von links betritt der erste Hirte, den Hut abgenommen, welchen er vor seine Brust gedrückt hält, mit der anderen Hand einen Wanderstock führend, ehrfürchtig die „gute Stube“. Interessant ist die Schuhmode, die Josef trägt, der von links eintritt. Ein außergewöhnliches Model: Stöckelschuhe. Sehr praktisch, wenn man den Straßenbelag im Mittelalter bedenkt. Bei Regen läuft Josef weitgehend trockenen Fußes über die schlammigen Straßen.
Kulturvilla auch im Dezember geöffnet
Der revolutionäre Künstler zeigt uns heute noch einerseits interessante Details aus seiner Zeit, die Lebensumstände, anderseits öffnet Dürer für alle Zeiten auch für uns heute seine Bilder, in dem er die Giebelseite komplett öffnet und lädt uns ein, den Blick zu schärfen. Oft erkennt der Betrachter oder die Betrachterin im Vergleich mit einem anderen Druck spannende Einsichten. Die Kulturvilla ist auch im Dezember für Besucher und Besucherinnen geöffnet.