
In Oberndorf ist ein Stück Stadtteilgeschichte zu Ende gegangen: Die Familienmetzgerei Geeb schließt nach 88 Jahren ihre Pforten. Am Samstag war das Ladengeschäft in der Würzburger Straße das letzte Mal offen. Der alteingesessene Familienbetrieb, der in vierter Generation von Michael und Tina Geeb geführt wurde, kann aufgrund eines familiären Schicksalsschlages nicht mehr weiterbetrieben werden. Sowohl im Traditionsbetrieb als auch bei den Kundinnen und Kunden herrscht große Trauer. Zum Abschied bedankt sich die Familie bei ihrer Stammkundschaft für die Treue.
Den Fleisch- und Wurstwarenladen gibt es nun zwar nicht mehr, aber die Produktionsstätte am Oberndorfer Weiher bleibt erhalten. Die Erlabrunner Caterer Albrecht und Susanne Hüblein, bekannt als Grill- und Spanferkelschmiede, haben sie übernommen. Sie werden die Produktion für Feste, Wirte und Veranstaltungen wie bisher fortführen. Und sie werden auch die beliebte "Geebs Bratwurst" nach Originalrezept weiter anbieten.
Für das Ladengeschäft fand sich kein Pächter
Die Ladenschließung und die Übergabe der Produktionsstätte zum 1. November war für die Familie ein schwerer Schritt. Vor allem für Seniorchef Rudolf Geeb. Die Aufgabe des Familienbetriebs trifft den 64-Jährigen emotional sehr hart. Die Metzgerei haben 1934 seine Großeltern Rudolf und Ida in der Hauptstraße gegründet. 1956 trat dann sein Vater Hans mit Mutter Lisbeth die Nachfolge an. Er selbst übernahm 1984 das Ruder und führte den Betrieb in dritter Generation mit Ehefrau Christiane fort.
Mit Sohn Michael wurde 2014 die Metzgerei nach EU-Qualitätsstandard weiter entwickelt und in das ehemalige Gebäude von Reifen Ziegler am Oberndorfer Weiher eine moderne Produktionsstätte mit umweltfreundlichen Energiesystemen eingerichtet. 2016 übergaben Rudolf und Christiane Geeb den Familienbetrieb an Sohn Michael, der ihn in vierter Generation mit Ehefrau Tina ökologisch weiter ausbaute. Auch die fünfte Generation sollte einmal übernehmen. Der Tod des jungen Firmenchefs nach schwerer Krankheit hat das nun verhindert.
Caterer aus Erlabrunn übernimmt die Produktionsstätte
Gerne hätte die Familie den Verkaufsladen verpachtet, damit die Metzgerei in Oberndorf erhalten bleibt. Doch es fand sich kein Pächter. Jetzt sollen zwei behindertengerechte Wohnungen in das Geschäftshaus eingebaut werden.
Dankbar sind die Geebs, dass sie mit Albrecht Hüblein einen qualifizierten Nachfolger für die Produktionsstätte gefunden haben. Es ist eine Win-Win-Situation: Der Metzgermeister aus Erlabrunn will expandieren, kann sich an seinem Heimatstandort aber nicht vergrößern. Über die Handwerkskammer Unterfranken erfolgte dann die Vermittlung der größeren Räume in Oberndorf.
Der Übergang erfolgt nahtlos: Ab November wird Hüblein vor Ort produzieren und auch das Personal übernehmen. Parallel dazu wird er seinen Betrieb in Erlabrunn abwickeln und ab 2023 komplett nach Oberndorf verlagern. "Wir werden die Produktion wie gehabt weiterführen", versichert Hüblein allen Vereinen, Festbetreibern, Hotel- und Gastronomiebetrieben, die bisher von der Metzgerei Geeb beliefert wurden. Und auch die "Original Schweinfurter Schlachtschüssel vom Brett" wird es in der Grill- und Spanferkelschmiede "Albrechts Catering" weiterhin geben.
Dem neuen Pächter viel Erfolg in der Hoffnung, dass er gut angenommen wird.