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DISHARMONIE
OBA-Theatergruppe: Tanzende Ziegen, sprechende Bäume
Der Ziegenpeter als Philosoph: Vicky, der sprechende Baum, Paul als Ziegenpeter und Frank als Alm-Öhi im Theaterstück „Und die Heidi gibt es doch!“
Foto: Dominik Grosspietsch | Der Ziegenpeter als Philosoph: Vicky, der sprechende Baum, Paul als Ziegenpeter und Frank als Alm-Öhi im Theaterstück „Und die Heidi gibt es doch!“
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 30.04.2015 11:05 Uhr

Die erste Vorstellung war restlos ausverkauft, das Publikum hingerissen. Nun bereiten sie die zweite vor. Die Theatergruppe der Offenen Behindertenarbeit probt „Und die Heidi gibt es doch!“ in der Disharmonie. Die Gruppe hat sich vier Wochen lang nicht gesehen, an diesem Abend geht es Regisseurin Angelika Scheidig erstmal darum, dass die Darsteller sich wieder an die Bühne gewöhnen. In der kommenden Woche werden dann einzelne Szenen genauer geprobt, eine Woche später gibt es einen Durchlauf. „Wobei man nie ganz genau wissen kann, was auf der Bühne passiert“, sagt Angelika Scheidig. Paul zum Beispiel, der den Ziegenpeter spielt, philosophiert gerne einfach drauf los.

Was durchaus zum Konzept gehört, denn „Und die Heidi gibt es doch!“ ist aus der Improvisation entstanden. Die Idee hatte Gruppenmitglied Julia, die im Urlaub in den Alpen gewesen war und zwei Heidi-Bücher besitzt. Natürlich spielen sie nicht einfach die klassische Geschichte nach. Das Stück ist eine eigene Version des Stoffes – mit einem sprechenden Baum, nervigen Touristen, tanzenden Ziegen und einer Gruppe Wanderer, die sich auf den Weg macht, den Mythos Heidi zu erkunden. Anfangs hat Julia die Heidi gespielt, jetzt kann sie ein weiteres Talent einbringen: Sie spielt Trompete.

„Mir ist es am wichtigsten, dass die Schauspieler authentisch bleiben können. Es hätte keinen Sinn, mit einer fertigen Idee anzukommen, und zu sagen, das machen wir jetzt so und so“, sagt Angelika Scheidig. Scheidig ist Heilpädagogin, Schauspielerin („Inge und Rita“), Spiel- und Theaterpädagogin und arbeitet auch am Würzburger Theater Augenblick. Ihre Aufgabe ist es zu erkennen, wem welche Rolle am besten entspricht. „Das bedeutet aber nicht, dass sich dann jeder selber spielt. Im Gegenteil: Die Möglichkeit, mal in eine ganz andere Rolle zu schlüpfen oder etwas zu dürfen, was im Leben sonst nicht ginge, macht den Darstellern besonders Spaß“, sagt Angelika Scheidig. Stefan zum Beispiel tanzt sehr gerne. Im Stück tut er das in der Rolle einer Ziege. Noch wichtiger aber ist sein Einsatz als Alpenbursch: Da kann er nämlich seine geliebte Lederhose und einen Hut tragen.

Abschiedsszene: Heidi muss mit der gestrengen Frau Rottenmeier nach Frankfurt und deshalb den Alm-Öhi verlassen. Frank spielt den Alm-Öhi, seine absolute Lieblingsrolle, Sabrina spielt die Heidi. Die beiden stecken so in ihren Figuren, dass sie sie sogar außerhalb der Bühne verkörpern. In der Laufgruppe zum Beispiel. Jetzt sollen sie also voneinander Abschied nehmen. Sabrina umarmt Frank. Den anderen ist das nicht emotional genug: „Bisschen mehr Liebe!“, fordern sie. Neuer Versuch: Jetzt erwidert der Alm-Öhi die Umarmung – plötzlich ist da ein unverhoffter Moment perfekter Innigkeit. Die anderen spenden lautstark Beifall.

Christine, die anerkanntermaßen „beste Frau Rottenmeier, die wir haben“ (Angelika Scheidig), hilft als Ziegenpeter aus. Sie soll dem Alm-Öhi frische Ziegenmilch bringen, dabei aber nicht einfach schnurstracks die Bühne überqueren, sondern im Zickzack, wie man das eben macht, wenn man zu einer Alm hinaufsteigt, erklärt Angelika Scheidig. „Ich weiß schon, wie ich das mache, nur keine Angst“, sagt Christine und stapft los.

Theatergruppe der OBA (Offene Behindertenarbeit) der Diakonie: „Und die Heidi gibt es doch!“ Mi., 13. Mai, 19.30 Uhr, Disharmonie. Karten: Tel. (0 97 21) 2 88 95.

Mit dem Ofenrohr ins Gebirge: Die Wandergruppe sucht Heidi.
| Mit dem Ofenrohr ins Gebirge: Die Wandergruppe sucht Heidi.
 
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